BattleTech - Classic 10 - Früchte voll Bitterkeit
Früchte voll Bitterkeit. Seltsamer Titel eigentlich. Aber wenn man einmal erkennt, dass der Planet Tamarind nach Sauerdatteln benannt ist, dann ergibt das durchaus Sinn. Der Roman ist zur Zeit des ersten Sternenbunds angesiedelt und spielt im Marik-Raum. Eine religiöse Sekte plant ein Kind der amtierenden Herrscher zu entführen, während es seine Großeltern besucht. Es werden Schläfer eingesetzt und Teile des Militärs ausgeschaltet um den Planeten kontrollieren zu können. Allerdings haben die Agressoren nicht damit gerechnet, dass einige Offiziere entkommen und sich mit einem Mech-Fan-Club von Jugendlichen verbünden um den Planeten aus der Hand der Sekte zu befreien.
Schon im Vorfeld hatten einige Leute bei dem Hinweis auf die jugendlichen Mech-Fans eine ablehende Haltung eingenommen. Doch das tut dem Roman Unrecht, denn es gibt viel mehr zu bemängeln. So ist der Plan der Sekte, durch die gewaltsame Besetzung des Planeten und die Entführung des Thronerben die Legalisierung ihrer Religion zu bewirken, so blödsinnig, dass er durchaus auch real vorkommen könnte. Das die Sekte dann aber ein über Jahrzehnte aufgebautes Schläfernetzwerk aus 150 Personen dafür benutzt Verwirrung und Aufstände in der Bevölkerung zu verursachen erscheint dann doch etwas seltsam. Denn obwohl mehrere Aktionen der Schläfer zu Beginn des Buches geschildert werden, sind doch nur ein bis zwei wirklich ausschlaggebend. Die sozialen Unruhen dienen eh nur der Ablenkung, damit eine Söldnereinheit der Sekte die Kaserne und die Funkzentrale des Planeten besetzen kann. Und hier wird es wieder wunderlich. Es gibt riesige Explosionen in der Kaserne, Dutzende von Menschen verschwinden und keinem fällt auf, dass da möglicherweise etwas geschehen sein könnte. Dutzende von Menschen mussten jeden Tag zur Arbeit gefahren sein, die dann abends nicht mehr nach Hause gekommen sind. Was ist mit den Heimschläfern, die morgens zur Kaserne fahren und explizit erwähnt werden? Keine Antwort, es fällt eben aufgrund der vielen Demonstrationen und dem Schläfer-Polizeichef nicht auf.
Erstaunlich ist auch, dass man bis etwa zur Hälfte des Romans keine Figur hat, die man als Protagonist erkennen könnte. Immer wieder werden Leute und Orte beschrieben, die später nie mehr auftauchen. Wenn dann aber der gehbehinderte, jugendliche Mech-Fan zum ersten Mal auf den Leser trifft, dann kann man sich schon denken wie der Roman enden wird. Die "Freunde der Mechs", wie sich der Mech-Fan-Club nennt, leiden dabei arg unter dem Wesley Crusher-Problem. Sie sind noch nicht volljährig, gehen noch zur Schule, haben aber immenses Wissen und Fähigkeiten. Das bizarreste aber ist, dass sie BattleMechs-Teile besitzen. Sie dürfen noch nicht einmal Auto fahren, haben aber militärische Hardware, die ein Vermögen kostet?
Die geflohenen Offiziere beweisen einen sehr ungesunden Mangel an Paranoia, als sie mal eben allen Leuten die sie treffen von ihrem Plan und der Besetzung der Kaserne erzählen. Zu ihrem Glück ist aber kein (ernstzunehmender) Schläfer bei den Leuten und sie können mit Hilfe der Jugendlichen den Mech zusammenbauen und einsetzen. Entweder habe ich die bisherigen BattleTech-Romane nicht verstanden, oder man braucht vielleicht doch nur eine Garage und Laien um aus Überresten eines Mechs innerhalb von Tagen eine funktionierende Kampfmaschine zu erschaffen. Dass der Clint-Mech dabei nicht einmal mit Originalbauteilen bestückt wird, scheint die Reperatur nicht zu erschweren.
Dazu kommen noch einige seltsame Details. So benutzt die Feuerwehr des Planeten dicke C-Rohre zum Löschen. Das erwähne ich natürlich zum einen um mit meinem über Jahre angesammelten Wissen in der Freiwilligen Feuerwehr zu prahlen und zum anderen, weil sich dieses System der wasserführenden Amaturen scheinbar nicht nur interstellar durchgesetzt hat, sondern auch noch 600 Jahre in der Zukunft Verwendung findet. C-Rohre sind nebenbei bemerkt auch eher die dünneren Schläuche, B-Rohre werden meist zur Weiterleitung des Wassers verwendet. Das sei aber mal exemplarisch dafür genannt, dass die immer als überlegen dargestellte Technologie des Sternenbunds hier keine Erwähnung findet. Die einzige Ausnahme scheinen die Mechsimulatorkapseln in der Spielhalle zu bilden, die scheinbar militärische Qualität besitzen und Jugendliche 1:1 auf das Steuern eines Mechs vorbereiten. Da hilft es auch nicht mehr Wortspiele einzubringen, wie im Einleitungszitat des 15. Kapitels, wo von einem Komiker namens Vern Err Fox geredet wird. Wer den Geschäftsführer von Fanpro kennt, kann hier einmal schmunzeln, der Rest ignoriert den Kommentar. Übrigens verpassen die Autoren dieser Figur eine unheilbare Krankheit, was mir als Verlagschef zu denken geben würde. Die Einleitungszitate stammen aus den Zeiten von etwa 1800 bis 3600. 3600? Ja, bisweilen bringen die Autoren fragwürdigerweise Zitate aus einer Zeit, die 500 Jahre nach der ausgearbeiteten BattleTech Zeitlinie spielt. Als sei das noch nicht ausreichend, summieren sich einige Kontinuitätsfehler bzw. -absonderlichkeiten. Die Autoren bezeichnen KSR (KurzStreckenRaketen) als SRM (Short Range Missile), aus dem Großvater des jungen Mariks wird am Ende der Urgroßvater und das Schiff im Orbit ist je nach Textstelle ein anderes Modell!
Trotz all der vielen Punkte die bisher angesprochen wurden, liest sich der Roman allerdings nicht schlecht, denn die Autoren sind sprachlich durchaus kompetent. Nur leider ist die Handlung die sie schildern viel zu dünn und fragwürdig für die 300 Seiten und es wird oftmals ziemlich Belangloses geschildert. Ein eher enttäuschender Roman.
Name: Früchte voll Bitterkeit
Verlag: Fanpro
Sprache: deutsch{jcomments on}
Autoren: Hermann Ritter & Erik Schreiber
Empf. VK.: 9 Euro
Seiten: 304
ISBN: 9783890644585