Nordcon 2002

Freitag, 24.05.2002
Morgens 10.00 Uhr + Scimi-Bonus, schellte es an meiner Tür und es konnte endlich losgehen. Nach kurzem Hin und Her erklärte ich mich bereit, den ersten Teil der Strecke zu fahren und nachdem mir Scimi versichert hatte, dass wir auf die A1 müssten und dann dort bleiben, bis wir in Hamburg wären, kam ich zu der Überzeugung, dass es auch für mich nur unter größten Anstrengungen möglich sein sollte mich zu verfahren und so ließ ich hoffnungsvoll den Motor an.
Wir hatten etwa die Hälfte der Strecke erreicht und eigentlich hätte Scimi jetzt weiterfahren sollen, doch leider steckt wir gerade jetzt in einem Stau, also war mit Fahrertausch erst mal Essig, aber man soll ja in allem auch das Gute suchen und in diesem Falle war das die niedliche Fahrerin eines lilafarbenen Golfs, die ich mindestens viermal überholte und von der ich mich mindestens genauso oft überholen ließ, was von meinen Mitfahrern nur mit einem Kopfschütteln quittiert wurde. Tja, das sind eben die Vorteile, wenn man Fahrer ist.


Kurz nach 15.00 Uhr kamen wir in Stade, in welchem wir für die nächsten Tage Quartier beziehen sollten, an. Da man uns in der Jugendherberge vor 17.00 Uhr nicht auf unser Zimmer lassen wollte, beäugten wir Stade, das von Thomas auch, nicht zu Unrecht, "Lovecraft City" genannt wurde, einmal näher und machten uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Nur irgendwie hatte alles, wirklich alles, selbst Imbissbuden leider geschlossen und es bleibt die Feststellung, dass man in Stade offensichtlich mit den Taschen voller Geld verhungern kann. So machten wir uns wieder auf zur Jugendherberge, und diesmal gewährte man uns auch tatsächlich Einlass.
Am Abend gelang es uns dann schließlich doch noch eine nette Pizzeria mit geschmackloser Innenausstattung aufzutreiben und quasi als "Gutenachtgeschichte" verlas ich den Eifel-Artikel, welchen Scimi und Thomas für die "Cthulhuide Welten" verfasst hatten und es stieg die allgemeine Spannung darüber, was wohl Frank Heller, seines Zeichens Chefredakteur der genannten Zeitschrift, davon halten würde.

Samstag, 25.05.2002
Der NordCon! Man hatte es uns nicht leicht gemacht ihn auch zu finden, denn die nette, aber inkompetente Dame im Touristeninformationscenter hat uns auf unsere Frage nach dem Hamburg Haus zum Haus des Sportes geführt; man kann sich vorstellen, dass dies so ziemlich der letzte Ort war an dem drei Rollenspieler heute sein wollten…
Alle Neuigkeiten, die von wirklichem Interesse sein sollten hat Thomas ja bereits in seinem Newsletter genannt und so beschränke ich mich hier auf das Drumherum oder "wie eine große Menge Menschen in einem großen Haus drei kleine Eifler zu beeindrucken versucht."
Der Preis für den missratensten Versuch geht hiermit ganz offiziell an das Con-Team von Games-In. Da fuchtelt ein Mann, der in seinem Leben für das Rollenspiel nicht sehr viel getan hat, außer den Ruf des von ihm vertretenen Rollenspiels zu gefährden, mit seinem Namensschild vor unserer Nase herum begleitet von der, an Dorpling Javen gerichteten, Frage: "Weißt du wer ich bin?" Nun, es ist augenscheinlich, dass man auf diese Frage nicht antworten kann ohne den Fragesteller zu veralbern, hat man doch die Wahl zwischen "Nö" und "Ja, und?". Javen entschied sich für Letzteres, was einen nervigen, aber auf gewisse Weise belustigenden Monolog des "GIs" zur Folge hat.
Wer mich dann schon mehr beeindruckt hat waren die drei Pegasus-Vertreter: Frank Heller, Tom Finn und Steffen Schütte. Thomas mittlerweile doch erheblich gestiegene Nervosität versuchte ein wenig zu zerstreuen ("Sie grüßen dich noch, kann der Artikel ja nicht so schlimm gewesen sein"), wohl vergebens. Frank Heller hatte dann noch einige, sinnvolle Verbesserungsvorschläge, die er gerne implementiert sehen würde. Im Übrigen war sein Gesicht, als im gewahr wurde, dass es sich nicht um einen Fehler von Thomas handelte, sondern dass in der Eifel tatsächlich über 1200 Jahre Hexenverbrennungen stattfanden einfach (mythos-)göttlich. Wir waren schon immer ein sehr konsequentes Völkchen…
Steffen Schütte gelang es dagegen mich für einen kurzen Augenblick sehr zu erschrecken, nicht mit einem Cthulhu-Szenario, sondern einfach weil er Steffen Schütte ist, Thomas weiß wohl was ich meine… Frank Heller verteilte dann am Ende noch ein paar Freebies, unter anderem die letzten Exemplare der ersten "Cthulhuide Welten", auf Thomas Rat eine zu ergattern erwiderte ich, dass ich noch nicht einmal das Grundregelwerk besäße… ein Umstand den es mir am Abend noch zu ändern gelang.
Als Ausklang wohnte das Triumvirat noch einer Diskussion über den ganzen Götterfirlefanz von DSA bei, die anderen Beiden mögen es interessant gefunden haben, ich fand es so spannend wie Gras beim wachsen zuzusehen.
Und so harrten wir der Dinge, die noch kommen mochten.

