BattleTech - Dark Age 07 - Gezeiten des Krieges
Bei Gründung der Republik der Spähre ging ein Viertel der Konföderation Capella im Gebiet des neuen Staates auf. Nun steht die Republik vor dem Zerfall und der Kanzler der Konföderation schickt einen Agenten in die ehemals capellanischen Gebiete, um die Rebellion zu fördern. Insbesondere auf Liao, wo seit Jahren eine Widerstandsbewegung um den Freiheitskämpfer Evan Kurst aktiv ist, scheint die Saat aufzugehen. Doch kann mann dem Agenten wirklich trauen? Und was sind die eigentlichen Pläne der Konföderation?
vom Backcover von Gezeiten des Krieges
Als ich diesen Roman zu Ende gelesen hatte, stieg langsam aber sicher ein unvertrautes Gefühl in mir auf. Dies war tatsächlich der letzte Roman zu BattleTech in meinem Schrank! Sowas ist tatsächlich lange nicht mehr vorgekommen, aber ich bin zuversichtlich, dass Heyne und Fanpro da schnell etwas daran ändern werden.
Mit „Gezeiten des Krieges“ darf sich wieder Loren Coleman, einer der etablierten BattleTech-Autoren und zeitweise sogar der leitender Schreiberling hinter der Reihe an eine Geschichte wagen. Nachdem Martin Del Rio in den letzten drei Romanen eine sehr gute Trilogie mit viel Action abgeliefert hat, wird Coleman mit seinem Roman wieder politischer. Und endlich (endlich!) wird auch mal die Innere Sphäre (naja, zumindest ein Teil von ihr) beschrieben und nicht nur die Republik der Sphäre, wo bisher alle anderen Romane spielten.
Gab es nicht schon mal einen BattleTech-Roman mit diesem Titel? Nein, aber ähnlich und sogar vom gleichen Autor, denn Coleman schrieb bereits „Gezeiten der Macht“ für die klassische BattleTech-Reihe.
Der Hauptteil der Handlung spielt auf dem Planeten Liao und in der Konföderation Capella. Hier wird auch mal der amtierende Herrscher genannt, der extrem coole Daoshen Liao. Der Sohn von Sun-Tzu Liao ist nicht nur ziemlich riesig, sondern ist auch sehr mysteriös und die Leute glauben, dass er magische Fähigkeiten habe. Vor meinem inneren Auge ist er so etwas wie der sinistere Lo Pan aus „Big Trouble in Little China“, nur weniger trashig ;).
Jedenfalls ist Daoshen der Meinung, dass man die Verwirrung durch den Ausfall der Kommunikation innerhalb der Republik doch mal nutzen könnte, um die damals verlorenen Gebiete wieder ins eigene Reich einzugliedern. Vor allem ist dabei die alte Hauptwelt der Konföderation von Interesse: Liao. Dort sind Studenten der dortigen Militärakademie gerade fröhlich dabei gegen die Republik und ihre in ihren Augen unfaire Behandlung durch die Republik zu demonstrieren. Allerdings eskalieren die Proteste immer weiter und es kommt zum Bürgerkrieg, den einige Parteien und auch alte Bekannte aus den vorigen Romanen ausnutzen oder beilegen wollen. Dazu zählen gewisse skrupellose, schwerreiche und politisch sehr engagierte Großindustrielle und auch ein Paladin mit schwankenden Loyalitäten.
Coleman gelingt es gut, die verschiedenen Motivationen der einzelnen Fraktionen darzustellen und zu durchleuchten, so dass auch die capellanische Seite nachvollziehbar bleibt und die Akteure dort nicht als Gruppe wahnsinniger Bösewichter abgestempelt werden, wie es in früheren Romanen bisweilen geschah. Für seine ausführlichen Beschreibungen, zahlreichen Charaktere und vielen Handlungsorte braucht Coleman auch Platz, so dass Gezeiten des Krieges knapp 400 Seiten hat und somit der dickste Roman der MechWarrior: Dark Age Reihe darstellt. Trotz der Menge an Charakteren, Orten und Handlungen bleibt das ganze übersichtlich und verständlich.
Befremdlich finde ich allerdings die spontane Häufung von BattleMechs. In den vorigen Romanen war selbst bei der Belagerung Terras nur eine Handvoll BattleMechs im Einsatz, aber hier haben selbst die Studenten der Akademie zig davon. Was die Konföderation Capella unter Daoshen an BattleMechs gehortet hat ist dagegen aber nur noch... imposant.
Das führt wieder zu Fragen, welche die Konstruktion der Republik der Sphäre für mich äußerst fragwürdig erscheinen lassen. In der Republik herrschte Friede, okay. Wieso brauchten sie dann noch BattleMechs und vor allem, wieso eine Akademie, wo man Piloten in Massen an diesen Gefährten ausbildet? Vermutlich gibt es noch mehr dieser Akademien, aber gerade eine dort zu errichten, auf Liao, der ehemaligen Hauptwelt der Konföderation, die sich als einzige Nation geweigert hat ihr Territorium freiwillig an die Republik abzutreten und die seitdem ständig unter Unruhen und Aufständen leidet... dort errichtet man eine Akademie um Einheimische in die (scheinbar doch nicht so seltenen) stärksten Kampfkolosse der Menschheit zu stecken? Das muss doch schiefgehen!
Davon mal abgesehen bietet der Roman aber sehr solide Unterhaltung, Kämpfe und Politik, Intrigen und Verrat, Verzweiflung, Heldentaten und Schurkereien. Von mir aus weiter so im DarkAge-Universum.
Name: Gezeiten des Krieges
OT: By Tempations and by War
Verlag: Heyne
Sprache: deutsch{jcomments on}
Autor: Loren Coleman
Empf. VK.: 7,95 Euro
Seiten: 398
ISBN: 3453520912