Der Teddy muss sterben!

Der Teddy muss sterben!
Oder: ein ganz besonderer Abschied von der WoD 1.0

Dunkle Nebelschwaden lagen schwer in den Tälern, boten den Kreaturen der Schatten eine Zuflucht. Düster, wie die eisige Klaue eines verderbten Dämons, ragte das alte Herrenhaus in den finsteren Nachthimmel hinauf.
Drei ungleiche Gestalten hatten sich Zugang zu dem Bauwerk verschafften. Er, in einen langen braunen Mantel gehüllt, ein in einem riesigen Kreuz mündendes Schwert auf seinem Rücken, hielt eine Shotgun in der einen Hand, während der mit der anderen lässig seinen Dreitagebart rieb.
Zwei Frauen begleiteten ihn. Die eine, ein junges Mädel aus dem Ort, fühlte sich sichtlich wohl in ihrer blauen Jacke mit den plüschigen Ärmeln; ihre zwei automatischen Pistolen schien sie aber auch zu schätzen. Die Dritte im Bunde trug eine Jeans, der ein komplettes Hosenbein fehlte, einen roten Strickpuli und eine M16 – insgesamt eine eigenartige Personengruppe.
Langsam schritten sie die knarrenden Stufen der alten Treppe hinauf, stark im Glauben und von ihrer Mission erfüllt. Muffig drückte die schwere Luft des Degenhart-Anwesens auf sie,doch beirrte sie das nicht.
Als sie das Ende der Treppe erreichten, wandten sie sich, mehr aus Routine, zur rechten Flurseite herab. Sie wussten nicht genau, wen sie suchten, aber der Drahtzieher allen Übels musste hier irgendwo sein.
Im Schatten, fast unsichtbar, lauerte jedoch ein Übeltäter nahe der Gruppe im Schatten. Die Augen wurden von seinen halb verrotteten Liedern halb geschlossen, als er langsam und bedächtig seine Pistole hob und einen ersten Schuss auf die Dreiergruppe abgab.
Er sollte nie erfahren, was ihn genau erwischte, denn kaum dass das eben abgefeuerte Projektil in den Holzrahmen neben der Gruppe einschlug, fuhr diese herum. Mündungsfeuer blitze aus allen Rohren auf, zerfetzte den gesamten Körper der Untoten und verstummte, nicht eine Sekunde später. Unbeirrt zogen die drei Jäger weiter.


Kurz darauf betraten sie einen weiteren Raum des Herrenhauses – und traten damit genau in die Falle, die Degenhart ausgelegt hatte. Augenblicklich richteten rund zwanzig Untote Schrotflinten auf sie, akrobatische Vampirinnen zogen ihre Uzis und rückten näher, andere Zombies schwankten dem frischen Fleisch, Vieh für die Schlachtung in ihren Augen, näher.
Der Kampf dauerte nicht lange, der Ausgang war aber dennoch unerwartet.
Ein "Fuck!" war aus dem Munde des Techno-Girlies entwischen, hatte zugleich aber auch wie ein Zündfunke für die Dreiergruppe gewirkt. Plötzlich flammten violette Energieladungen rund um die Frau im roten Pulli auf. Ebenso plötzlich eröffnete die andere das Feuer mit beiden Händen.
Der Mann, locker lässig, legte das Gewehr beiseite, reckte seinen Arm der nahenden Brut der Hölle entgegen und ein blauer Lichtblitz schlug ihnen entgegen, leerte fasst den gesamten Raum auf Anhieb.
Vier Sekunden später stand dort nichts mehr, aber die drei Recken standen knietief im Blut.


Willkommen, liebe Leser, willkommen.
Frei nach dem Motto "Nicht immer wenn du schwarz siehst, ist's die Welt der Dunkelheit" begrüßen wir euch heute hier zu unserem ganz privaten Abgesang auf die World of Darkness. Der Hamster und ich, als alte WoD-Veteranen und bekennende Magus-Fans, sowie Scorp, der auch seinen Teil vom Kuchen haben wollte.