Sonntag, 26.05.2002

Man begann den zweiten Con-Tag damit sich über den Fantasy-Romanzyklus "Die Gezeitenwelt" zu informieren, welches die mir bekannten Bernhard Hennen und Tom Finn, sowie zwei mir bis dato vollkommen unbekannte DSA-Autoren unter einem Dach vereint. Was ich über und aus dem ersten Roman hörte gefiel mir, was ich dagegen über und aus dem zweiten Roman hörte missfiel mir.
Einem darauffolgenden weiteren DSA-Vortrag entfloh ich aus purem Desinteresse und ließ meine zwei Kameraden allein zurück. Am Projekt Odyssee-Stand traf ich dann auf Stefan Sauerbier, seines Zeichens Chefredakteur der LORP. Nach einem kurzen Gespräch begab man sich dann in einer kleinen Gruppe auf die vergebene Suche nach einem chinesischen Schnellimbiss, unsere Odyssee endete schließlich bei einem kleinen, aber feinen Italiener, während sich Thomas und Scimi also über Engel und Fliegen informierten ließ ich mir im Kreis durchweg sympathischer Leute meine Pizza schmecken.
Als das Triumvirat schließlich wieder zusammenstieß beschloss man Richtung Heimat zu fahren, um dem allgemeinen Abschlussgedränge zu entfliehen.

Montag, 27.05.2002
Mein erster Tag in Hamburg selbst, die große Hansestadt.
Als erster Punkt stand eine Besichtigung der Hamburger Speicherstadt auf dem Programm, die durchaus schön aussah, aber leider an der typischen Krankheit alter Häuser litt: Überall Gerüste, Baustellen, Renovierungsarbeiten. Und dann entdeckten Scimi und Thomas tatsächlich eine Immobilie, die als Residenz von "Burkhard Securities" geeignet wäre, dass mir ein anderes Haus besser gefiel und mein Magus immerhin Besitzer von "Burkhard Securities" ist, spielte für die Beiden dabei wohl eher eine untergeordnete Rolle…
Da sich der "Hamburg Dungeon" ebenfalls in einem Gebäude der Speicherstadt befindet, war es nur eine Frage der Zeit bis wir ihn fanden, weil das Triumvirat ferner wenig mit einem Dungeon, aber viel mit einer x-beliebigen Einkaufsmöglichkeit anfangen kann, übersprangen wir die Besichtigung der eigentlichen Attraktion und begaben uns direkt in den Shop, wo Scimithar ein paar Objekte sondierte, welche den Daheimgebliebenen als Präsente überreicht werden sollten.
Nach einem kleinen Spaziergang durch Hamburg, gelangten wir schließlich in einen kleinen, namenlosen Spielladen, in dessen Rollenspielabteilung wir für ein paar Stunden verschwanden, anschließend unterzogen wir noch einen herrlich an vergangene Kindertage erinnernden Spielzeugladen und die bekannten Kaufhäuser einem kritischen Blick und förderten dabei ein paar erste Bücher sowie einige Hosen zu Tage.
Auf dem Heimweg wurden wir noch mit Eiern beworfen und wüst beschimpft, wie es sich eben für die freundlichen Norddeutschen gehört, nicht wahr Thomas?

Dienstag, 28.05.2002
Dienstag war wohl der fürchterlichste Tag, Thomas und Scimithar wollten mit ihren "Schwerter und Helden"-Boxen probehalber einen Charakter entwerfen, wofür sie von Morgens 9.00 Uhr bis Nachts 23.00 Uhr brauchten, was weniger an DSA lag, sondern mehr an der Tatsache, das unser geistiges Niveau im Sturzflug an Höhe verlor, bis es an einem Maß angelangt war, für das andere Menschen mehrere Liter Alkohol benötigen, wir aber waren erschreckender Weise nüchtern. Bezeichnend ist wohl, dass man sich am Folgetag an viele Dinge des Dienstags nicht mehr erinnern konnte…
An Produktivem förderte der Tag wenigstens noch ein paar Postkarten zu Tage, deren Inhalt wie es mir scheint allerdings auch unter dem allgemeinen Verstandverlustes zu leiden hatte…

