BattleTech - Classic 05 - Clangründer 2 - Traum

Der Exodus der Sternenbundstreitkräfte unter General Kerensky und die daraus folgende Gründung der Clans ist eine der faszinierensten geschichtlichen Epochen des BattleTech-Universums. Mit der Roman-Umsetzung dieses sehr wichtigen Aspektes wurde dann auch der BattleTech-Line Developer Randall Bills betraut - der sich damit aber völlig übernommen hat. Bereits der erste Band darf zu den schlechtesten Romanen der Reihe gezählt werden, doch was der Autor mit dem zweiten Band abliefert, ist der absolute Tiefpunkt literarischer Leistung und ein Ärgernis für jeden Fan der Serie.

Das Cover des Bandes ist zumindest gut gelungen, wie es von Franz Vohwinkel nicht anders zu erwarten war. Erfreulicherweise hat es sogar einen Bezug zum Inhalt und stellt eine Szene aus einem der beiden Mechkämpfe des Buches dar.

Die Entstehungsgeschichte des Bandes ist schon ein Kapitel für sich. Zunächst benötigte der Autor extrem viel Zeit für den Roman, so dass dessen Veröffentlichungstermin immer weiter verschoben werden musste. Um dies mal zu verdeutlichen: Dieser Roman ist eigentlich der fünfte in der Classic BattleTech-Reihe. Es sind aber die Romane sechs, sieben, acht und neun VOR dem fünften Band erschienen. Danach verunglückt der Übersetzer Christoph Nick bei einer Klettertour in den Anden tödlich und die Übersetzung wurde an Reinhold H. Mai weitergeleitet. Das endgültige Produkte hat dabei einige Merkwürdigkeiten, so wird ein Gegner einmal so beschrieben, dass er einen Meter größer wäre als die Frau des Protagonisten. Selbst wenn sie eine ziemlich kleine Frau sein sollte, worauf im Roman nie verwiesen wird, wäre der Gegner mehr als zweieinhalb Meter groß und würde niemals in ein Mechcockpit passen.

Nachdem im ersten Band der größte Exodus der Menschheitsgeschichte, die Ankunft in der neuen Heimat und das erneute Aufflackern alter Konflikte beschrieben wurde, das einige der Flüchtlinge zu einer neuen Flucht veranlasste, beschreibt Clangründer: Traum nun die Gesellschaft dieses zweiten Exodus. Der Leser wird dabei wieder mit Andrej Kerensky durch die Handlung geführt. Die Figur dient als Anker und alle Geschehnisse werden aus ihrer Sicht beschrieben. Dabei gesteht der Autor dem Leser aber keine eigenen Sichtweisen zu, sondern lässt Andrej immer alles ausführlich und sehr emotional kommentieren. Die Gefühlswelt des Protagonisten wird dabei leider sehr klischeehaft und blumig beschrieben. Es ist sehr anstrengend und nervig, eine Hauptfigur zu haben, die offensichtlich extreme seelische Probleme hat, welche in unserer Welt durch Medikamente behandelt werden würden. Zum Ende des Romans ist Andrej fast 50, benimmt sich aber immer noch wie ein verzogener Zwölfjähriger, dem man an der Supermarktkasse die Süßigkeiten verweigert. Um im zweiten Exodus zu überleben, beschließt der Anführerer der Gruppe, Andrejs Bruder Nicolas, die gesamte Gesellschaftsstruktur zu ändern, da man sich von alten Vorstellungen lösen müsste. Es kommt zu einer mystisch bis faschistisch verklärten Militärdiktatur, welche die Grundlage der Clanstruktur bildet. Diese sicherlich kritisierenswerte Gesellschaftsform wird von Andrej aber nicht adequat wiedergegeben, da dieser dem Leser immer nur weinerlich seine eigenen Problemchen vorheult. Seine Frau interessiert sich mehr für ihren militärischen Posten, sein Bruder wird von einer Frau manipuliert, etc. pp. Einer der Tiefpunkte ist der Augenblick, wenn er in seinem Mech einen anderen Krieger tötet und danach in monatelange Depression verfällt. Wahrlich kein glorreiches Bild von einem Krieger. Andrej schildert immer wieder, wie enttäuscht sein Bruder von ihm zu sein scheint, was ihn nur noch depressiver werden lässt. Leider versteht der Leser Nicolas in diesen Momenten immer sehr viel besser als den eigentlichen Protagonisten.

Ein weiteres Manko: Auch die Gesellschaft selber wird kaum geschildert. Die Erzählweise ist im besten Falle bruchstückhaft. Man hat immer den Eindruck, dass man einen unfertigen Roman liest, bei dem mehrere Kapitel fehlen. Der Autor springt zwischen zwei Kapiteln stellenweise um mehrere Jahre, wobei in diesen Jahren die eigentlich interessanten Dinge geschehen. In den beschriebenen Kapiteln hält man sich mit Unzulänglichkeiten auf. Da spricht Andrej seitenweise mit seinem Priesterfreund, ohne dass das Gespräch eine Relevanz hätte oder der Charakter im Rest des Buches noch einmal auftauchen würde. Und der Priester sei hier nur einmal exemplarisch genannt, denn im ganzen Buch werden wahllos Nebencharaktere und Namen verwendet, die dem Leser nie wieder begegnen oder die man sofort wieder vergisst, weil sie nichts Interessantes tun. Stellenweise werden bereits aus früheren Romanen bekannte Elemente der Clans verarbeitet, doch diese wirken sehr künstlich und aufgesetzt. Es kommt zu keinem Zeitpunkt des Romans eine atmosphärische Dichte auf, man erfährt nicht, wie die Bevölkerung allgemein auf die Änderungen reagiert und was andere darüber denken. Es geschieht einfach. Selbst Andrej tut nie etwas gegen die Entscheidungen seines Bruders, flüchtet sich in Selbstmitleid und führt die Anweisungen trotzdem aus.

Wer bis jetzt immer noch nicht überzeugt werden konnte den Roman nicht zu lesen, dem sei noch folgendes mitgeteilt: Die Schriftgröße und der Schriftsatz sind um einiges größer als noch beim ersten Teil der Trilogie. So erhält man weit weniger Lesematerial als gewöhnlich und das bei einem extrem mageren Umfang von noch nicht einmal 250 Seiten Roman. Bei einem Preis von 9 Euro kann man schon von einem erbärmlichen Preis-Leistungsverhältnis sprechen.

Dieser Roman kann beim besten Willen nicht empfohlen werden. Er ist der literarische und erzählerische Tiefpunkt der BattleTech-Reihe und ein Schlag ins Gesicht für jeden Fan.


Name: Clangründer: Traum 
OT: Foundation of the Clans - Vision of Rebirth {jcomments on}
Verlag: Fanpro 
Sprache: deutsch
Autor: Randall Bills 
Empf. VK.: 9 Euro 
Seiten: 251 
ISBN: 9783890645971