BattleTech - Dark Age 04 - Der Himmel schweigt
Als Tor zum Solsystem hat der Planet Northwind einen hohen strategischen Wert für die zerstrittenen Fraktionen in der Republik der Sphäre. Um zu verhindern, dass ihre Heimatwelt in fremde Hände fällt, ist Countess Tara Campbell jedes Mittel recht. Doch sie steht einer mehr als gefährlichen Gegnerin gegenüber: Mech-Kriegerin Anastasia Kerensky, der jüngste Spross jener legendären Familie, die eins große Teile der Galaxis beherrschte – und die nun wieder nach der Macht greift. Die Invasion steht kurz bevor...
- vom Backcover von Der Himmel schweigt
Hallo lieber Leser! Nachdem BattleTech-Kenner bei dem einleitenden Rückentext des Buches vermutlich ohnmächtig geworden sind, hier nun ein paar Infos an den Menschen der diesen verfasst hat: Die Countess Tara Campbell ist sicherlich nicht jedes Mittel recht, lies mal das Buch. Aber jetzt kommt's erst. „Mech-Kriegerin“ ist kein passender Titel für Anastasia Kerensky. Das wäre so als wäre Rommel nur ein Soldat gewesen. Der Hinweis „jüngster Spross jener legendären Familie“ stimmt ja auch nur bedingt. Legendär sind und waren die Kerenskys, das stimmt schon. Da sie allerdings ihre neuere Herkunft bei den Clans haben, klettern diese Elitekrieger nicht aus einer Frau, sondern aus einem Tank, denn sie sind „wahrgeboren“. Manipulierte Menschen für optimalem Einsatz im Feld. Und Anastasia ist sicher nicht alleine ausgebrütet worden, denn es kommen immer an die dreißig kleine Krieger in eine Geschko (Geschwisterkompanie). Außerdem haben die Kerenskys nie „große Teile der Galaxis beherrscht[e]“. Alexander Kerensky war oberster Befehlshaber der Sternernbundstreitkräfte und hat sich nach einem Bürgerkrieg mal eben mit einem Großteil eben jeder Truppen außerhalb des bekannten Raumes verzogen um dort eine neue Gesellschaft aufzubauen. Ach ja... und die ganze Galaxis zu beherrschen hat bisher noch keiner geschafft, weil keiner so weit gekommen ist. Und Anastasia Kerensky greift zwar wieder nach der Macht, aber mehr aus egoistischen Motiven und nicht aus familiären. Den Namen hat sie sich nämlich durch viele Tests erstmal erkämpfen müssen. Den dürfen nämlich immer nur ein paar Leute gleichzeitig tragen, weil er so bedeutend ist.
Aber genug gemeckert, kommen wir mal zum Roman. Der hat mir nämlich im Gegensatz zu der schlicht falschen Buchbeschreibung auf dem Backcover gut gefallen. Wie einleitend bereits erwähnt droht dem Regierungsplaneten der Präfektur III ein Angriff durch die Stahlwölfe aus Präfektur IV. Bisher hatten wir ja nur DarkAge-Romane, die in der Präfektur IV spielten, an sich also eine gute Sache einmal etwas neues zu bieten. Joah, eigentlich, denn die Präfekturen hätten auch die gleichen sein können, denn für die Handlung spielt es eigentlich keine Rolle. Des weiteren erfahren wir immer noch nicht was eigentlich die restlichen Sternenreiche außerhalb der Republik der Sphäre treiben. Also an ihrer Stelle würde ich die Gelegenheit des Bürgerkriegs nutzen und in der Sphäre mal richtig aufzuräumen, bzw. sich mal einige Gebiete zurück zu holen. Oder haben die großen Häuser und Clans etwa auch ihr Militär fast völlig aufgelöst wie die Leute der Sphäre? Wir wissen es nicht.