Damit wir uns aber so richtig die Kante geben konnten, hatten wir einige Testobjekte erwählt, die wir bisher so in der Praxis nicht erlebt hatten, sowie unterstützende Mittel. Unser Ausrüstung:
* 1 "Hunter: the Reckoning" GameCube-Spiel
* 1 Komplettset "Kindred: the Embraced", die TV-Serie
* 1 Kasten Cab (Cola/Bier-Gemisch).

Ursprünglich hatten wir uns nur für die TV-Serie getroffen, doch da Scorp und ich neulich schon so unterhaltsame Erfahrungen mit dem GC-Spiel zu "Hunter" gemacht hatten, wurde der Hamster eben zu Teilnahme genötigt. Rückblickend betrachtet, hat es sich sicherlich gelohnt.
Aus einem kurzen Ausflug wurde ein mehrstündiger Aufenthalt in dieser ganz eigenen WoD, aus dessen routiniertem Teil auch die einleitende Kurzgeschichte abgeleitet ist.v Bis es aber so weit war, hatten wir viel zu tun. Nachdem wir, wie immer, mindestens zehn Minuten damit verbracht hatten, nicht aus dem Tutorial herauszufinden, fanden wir uns auf den Straßen des Ortes Ashcroft wieder. Arme Zombies. Arme, arme Zombies.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten und endlosen Aufenthalt beim ersten Endgegner und einigen interessanten Erkenntnissen ("Ach, ich hatte ja noch Waffen, hab nur immer die falsche Taste gedrückt!", "Boah, der kann Kungfu, dat is' 'ne Vampir!") standen wir der ersten wahrlich schweren Hürde gegenüber: einem mutierten Riesenteddybären.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, uns jedenfalls ging es jedenfalls ziemlich gegen den Strich, von einem mutierten Riesenplüschtier mit Sägemehl zu Tode gekotzt zu werden. Darum nutzten wir dann auf erstmalig ein Savegame, rückten wieder in die Schlacht und nachdem diese Bestie des Bösen in all ihrer ... Plüschigkeit ... dann gefällt war, zogen wir weiter.

Um es kurz zu machen: zu dem Zeitpunkt, an dem auch die Einleitungsgeschichte ansetzt, hatten wir so ziemlich alles an Waffen bei uns, was wir uns wünschen konnten. Maschinenpistole, M16, Schrotflinten aller Art, eine Kettensäge und einen Flammenwerfer.
Unser Kasten war dafür bereits über die Hälfte geleert.
Sage und schreibe 2000 Zombies waren unserer Mordgier zum Opfer gefallen und mehr oder weniger sang- und klanglos auf der Strecke geblieben. Oh, ja, und nebenbei haben wir ebenso astronomischen 21 Unschuldigen das Leben gerettet.
Okay, eine etwas einseitige Quote vielleicht, aber uns war es gut genug...
Nun, so bewaffnet marschierten wir dann in das Zimmer des Vampirs, welcher uns freundlich auf die Vorteile von Schattenspielen und Geschwindigkeit hinwies – in kurzer Konsequenz waren wir dann alle so richtig in den Fritten und beschlossen, die Jagd für heute dann doch mal Jagd sein zu lassen.

