Print on Demand bei DriveThru – Ein Erlebnisbericht
DriveThru, der wohl unbezweifelt führende Anbieter von PDFs im Pen&Paper-Segment (und somit in diesem Falle dort von eBooks in jedem Sinne) bietet ja nun seit einer Weile auch einen „Print on Demand“-Dienst an. Das ist für Leute wie mich sicherlich reizvoll, denn einerseits habe ich DriveThru schon immer sehr geschätzt, weil ich darüber in der Lage war, „Bücher“ zu erwerben, die mir schon lange fehlten und die mir bei Amazon wie eBay einfach zu illusorische Preise entgegen warfen. Andererseits aber setzte ich Bücher gerade bewusst in Anführungsstriche, denn auch wenn die Akzeptanz sich da ja zunehmen verschiebt, ich persönlich kann zwar sehr gut verstehen, was Leute an elektronischen Büchern mögen und denke auch, dass man sie anbieten sollte, kann aber ganz privat und persönlich nur wenig Zugang dazu finden.
Hier nun aber scheinen sich genau diese beiden Interessen zu einer ganz neuen Darreichungsform zu verbinden. Grund genug, das mal zu testen.
Die Abwicklung
Ich entschied mich für zwei Bücher, beides White-Wolf-Produkte der World of Darkness. Ich wählte das schon lange vergriffene Mirrors, da mir das ohnehin noch bitterlich in meinem sonst vollständigen WoD-Kern-Schrank fehlte, sowie Glimpses of the Unknown, weil es anders als Mirrors nie ein Druck-Buch war sondern eine der direkten PDF-Veröffentlichungen, die nun auch als Buch verfügbar sind. Also quasi eine Gegenprobe.
Das Interface im Shop ist nicht groß anders, als wenn man dort eine PDF kauft. Wer also schon mal bei DriveThru – oder irgendeinem anderen Anbieter im Internet – etwas bestellt hat, der kommt damit klar. Auffällig für mich als Buchkäufer ist jedoch etwas, was es so bisher nicht gab – ich kann bei jedem Buch entscheiden, ob ich es lieber im Hardcover oder Softcover will sowie, wenn es sie in Farbe gäbe, ob ich das will oder lieber günstiger den Schwarzweißdruck wünsche. Keines der beiden Bücher hat Farbe, ergo fällt diese Wahl weg. Ich entscheide mich für Hardcover, denn das war der Rest ja schließlich auch und die Preise sind dennoch extrem gering. Trotzdem, eines muss man ganz klar hervorheben: Das ist eine In-Macht-Bringung des Kunden, die auf dem Buchmarkt so bisher ihresgleichen sucht.
Für einen minimalen Aufpreis könnte ich auch gleich die PDFs der Bücher in einem miterwerben – aber wie man sich nach dem Anleser denken kann, reizt mich das trotz geringem Preisunterschied nicht.
Der Rest ist unproblematisch. Ich zahle per Paypal, wähle als Porto-Variante den normalen Postweg und gebe, weil ich mir nicht sicher bin, ob Direct Link Lettermail Economy eine Chance hat, meine Packstation zu erreichen, meine Heimanschrift an. Die beiden Hardcover kosten zusammen dank günstiger Wechselkurse albern geringe 32,58 Euro, dazu kommen 4,68 für das Porto.
Die einzige Alternative zu Direct Link wäre übrigens UPS gewesen und viele Jahre Zwangskontakt mit UPS über Auftragsarbeiten haben mich gelehrt, dass ich lieber mit Glas gurgle und dabei Reißzwecke in meine Hand drücke, als mir das anzutun. Andere Leute werden vermutlich andere Erfahrungen haben und sich über den leicht geringeren Lieferzeitraum bei leicht erhöhtem Porto freuen.
Die Lieferung
Man verheißt mir, Produktion und Lieferung würden etwa 13 Tage dauern, Pi mal Daumen. Dabei verrät mir das Interface an keiner Stelle, ob meine Bücher nun bei Lightning Source – dem Dienstleisster, der für DriveThru den Druck abwickelt – in England oder Amerika vom Band rollen, ich tippe aber mal auf England.
13 Tage also?
Pustekuchen! In der Nacht von Samstag auf Sonntag hatte ich bestellt und am darauf folgenden Samstag lehnte das Paket bereits bei mir am Briefkasten. Extrem solide verpackt, stabil, völlig unversehrt und rundum sang- und klanglos. Hervorragend.
Eilig geöffnet weiß ich nun dank Lieferschein, dass in der Tat Lighting Source UK am Werk war und halte die zwei Bücher in den Händen. Schauen wir doch mal genauer hin.
Die Bücher
Von außen kann man auf den ersten Blick kaum erkennen, dass es sich nicht um reguläre Druckmedien handelt. Sicher, dem WoD-Crack fällt schnell auf, dass die teils matte, teils glänzende Oberfläche der Buchdeckel einem reinen Hochglanz-Design gewichen ist, aber das fällt wohl kaum ins Gewicht.
