DSA 5 – Das Betatagebuch I: Helden sollt ihr sein
Hallo zusammen!
Wer wären wir, wenn wir uns bei der DORP nicht mit ins Getümmel werfen würden, wenn wir nicht auch zu jenen gehören wollten, die sich an der DSA-5-Beta versuchen. Und somit trafen wir uns vorgestern am Feiertag, um gemeinsam die Charaktere zu generieren – und wie ich so auf dem Weg zum Treffpunkt war, dachte ich mir, eigentlich könnte ich ja auch ein kleines „Betatagebuch“ anlegen, um unsere Erlebnisse zu teilen.
Jetzt nicht zu jeder Sitzung, aber vielleicht so zu jedem größeren Sinnabschnitt – die Erschaffung, die erste Sitzung und dann vielleicht jedes Mal etwa dann, wenn die Helden auch Abenteuerpunkte erhalten. Sprich: Nach jedem relevante Sinnabschnitt eben.
Auch vielleicht vorweg sagen sollte ich, dass wir bewusst beschlossen haben, keinen „Stresstest“ zu machen. Wir wollen das Spiel spielen, wie wir es auch normalerweise machen würden, nur vielleicht tatsächlich etwas „regelbewusster“ als sonst. Und dann sehen wir ja a) inwiefern DSA 5 zu unserem Spielstil passt (Erwartung: ziemlich gut) und b) inwiefern DSA 5 noch Kinderkrankheiten hat (Erwartung: wäre seltsam, wenn nicht). Und so trafen wir uns halt mit ziemlicher Vorfreude gestern und legten direkt los.
Meine Runde umfasst sechs Spieler und mich als Meister. Damit sind wir ein Spieler mehr, als die offiziellen Beta-Abenteuer vorsehen; ich denke aber, das wird kein Problem werden. Eben jene – so die Marschroute – wollen wir spielen, beginnend mit Die Quelle des Nagrach und von da aus weiter gen Süden. Idealerweise bleiben die Tagebücher hier aber spoilerfrei. Bitte haltet auch eure Kommentare spoilerfrei, ja? Für den Fall, dass einige meiner Spieler hier mitlesen.
Wenn wir dann die Tour beendet haben sollten und genug Spaß an System, Charakteren und Gruppenzusammenstellung haben, werden wir vielleicht in einer zweiten Phase mal austesten, wie gut sich DSA-4-Abenteuer anpassen lassen. Aber erst einmal die Beta-Abenteuer.
Der Eindruck von der Charaktererschaffung ist insgesamt sehr positiv; gemessen an früheren DSA-Generierungs-Orgien sogar atemberaubend positiv. Wir trafen uns um 19 Uhr. Ein Spieler hatte vorgearbeitet und seinen Recken schon gebaut, dafür kam ein anderer schichtbedingt erst gegen 22 Uhr an – und dennoch waren wir um Mitternacht komplett fertig. Das umfasste dann nicht nur viel Nachlesen von Details und das gewohnt ausführliche Wälzen der Vor- und Nachteillisten, sondern auch ein recht ausschweifendes Schnitzelessen in der Mitte, womit sich DSA 5 vom Aufwand her echt entspannt im Mittelfeld typischer Fantasy-Systeme einordnet. Ich denke, wenn wir konzentrierter gearbeitet hätten und die Leute insgesamt schon vertrauter mit dem Buch gewesen wären, dann wäre auch durchaus noch Spiel an dem Abend möglich gewesen.
So nun haben wir uns auf kommende Woche für den Auftakt verlegt, das heißt der erste Spielgefühlsbericht folgt auch bald.
Was nun ist herausgekommen bei der Erschaffung? Zunächst: Helden.
Das war ein wenig Stallorder, ergibt sich aber finde ich auch recht gut aus dem, was das Betaregelwerk bietet. Aber alleine um die Einstiege in die Beta-Abenteuer nicht unnötig zu verkomplizieren, bot sich der Ansatz an, Leute zu haben, die sehr old-school durchaus für den „So schauet, Gefährten, dort drüben: Eine Maid in Nöten verlangt nach uns!“-Stil des Abenteuereinstiegs geeignet sind.