Statt dessen riskierten wir den Umstieg zu "Kindred: the Embraced". Für die, die in der Materie vielleicht nicht so drin stecken: K:tE ist eine auf "Vampire: die Maskerade" basierende Fernsehserie aus dem Jahr 1996 gewesen, die so endlos gut war, das selbst die Teststaffel nach acht Episoden abgebrochen wurde. Mir Recht, aber dazu komme ich noch.
Grund dafür dürfte erstrangig der Produzent der Serie gewesen sein, denn niemand geringeres als Aaron Spelling, dem Kopf hinter Beverly Hills, 90210, war dafür verantwortlich. Dementsprechend ist die Färbung der Serie doch etwas ... einseitig.
Der Pilotfilm beginnt mit einer Szene, in der zwei Vampire einen Dritten über Hausdächer jagen. Bei Tageslicht. Aber, wir sollten schnell herausfinden, das nimmt man hier nicht so genau.
Ebenfalls am Tatort ist Frank, Polizist mit Leib und Seele, wie man an seinem absoluten Klischee-Outfit jede Sekunde lang sehen kann. Frank, das muss man wissen, schläft nämlich freizeitlich mit einer Toreador. Weiß aber nicht, dass diese ein Vampir ist ... und diese tötet ihn nicht, weil sie ihn liebt. Öh, ja.
Dieses Verhalten ihrerseits wird aber nur toleriert, weil sie die Ex vom Prinzen der Stadt ist. Dieser ist vom Clan, jetzt kommt es, Ventura, und ohnehin 'ne ganz große Nummer. Er kriegt nichts auf die Reihe, besitzt die Autorität einer Erdnuss und lässt sich wiederum von seinem Mentor beraten. Der war seinerseits Prinz der Stadt, ist aber zugunsten seines mit Julian Luna besonders sinister benannten Nachfolger abgedankt. Nicht wahr?
Julian, jetzt wo er mit Toreador Nr. 1 nicht mehr schlafen kann, schläft daher nun mit Toreador 2. Und während die Braut des Polizisten immer in weiß herum rennt und blonde Haare hat, hat die Braut des Prinzen schwarze Haare und trägt immer schwarz. Außerdem besitzt sie einen Nachtclub namens "The Haven". In der zweiten Episode verknallt er sich auch noch in eine Reporterin, harrt sogar ganz verliebt vor deren Türe aus. Bei Tag, aber ich sag schon gar nichts mehr.
Weil er aber auch ach so eine Pflaume ist, will ihn der böse Eddie vom Clan Brujah auch entmachten. Der ist nämlich böse, tut nur böse Dinge, guckt immer böse und sieht dabei noch nicht mal aus wie ein Model. Skandal!
Damit dem armen Prinzen da also nichts passiert, hat er Verbündete. Einmal den Nosferatu, eine Sparausgabe vom Grafen Orlok, der feist guckend und Bilder zerschneidend im Keller des Hauses des Vent...ura wohnt. Und den Clan Gangrel, der nur aus Bikern Mitte zwanzig besteht und deren Chef, da schließt sich der Kreis, der Vampir ist, der am Anfang des Piloten über die Dächer gejagt wird. Von Brujah.
Um die Sache dann noch endgültig zu verbauen, gibt es noch eine junge Verwandte von Luna, ebenfalls rebellisch, trinkend und eigentlich recht hübsch. Das wiederum rafft auch der neue Chef der Gangrel schnell, der ein augenblickliches Bedürfnis zur Kopulation in seinen toten Lenden verspürt.

Ja, man merkt es schon und Scorp formulierte es treffend, ein Großteil der Show spielt in Betten. Das ist zwar ein interessantes Mittel um über Lücken in der Handlung hinweg zu täuschen ... nur gelingt es nicht. Neben all dem kann man für die WoD-Kenner noch ergänzen dass die Vampire Wein trinken, die eine Toreador gerne Steak ist, in antiken Büchern schon die Cover der Clansbücher enthalten zu sein scheinen, die Maskerade den Vampiren hier das Töten von Menschen verbietet und man diesem Prinzen wörtlich ins Gesicht sagen kann, dass er nichts als Prinz taugt ... und davon kommt.
Weiterhin kann man festhalten, dass wenn wir das Trinkspiel, welches der Hamster und Scorp angedacht hatten (einen Kurzen für jeden Bruch mit der WoD), ich diesen Bericht aufgrund eines akuten Falles von Tod durch Alkoholvergiftung nicht mehr schreiben würde.
Und, last but not least, dass wir diese grunzschlechte Serie nach exakt zwei Episoden, also rund 120 Minuten, abgebrochen haben.
Der Kasten war auch leer.

Nee, also es war schon ein unterhaltsamer Abend, aber die Highlights der WoD haben wir da auch nicht gerade durchlebt...{jcomments on}