Nordcon 2003

Ein persönlicher Rückblick auf den ersten Besuch im hohen Norden

Dieser Artikel gibt keinesfalls (!) die Meinung der gesamten DORP sondern einzig und alleine die von unsere DORP-One Scorpio wieder. Ich fand den NordCon 03 z.B. gut ;-)
- Seele der Schar


Anfahrt
Wenn einem der Regimentsführer anbietet mit auf den NordCon zu fahren, kann man dann nein sagen? Ich konnte es jedenfalls nicht und so willigte ich ein (Gedankenspiele über Dämonenpaktierer sind hier durchaus angemessen!).
Da Hamburg ja etwas weiter entfernt liegt, begann die Reise für mich bereits am Freitag um 9 Uhr. Von Alsdorf nach Aachen, von Aachen dann in die Peripherie der Zivilisation (sprich Eifel, oder genauer Monschau). Mehr als zwei Stunden meines Lebens wieder im Bus verbracht… In Monschau dann bei Néomi ins Auto und den Regimentsführer Thomas eingepackt. Zwei Stunden bis nach Hinter-der-Peripherie (=Gummersbach im Bergischen Land). Frisch und fröhlich kommen die ersten Gedanken auf warum zur Hölle man eigentlich kein Kissen eingepackt hat…
Aber warum Sorge, den ab Gummersbach war ja immerhin schon Halbzeit der Fahrt! Mit Torsten und Matthias waren wir dann zu fünft und komplett (sprich: endlich kein Platz mehr im Auto), also auf zum eigentlichen Ziel: Hamburg!


Ankunft
… knapp fünf Stunden später. Überlegungen ob man nicht vor Ort einen Orthopäden aufsuchen sollte wurden schnell fallengelassen. Nie wieder Witze über Ölsardinen!
Nachdem man dann die Jugendherberge gefunden hatte, begann ein surreales Gespräch mit der netten Dame am Schalter. Fragen ob wir frisch-zwanziger älter als 27 seien, wer aus unserer Gruppe die Frau sei, ob wir alle Jugendherbergsausweise hätten… Jugendherbergsausweise? Das hätte man vorher wissen sollen. Einen ausgefüllten Bogen später marschierten wir dann mit unseren Chipkarten und der Bettwäsche zu unserem Zimmer. Das man bis ins Zimmer geschlagene VIER mal die Chipkarte ziehen musste, lass ich hier einfach mal nicht unerwähnt. Das muss ein umgebautes Gefängnis gewesen sein. Nachdem wir unser Zimmer erblickten, verstanden wir dann auch warum wir das teuerste und nicht, wie gewünscht, das billigste Zimmer bekommen hatten. Die Dusche entlockte meinen Jugendherbergserfahrenen Mitreisenden Jauchzer der Freude!
Da wir beschlossen an dem Abend noch etwas zu essen, besuchten wir die Hamburger Innenstadt. Dort fiel mir vor allem auf, das diese Stadt ziemlich sauber war. Dies könnte vor allem daran liegen das es dort keine Menschen gibt! Naja, zumindest haben wir kaum welche gesehen. Auf dem Rückweg vom Pizza Hut, wo uns ein Chris (werden solche Leute für die Kette gezüchtet oder müssen die den Namen ändern um da arbeiten zu können?) bediente, kamen wir dann noch am SchwuLesBi-Straßenfest vorbei. Allerdings gefiel uns hier die Musik nicht (Schlager-Techno! *würg*) und wir kehrten gen Heimat. Schon vier gezückte Chipkarten später konnten wir uns zur Ruhe betten und erwarteten den nächsten Tag. Den ersten NordCon Tag!

