BattleTech - Dark Age 13 - Der Stachel des Skorpions
“Der Stachel des Skorpions” ist das dreizehnte Buch der MechWarrior – Dark Age-Reihe und das erste, dass sich wirklich mal der Politik annimmt. Der Roman dreht sich um die Wahl des nächsten Exarchen der Republik der Sphäre, also des obersten Herrschers über 250 bewohnte Sonnensyteme. Um den neuen Exarchen zu wählen, versammeln sich die 17 Paladine der Sphäre auf Terra, doch bevor die Wahl losgehen kann, wird einer der Paladine ermordet. Da ein weiterer Paladin vorher zum Verräter wurde, müssen zwei neue Personen auf diesen Rang gehoben werden, wodurch bisher unbekannte Spieler das Feld betreten. Einer dieser neuen Paladine erhält auch direkt die Aufgabe, den Mord an seinem Vorgänger zu untersuchen, wobei er einer Verschwörung auf die Spur kommt, welche das System der Republik bedroht.
Es hat mehr als Dutzend Romane benötigt, bevor nun endlich mal geklärt wird, nach welchem politischen System die Republik überhaupt funktioniert. Dazu ist der Roman dank der Verschwörung insgesamt sogar eine Art politischer Thriller, was sich wohltuend von der bisherigen Reihe abhebt, die vor allem Action bot. So sehr ich auch die Abwechslung und den Wechsel auf die politische Ebene schätze, so sehr bin ich von dem Ergebnis enttäuscht. Die zahlreichen Charaktere bleiben viel zu flach und oberflächlich, als dass man eine Beziehung zu ihnen aufbauen könnte. Immer wenn ein Name auftauchte, musste ich zunächst einmal überlegen, wer diese Personen nun überhaupt war und welche Rolle sie erfüllte. Was erstaunlich ist, denn die Charaktere werden durch illustre Gestalten wie Otto Mandela gestellt, den schwarzen, weltgewandten Diplomaten mit dem silbernen Haar. Oder Heather GioAvanti. Oder der geheimnisvolle Henrik Morten, der als zwielichtiger, aber außergewöhnlich fähiger Diplomat Aufträge für mysteriöse Auftraggeber erledigt. Und dann gibt es noch einen Postboten, der in seiner Freizeit als Geheimagent arbeitet, worin er auch, nebenbei bemerkt, sehr effektiv ist. Er kann einen Gegner anspringen und demjenigen dabei die Nierenatterie platzen lassen. Und er merkt direkt, ob sein Angriff saß und ob der Gegner nun innerlich verblutet, sogar noch, bevor sein Opfer dies merkt. Einige der Charaktere werden zu Beginn eingeführt, indem sie die Einladung zur Wahl erhalten und/oder überbringen. Dabei wird die Chance genutzt, ein eigentlich für die Geschichte sinnloses Gefecht einzubringen, damit das Buch etwas Action bekommt. Von den beiden anderen Actionszenen ist eine nur ein Rückblick, der ebenfalls keine Relevanz für die Geschichte besitzt. Hier hat man versucht, Action in einen Roman zu packen, der eigentlich ein Polit-Thriller sein will, was aufgesetzt und bemüht wirkt.
Was mich aber am meisten irritierte, ist das politische System der Republik. Devlin Stone hat die Republik als eine Nation für die Menschen geschaffen, losgelöst von alten Strukturen und bereit eine strahlende Zukunft zu bereiten. Wenn ich mir aber das politische System, das er hinterlassen hat so anschaue, dann sehe ich eine sehr obskure Form der Diktatur. Der Exarch als oberster Herrscher ernennt nach eigenem Gutdünken 17 Paladine aus den Rittern der Sphäre. Diese Ritter werden aus nicht näher definierte Gründen von den Paladinen in diesen Rang erhoben, wenn sie sich irgendwie verdient gemacht haben. Diese Paladine wählen dann, wenn der Exarch stirbt, keine Lust mehr hat oder einfach verschwindet, einen aus ihren Reihen zum neuen Exarchen. Dieses völlig diktatorische System wird von einem Senat unterstützt, der sich aus den Adligen der Welten rekrutiert, die zur Republik gehören und der an keiner Stelle Einfluss auf Wahlen oder Entscheidungen hätte. Nun, wenn dieser Spoiler erlaubt sei, um genau die Stärkung des Senats, und damit zumindest im entferntesten Sinne der Volksvertreter, geht es in er Verschwörung. Eigentlich will nur ein Senator mehr Einfluss für den Senat und dies will er durch das bösartige Mittel der Förderung erreichen! Er hat ein Projekt von Förderprogrammen aufgestellt, dass vielversprechenden Kandiaten ihre Ausbildung finanziert, wodurch sie eher in der Hierarchie der Republik aufsteigen können und er dadurch Leute in einflussreichen Positionen hat, die durch ihn erst dazu in der Lage waren. Zum Glück kommen die Paladine diesem bösartigen Plan aber auf den Grund und verhindern effektiv, dass mehr Demokratie ins das System einziehen kann. Als wenn das noch nicht bizarr genug wäre, stellen die Paladine, welche ja die mächtigsten Individuen gleich nach dem Exarchen sind, eine irritierende Volksverbundenheit zur Schau. Die Paladine nehmen sich Taxis, gehen abends alleine in eine Eckkneipe, treffen sich informell zum Essen in der Öffentlichkeit und besprechen dort Politik, alles kein Problem. Das ist nur mit einer verwirrenden Naivität des Autors zu erklären, denn man stelle sich einfach mal vor, dass sich der Bundeskanzler der BRD, der französische Präsident und der britische Premierminister abends bei Kalle um die Ecke auf ein Bier treffen, ohne dass sich die Medien dafür interessieren, ein Stab von Beratern sie umschwirrt oder ein Gegner sie so schutzlos ermorden möchte. Eine unerträgliche Naivität, die sich unter anderem auch darin zeigt, dass der geheimnisvolle achtzehnte Paladin, der unbekannte „Geisterpaladin“, dessen Identität nur der Exarch kennt und der den Geheimdienst der Republik leitet, dass diese Person kurz vor der Wahl nichts besseres zu tun hat, als sich als Bediensteter eines Hotels auszugeben und dort seine Mit-Paladine zu beobachten.
Der Roman wird dann durch ein sehr schnell herbeigeführtes Ende abgeschlossen, dass leider nichts mehr über die durch die Wahl entstandenen Komplikationen und Folgen aufzeigt, oder auch nur, wie die beteiligten Personen auf die Wahl reagiert hätten.
Zwar konnte der Autor einige nette Details, wie etwa das informelle Chatten der Paladine während der Sitzungen ersinnen, doch insgesamt bleibt der Roman eine mittlere Katastrophe. Uninteressante Charaktere, sinnlose Action, Verteidigung eines diktatorischen Systems, was dennoch als Krone der Menschheit gilt, sowie eine erschreckende Naivität für den politischen Alltag lassen diesen eigentlich vielversprechenden Roman zu einer Bauchlandung werden. Es ist bei weitem nicht der schlechteste Roman der Reihe, allerdings spricht das weniger für den Roman, als vielmehr für die niedrige literarische Qualität der Serie.
Name: Der Stachel des Skorpions
OT: The Scorpion Jar {jcomments on}
Verlag: Heyne
Sprache: deutsch
Autor: Jason Hardy
Empf. VK.: 7,95 Euro
Seiten: 364
ISBN: 9783453522282