Was ansonsten noch so auffällt ist a), dass der Roman ziemlich schmal geworden ist und b), dass er dank der 50 Kapitel und des langen Glossars eigentlich noch dünner ist. Die nur ein paar Seiten umfassenden Kapitel helfen einem aber sehr gut beim Lesen des Romans, da man mal eben ein paar Kapitel lesen kann, während man mit dem Bus fährt oder gewisse sanitäre Anlagen aufsucht. Da ich es hasse mitten im Kapitel zu unterbrechen, kann ich eine solche Einteilung nur unterstützen. Der Autor Martin Del Rio nutzt seine kurzen Kapitel allerdings nicht nur für elegantes Lesen, sondern auch für viele Perspektivewechsel. So wird immer wieder zwischen Tara Campbells Sicht der planetaren Verteidigung Northwinds, Will Elliots Sicht als Infanterist der Republikstreitkräfte, Nicolas Darwin, Panzerkommandeur der Stahlwölfe und schließlich Anastasia Kerensky, der Kommandantin der Stahlwolf-Streitkräfte. Moment mal, sollte Kal Radick nicht der Anführer der Stahlwölfe sein? Ja, zumindest war er es, bis Madam Kerensky ihn in einem Konflikttest getötet hat und somit alle seine Ämter übernahm. Anastasia Kerensky ist im übrigen Tassa Kay, jene mysteriöse Mechkriegerin, welche im zweiten DarkAge-Romane gegen die Stahlwölfe gekämpft hatte. Wieso denn das jetzt, mag sich der eine oder andere fragen. Nun, die Clans sind etwas schwer zu verstehen. Sie wollte damit die Kampfkraft der Leute testen, die sich später einmal unter ihrem Kommando befinden sollen. Ich bin der Meinung, dass jedwede militärische Struktur, die es zulässt, dass man ein Kommando erhält wenn man nur wenige Wochen vorher „aus Spaß“ gegen die eigenen Truppen angetreten ist, verboten werden sollte. Aber das ist ja nur meine persönliche Meinung.
Aber auch auf Seiten der Republik scheint man es nicht so genau mit Vorschriften zu nehmen. Will Elliot und seine Leute sind zwar Teil einer Scouteinheit, bewegen sich aber mit so viel Eigeniniative, dass eher der Eindruck einer unabhängigen Söldnertruppe entsteht.
Wie man bereits merkt, kommen relativ viele Personen in dem Roman vor, zu denen der Leser eine Beziehung aufbauen kann. Am ehesten sollte dies mit dem einfachen Soldaten Will Elliot gelingen, der einem endlich einmal einen Eindruck in den Alltag eines Infanteristen gibt und den Leser einmal die Welt aufzeigt, die außerhalb eines Mech-Cockpits stattfindet. Er und seine Kameraden wenden als Infanteristen dabei derart einfallsreiche Taktiken an um den Gegner zu verwirren, dass in mir Erinnerungen an die gute alte Gray Death Legion wach wurden, welche ja in den ersten BattleTech-Romanen überhaupt die Hauptrolle inne hatten.
Martin Del Rio schreibt einen sehr flüssigen Stil, den er immer wieder mit Kleinigkeiten anreichert, welche den Roman einfach runder erscheinen lassen. Die Handlung um die Invasion Northwinds durch die Stahlwölfe wird durch die unterschiedlichen Sichtweisen sehr schön getragen. Ich hätte mir allerdings gewünscht, einfach mehr Text zu haben. Stellenweise hätte ein Kapitel mehr oder ein zusätzlicher Sichtwinkel ein noch besser Bild abgegeben. Den Platz, den Del Rio der Handlung einräumt, ist dabei auch nicht perfekt gewählt. Etwas mehr als die Hälfte des Buches beschäftigt sich nur mit der Durchquerung eines Engpasses, wohingegen die Endschlacht in nur sehr wenigen Kapiteln beschrieben wird. Gerade die Konfrontation der Mechs am Ende fehlt sogar! Das Ende der Kämpfe kommt für den Leser sehr abrupt, fast so als würden einige Kapitel fehlen. Da „Der Himmel schweigt“ aber der erste Teil einer Trilogie ist, bin ich einmal gespannt was noch folgen wird.
Insgesamt ein überzeugender Roman, wenn auch in einem BattleTech-Universum, das mich immer noch nicht überzeugen kann. Aber darauf bin ich ja schon in den letzten Rezis oft genug eingegangen.
Name: Der Himmel schweigt {jcomments on}
OT: A silence in the heavens
Verlag: Heyne
Sprache: deutsch
Autor: Martin Del Rio
ISBN: 3453879120
Empf. VK.: 7,95 Euro
Seiten: 272 (+28 Seiten Glossar)