NordCon - Tag 1
"Wenn sie die Warteschlange beim Frühstück umgehen möchten, dann frühstücken sie doch vor 8 Uhr!" Diesen weisen Ratschlag konnte man oft im Frühstücksaal lesen. Nicht weil er so oft angeschlagen war, sondern vielmehr weil man um 6:55 Uhr schon hinter 12 Leuten stand. Nicht das ich etwas gegen Frühstücksausgabezeiten von 7:00 bis 8:30 hätte, man ist ja schließlich in so was wie Urlaub…
Nach reichlichem Frühstück (jeder Gast nicht mehr als 2 Brötchen) packten wir unser Con-Zeug und machten uns, einige Chipkarten später, gen Congelände auf. Vorbei an etwa 100 Leuten die um 7:45 Uhr für´s Frühstück anstehen...
Nach einem kurzen Überfall im örtlichen ALDI Nord standen wir ausnahmsweise mal ganz vorne in einer Schlange. Selbst Scherze wie das Umsetzen des Ticketstandes konnten uns nicht von unserer Position verdrängen. Dann vertreibt man sich noch die Zeit damit die hübschesten LARPerinnen rauszupicken (von denen einige scheinbar wirklich warm hatten; mich störte und stört das im übrigen gar nicht J).
Nachdem endlich der Startschuss fiel, stürmten wir die Hallen und sammelten uns am Games-In Stand um das neue Earthdawn-Team in Augenschein zu nehmen. Da wir bereits vorher erfahren hatten, das der gute alte DeppDepp Earthdawn nicht mehr "supported" waren wir umso erfreuter dort Javen, einen alten Dorp-Earthdawn-Rezensenten zu treffen. Einige Gespräche und Schnäppchen später beschlossen ich dann mir eine Rollenspielrunde zu suchen. Mit einem Blick auf die angebotenen Spielrunden musste man sich dann vor allem bei einem entscheiden: zu weinen oder zu lachen. Scheinbar wurden die Rundenzettel von einem Legastheniker geschrieben. Spielrunden wurden nämlich einem NordCon Organisatormenschen gesagt, der diese dann in den PC eingab und den Zettel ausdruckte. Bei dem reichhaltigem Angebot an Spielrunden fanden sich dann z.B. eine "Vampierjagt". Leider habe ich versäumt, mir einige dieser Verbrechen gegen die Orthographie abzuschreiben, aber dieses Beispiel dürfte ein gutes Bild von der Wand geben.

Vielleicht kann ich ja helfen und zumindest noch den Seidenpfaden, die Tieger, "Das Leben ist Schöhn", die Earthdawnstadt Craters (statt Kratas) und ein "Insomnia" beisteuern, das zu "Insonja" mutiert ist...
- Seele


Ich habe mir in meinem Leben auch so manchen dicken Schnitzer in dieser Hinsicht erlaubt (gerade bei der Überarbeitung dieses Berichtes kommen da Dinge zu Tage...), aber auf der NordCon Wand schien beinahe Vorsatz dahinter zu stecken.
Leicht abgeschreckt widmete ich mich der wunderbaren Welt der kleinen, bemalten Zinnfiguren und spielte eine Demorunde Void. Ein sehr interessantes und spaßiges Szenario, das einem Ego-Shooter nachempfunden war. Durch einiges Glück gelang es mir sogar die Runde zu gewinnen und einen Blister mit Zinnminis zu gewinnen. TSCHAKA!
Etwas später entdeckte Néo dann eine Exalted (bzw. Die Hohen) -Runde in der wir dann auch bis zum Abend unterhalten wurden. Mich konnte das System und der Hintergrund voll überzeugen. Vor allem die deutsche Version mit Städten wie "Scheublick" und Spezialfähigkeiten wie die "Ochsenkörpertechnik". Unterbrochen wurde die Runde nur immer wieder von den Schreien der sich draußen schindenden LARPer (Aufstellen in "Schlacht-Reihen", Brüllen, Aufeinander zu laufen und unentschlossen stehen bleiben) und der Schweizer Shadowrunrunde (die können, wenn sie wollen durchaus auch normal reden!) im gleichen Raum.
Nach Beendigung der Runde gesellte ich mich dann noch in die Hamburger Innenstadt zu dem Rest der Dorp, der dort mit Teilen der Cthulhu Redaktion einen Italiener belagerte (ein Restaurant natürlich, keine Person!).
Nach gemütlichem Abend ging es dann (4 Chipkartenkontrollen später) ins Bett, schließlich mussten wir ja wieder früh raus um zu frühstücken…