Mittwoch, 29.05.2002
Mittwoch war Shopping-Tag, nachdem wir am Montag in besagtem kleinen Spielladen sondiert hatten, was uns gefiel, schlugen wir heute zielsicher zu, womit das Tagesgeschäft des Besitzers wohl gerettet gewesen sein durfte…
Anschließend gaben wir unsere Seelen in der "Bücherei Schwarz" vollkommen der Verdammnis preis. In der Secondhand-Bücherei fand man alle möglichen und unmöglichen Bücher, konnte stundenlang in diesem Schlaraffenland für Leseratten stöbern, förderte immer wieder etwas Neues zu Tage und die Zeit verging förmlich wie im Fluge. Jeder von uns trug einen ansehnlichen Bücherstapel Richtung Kasse, der woanders locker ein Vermögen gekostet hätte, hier jedoch zu einem Spottpreis zu haben war, insbesondere Thomas erwarb Erstauflagen und limitierte Ausgaben, die in Ebay für mehrere hundert Euros gehandelt werden zu einstelligen Preisen.
Unsere abschließende Suche nach dem angeblich in der Nähe liegenden "Drachenei", war leider nicht von Erfolg gekrönt, was auch wenig verwunderlich war, denn wie wir tags darauf erfuhren war das "Drachenei" umgezogen.
Zu Hause betrachtete ein jeder noch einmal, was er da genau erstanden hatte und räumte es zufrieden in seinen Schrank.

Donnerstag, 30.05.2002
In Hamburg gibt es einen Friedhof, den Friedhof Ohlsdorf, das ist ein wahnsinnig großer Friedhof, der nur noch wenig mit dem zu Tun hat, was ich mir unter einem Friedhof vorstelle, er wirkt mehr wie ein riesiger Stadtpark, wo eben ein paar Grabsteine und Grüften liegen, ein Stadtpark mit eigenem Sicherheitsdienst, eigenen Bushaltestellen und eigenem Informationscenter. An wahrhaft merkwürdiger Ort.
Keine hundert Meter von diesem entfernt befindet sich übrigens "Dragonworld", wo zwar die original Dorp-Würfel zutage gefördert wurden, welcher als Vor-Ort-Shop aber in meinen Augen dennoch ganz furchtbar mies ist, auch wenn es schön ist zu sehen, wie Online-Bestellungen abgewickelt werden: Es geht eine E-Mail ein, ein Hand saust an mir vorbei ins Regal, greift zielgerichtet nach einem Produkt, welches anschließend verpackt und auf einen großen Haufen mit anderen verpackten Produkten gelegt wird.
Am Nachmittag schauten wir uns dann noch ein größeres Museum an, neben den teilweise wirklich beeindruckenden Ausstellungsstücken, ich denke hier insbesondere an kunstfertig verarbeitete Schränke und Tische, sowie einen äußerst interessanten Spiegel, sollte das Museumspersonal in Form von Herr Tietjens erwähnt werden, der einem eine Führung nicht nur anbot, sondern förmlich aufdrängte und so manch interessante Details zu erzählen wusste. Als die Zeiger immer näher Richtung 18.00 Uhr rückten, zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns mit Javen verabredet, um die Gelegenheit wahrzunehmen einmal einem Treffen des Hamburger Rollenspielvereins beizuwohnen, huschten wir dann von Schatten zu Schatten, in der Hoffung ungesehen Richtung Ausgang zu gelangen und einzig dem Umstand, dass keiner von uns seine Proben vermasselt hat, ist es zu verdanken, dass wir Javen wie vereinbart Treffen konnten.
Der Abend klang dann mit den sehr sympathischen Hamburgern aus, deren StarWars-D6 Runde wir für ein paar Stunden beiwohnten und die wir hoffentlich auch ein wenig bereichern konnten.

Freitag, 31.05.2002

Tag der Abreise. Summa Summarum kann ich sagen, dass Hamburg eine schöne Stadt, ist, die mir aber dennoch bei weitem nicht so gut gefällt, wie Aachen oder gar München, Scimis Unterstellung, dass Norddeutsche einfach sympathischer seien als die Süddeutschen wurde in meinen Augen nicht zuletzt durch den Eierwurf lügen gestrafft, bei meinem letzten Besuch in München wurde ich wohl deutlich herzlicher empfangen. Was das Rollenspiel angeht, so ist Hamburg allerdings mit seinen diversen großen Läden, dem NordCon und nicht zuletzt dem Rollenspielverein wahrscheinlich eine der ersten Adressen in Deutschland.
Eine langweilige Autofahrt später kamen wir dann auch wieder in der Eifel an, wo ich von meiner Mutter mit den herzerwärmenden Worten: "Was will der denn schon wieder hier?" empfangen wurde; zu Hause ist es doch am schönsten ;-){jcomments on}