Und im Detail?
Die Gruppe ist sehr schlagkräftig aufgestellt. Dabbert (ein Preisboxer aus dem Mittelreich), der „Lange“ Ju (ein Krieger aus dem Svelltland) und Padraig (Schreibweise noch offen; ein Ritter aus Albernia) bilden gemeinsam sozusagen die Front.
Dort noch unterstützt werden sie von einer gestern noch nicht benannten Rondra-Geweihten, die jedoch nur das halbe Priestergespann darstellt und von Lothar Winterkalt, Peraine-Geweihter der Modellreihe „Bruder Tuck“, ergänzt wird.
Und damit das nicht alles so furchtbar unmagisch und mittelreichisch bleibt, ist da noch Dendarion Eibenstern, ein zauberwebender Auelf, dem die anderen gestern schon versuchten, den Spitznamen „Badoc“ zu geben.
Wir werden sehen, wohin uns das führt.
Dieser Überblick und Einstieg wäre aber nicht komplett, ohne ein paar Stirnrunzler zu ergänzen, auf die wir so während der Erschaffung stießen:
- Die Definition von „aktivierten“ Fertigkeiten hat uns gestern etwas rudern lassen; mehr als an anderen Stellen waren wir uns da teils gehoben unsicher. (Unsere Gretchenfrage war: Wenn aktive Fertigkeiten einen Mindestwert von 1 haben und alle Talente aktiv sind (S. 21), heißt das, dass man in jedem Talent mit einem Wert von 1 beginnt? Die Antwort ist "Ja" (S. 136), fühlte sich aber irgendwie krumm an im ersten Moment.)
- Das gilt noch umso mehr für die Priesterprofessionen, die definitiv noch mit der heißen Nadel gestrickt wirken. Während Magiekundige als Voraussetzung den Vorteil „Zauberer“ durchaus nennen, fehlt bei den Geweihten der Hinweis auf das äquivalent funktionierende „Geweiht“. Dafür ist für die Rondra-Geweihte laut Liste „Schlechte Regeneration“ ein ungeeigneter Vorteil, während der Peraine-Geweihte zwar die Liturgie „Heilende Hände“ auf 7 erhält, diese aber im Buch gar nicht beschrieben wird.
- Der Zauberweber kennt das Problem, zumindest wenn er Schüler der Shayariel ist, denn er beginnt mit „Band und Fessel“ auf 4, der aber ebenfalls im Buch nicht zu finden ist.
- Apropos „nicht zu finden“: Die Liste der enthaltenen Reittiere umfasst zwar eine illustre Preisspanne von 250 Silber für ein Pony bis 2.000 Silber für einen Elefanten, aber die Kosten für ein normales Pferd wären eine nette Ergänzung gewesen. Der Vorschlag am Spieltisch, die beide Kosten zu Mitteln und den „Ponyfanten“ als Reittier einzuführen, wurde allerdings abgewiesen.
- Jeder, jeder, jeder, jeder am Tisch stieß irgendwann bei der Durchsicht der Kampfsonderfertigkeiten auf einen Eintrag, der alleine aufgrund des Namens der Aktion einen Ausruf im Sinne von „Alter, geht’s noch?!“ nach sich zog. Und jedes Mal hatten sie den gleichen Eintrag entdeckt: „Ausweiden“.
Aber das sind Bugs (mit Ausnahme vom Ausweiden, das heißt einfach nur drastisch), die bei einem Beta-Regelwerk nicht schockieren. Der erste Eindruck des Systems abseits der Stilblüten ist erfreulich flexibel und robust.
Tatsächlich noch unsicher sind wir dagegen, ob die generierten Charaktere da jetzt was können. Die Werte an sich sehen teilweise gar nicht so übel aus, gerade verglichen mit früher, wirken derweils oftmals an anderer Stelle aber sogar ein wenig knapp. Welches Bauchgefühl da nun das zutreffende ist – nun, wir werden dem ab dem nächsten Eintrag der Reihe hier weiter nachgehen.
Viele Grüße,
Thomas