NordCon - Tag 2
7 Uhr klingelt der Wecker. 7:15 schälen sich die ersten Mutigen aus den Betten und stolpern Richtung Frühstück. Viel zu spät! Nach lockeren 25 Minuten Wartezeit kann man sich dann gemütlich in den Raum setzen und seine beiden Brötchen essen. Immerhin gibt es Schokoladen-Marienkäfer. Nach dem Duschen (habe ich erwähnt das die Dusche toll war?) wurde dann noch Matthias aus seinem Winterschlaf befreit und die Dorp checkte aus (nachdem man die Bettwäsche durch geheimnisvolle Röhren unterhalb der Anmeldung gestopft hatte. Wer nimmt diese dort unten in Empfang? Besucher welche die Zeche nicht zahlen konnten? Versklavte Kinder? Mutierte Zwerge???).
Versuche das Congelände zu erreichen wurden überraschenderweise auch diesmal nicht durch randalierende LARPer unterbunden, so das ich auch diesmal den Tag wieder mit Demorunden, Spontankäufen und Gesprächen verbringen konnte. Den Abschluss des Tages wurde durch die reizende NordCon Sklavin gestaltet, die mir den NordCon Becher verkaufte, sowie den Abbau der Cthulhu Galerie. Dank dieser Hilfestellung dürfen wir auf einen Auftritt in einer Cthulhu Zeichnung hoffen. Haltet also Ausschau nach den Kultisten Dorplern, oder werden wir gar zu Aliens oder den Großen Alten? Wer weis, wer weis…

Rückfahrt
Auf der Rückfahrt Sonntag Nacht konnten wir uns direkt von der Freundlichkeit und den ausgezeichneten Preisen der Hamburger Tankstellen überzeugen (Achtung, Ironie!). Erwähnenswert sind auf jeden Fall noch die Autobahnstrecke die wir mit 50 km/h zurücklegten (nicht fragen) und DER Spruch der Fahrt: "Mach `nen U-Turn! Wenn du´s machst, biste cool!". Nach der Übernachtung im wunderschönen Gummersbach und der morgendlichen Begrüßung durch einen Eiswürfel (wiederum: nicht fragen!), hatten wir Gelegenheit die nette Mensa kennen zu lernen. Und dann ging es auch schon für die Rest-Gummersbacher nach Hause und ich war erfreulicherweise schon um 20:15 zuhause…

Fazit
Jeweils einen kompletten Tag für die An- / bzw. Abreise; unwissende Orga auf der Messe ("Wo ist den der Turm?" - "Weis ich nicht…"); furchtbare Orthografie (z.B. "Vampierjagt". Das abtippen dieses Wortes tut wirklich weh!); totaler Überlauf durch LARPer und durch deren Prügeleien keine Chance auf Zelten (liebe LARPer, bitte nicht schlagen wenn ihr mich nach der Lektüre dieses Artikels trefft, sonst bestätigt ihr alle meine Befürchtungen). Dazu kommt noch, das mich die Workshops und das Programm nicht wirklich interessiert haben, ganz im Gegensatz zu meinen Begleitern, die fast den ganzen Con in Workshops und Autorenlesungen saßen. Ein ganz dickes Minus geht an die Verpflegungssituation vor Ort. 2 Euro für eine ziemlich dünne Bratwurst, 3 Euro für ein Schmalzbrot, wie auch für einen Teller Erbsensuppe. Negativ ist mir auch wieder der Fantasy Encounter aufgefallen. Dieser Laden schafft es allen Ernstes die Buchpreisbindung zu ignorieren. Leider nicht in der gleichen Weise wie andere Verlage, die unter Messepreisen verstehen, die Preise zu senken. Allen Ernstes! Der Fantasy Encounter liegt immer über dem Empfohlenen Verkaufspreis bzw. über der Buchpreisbindung! Beispiele gefällig? Die neuen SR Actionfiguren, EVP 19,90 Euro. Beim Internethändler Tellurian 18,50 Euro, beim F-Shop auf der Nordcon 19 Euro, beim FE 22 Euro. "Das Herz von Nachtzahn", das fünfte offizielle D&D Abenteuer hat eine ISBN, ist ein Buch, unterliegt der Buchpreisbindung. Tja, dachte ich… Statt der 12,99 Euro kostet das Dingen bei denen 14 Euro…
Das man das Magic- und das MageKnight-Turnier in die Grotten (also, die Kellerräume, neben den Toiletten) verfrachtet hatte, hat den Spielern sicherlich nicht gefallen. Einigen (vor allem den Kritikern dieser Systeme) hat man damit aber sicherlich einige Momente voller bösen, ganz bösen Humors beschert.
Mal vom Con ganz abgesehen, kostet die Anreise nach Hamburg vom Kreis Aachen doch schon eine Menge, besonders wenn man den Umweg über Eifel und Gummersbach fährt.
Positiv ist auf jeden Fall die freundliche und familiäre Atmosphäre, die gute Location, der moderate Eintrittspreis und die zahlreichen Spielrunden. Trotz dem Spaß den die Con gemacht hat und dem Quasi-Urlaub mit Freunden werde ich doch nächstes Jahr wohl dankend abwinken…

 


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