Mirrors ist das erste Buch was ich aufschlage und der Eindruck ist hervorragend. Stabile, aber benutzbare Bindung, ein gutes Papier und vor allem ein absolut rundum gestochen scharfer Druck. Allerdings gibt es einen Makel, der schon laienhaft zu nennen ist – rund um das gesamte Dokument zieht sich ein weißer Rand. Das ist für Leute im Druckbereich jetzt nicht zwingend etwas Ungewöhnliches – dass er aber noch da ist schon! Denn derartige Ränder dienen normalerweise dem Zuschnitt; hier wirkt es nun, als wenn entweder Lightning Source nicht randlos drucken kann, oder aber White Wolf beim Aufsetzen der Daten Unfug produziert haben. Echt nicht schön.
Allerdings muss man der Fairness halber sagen, dass ich ganz ehrlich schnell beim Reinlesen in das Buch gar nicht mehr darauf geachtet habe. Allerdings bleibt so einfach ein gewisser „Copyshop“-Charme bestehen … und der ist nur bedingt bezaubernd.
Glimpses bietet in etwa, aber nicht exakt dasselbe Bild. Die Bindung ist auch hier sehr robust und stabil – was allerdings teilweise zu Ungunsten des Buches ausfällt. Gut, man muss dazu sagen, dass Glimpses of the Unknown mit gerade mal 48 redaktionellen Seiten nun auch nichts ist, was man normalerweise hartbinden würde – allerdings ist es ja nun ein Produkt, dass ich kaufen kann. Um es klar zu sagen: Gemessen an den Produktionsdesastern zu Zeiten der alten World of Darkness ist das hier allenfalls eine Kleinigkeit, allerdings nimmt sich das Buch beim Lesen insgesamt etwas zickiger aus. Wobei es, nachdem man die Bindung mal etwas an den Gedanken gewöhnt hat, dass man das Buch gerne aufschlagen würde, mit der Zeit auch besser wird. Irgendwo hatte ich übrigens vor einer Weile gelesen, der klassische Eigengeruch gerade der White-Wolf-Bücher wäre hier nicht mehr vorhanden. Das kann ich nicht bestätigen. Gerade Glimpses of the Unknown kommt mit dem üblichen, süßlichen Tinten-und-Leim-Muff daher, den die ganze Reihe schon hatte.
Ist das ein Bonus oder Malus? Das muss wohl jeder selber entscheiden, ich aber mag das durchaus.
Und explizit innerhalb der WoD?
Ein paar Anmerkungen noch spezifisch für WoD-Käufer, bevor ich zum Fazit schreite. Was mir zunächst auffiel, war das Ausbleiben jedweder Verzierungen der Innenseiten der Buchumschläge. Da, wo etwa das WoD-Grundregelwerk eine Weltkarte mit Auszügen aus den Illustrationen des Buches präsentierte, prangt hier bei beiden Büchern grelles weiß.
Gleiches gilt, wenn man sich die Buchblöcke beschaut: Die üblichen White-Wolf-Bücher wirken da eher gescheckt, die neuen PoD-Sachen dagegen weiß. Bei den Innenseiten ist es sicherlich einfach produktionsbedingt, beim den Seiten des Buchblocks liegt es dagegen an dem schon erwähnten, peinlichen weißen Rand.
Das Papier der Bücher liegt irgendwo zwischen den besten und schlechtesten Zeiten der Reihe. Das Grundregelwerk und die Produkte in den ersten Jahren danach hatten ein leicht glänzendes, irre hochwertiges Papier, an das die vorliegenden Titel nicht heranreichen.
Müssen sie jedoch auch nicht, denn schon die Eigenproduktionen hatten gegen Ende rapide nachgelassen. Und vergleicht man das Papier der Lighting-Source-Bücher etwa mit dem vom Book of the Dead, so geht der Preis klar an die neuen Produkte.
Zwei weitere Anmerkungen verbleiben – einerseits hat Glimpses of the Unknown keine Buchrückenbeschriftung, was vielleicht daran liegt, dass es so schmal ist; schön ist aber anders. Andererseits fällt auf, dass die neuen Bücher marginal größer sind als die anderen, wenn man sie ins Regal stellt. Ich bin fest davon überzeugt, das wird manchem Sammler die Tränen noch in die Augen treiben, aber auch da gilt für mich: White Wolf waren schon schlimmer. Hatten auch nur zwei Bücher der dritten Mage: the Ascension-Edition die gleiche Höhe? Ich glaube nicht.
Fazit
Insgesamt bin ich ziemlich angetan. Die Abwicklung ist einfach, der Preis sehr niedrig, die Lieferung geht zügig und das alles auch noch völlig international. Die Qualität der Bücher ist ordentlich und sollte sich mit der Zeit auch nur immer weiter nach oben hin verbessern lassen. Genial finde ich die völlig neue Freiheit, als Kunde selber bestimmen zu können, in welcher Form das Format des Buches ausfallen soll. Klar sind auch bisher schon mal Bücher in Hard- und Softcover erschienen – aber auf dem Buchmarkt allgemein selten derart gleichberechtigt und im Rollenspielbereich ohnehin nur in wenigen Ausnahmefällen.
Sicherlich, Hardcore-Sammler werden mutmaßlich an drei Millimeter höheren Bucheinbänden und weißen Seitenrändern verzweifeln, aber für mich sind meine World of Darkness-Bücher Nutzgegenstände. Und genau diese Aufgabe erfüllen diese Bücher perfekt.
DriveThru, ich denke wir hören noch häufiger voneinander.
Und die Bücher selber? Nun, Rezis werden folgen!