Geheimnis von Askir 2 - Das zweite Horn

Mit „Die zweite Legion“ liegt heute der zweite Teil der Reihe „Das Geheimnis von Askir“ von Richard Schwartz vor mir, deren ersten Teil – „Das erste Horn“ – ich vergangene Woche bereits besprach. Und wenn man diese Titel so betrachtet, ist es mir eingangs direkt mal wichtig zu sagen, dass der Autor es nicht forciert und der dritte Band dann „Der dritte [irgendwas]“ heißt, sondern sich beide Titel tatsächlich sinnig aus der Handlung ergeben.

Das Cover des zweiten Teils ist sogar noch eine Hausnummer schlechter als das des ersten Bandes und wirft einmal mehr die Frage auf, was für intellektuelle Röhrenknochen teilweise für das Marketing im Fantasy-Sektor zuständig sind. Ist aber im Grunde ja egal, wenn man erst mal weiß, dass es sich lohnt, hinter den filzigen Vorhang zu blicken.
Die Handlung setzt mehr oder weniger da an, wo „Das erste Horn endete“. Noch immer sitzen die Helden rund um Havald im Hammerkopf und harren auf das Tauwetter und tauschen sich derweil mit ihrem unerwarteten Bekannten vom Ende des ersten Buches über Askir aus. Als das Wetter langsam wieder besser wird, beschließen sie, tatsächlich die Reise in das sagenumwogene Reich zu unternehmen um dort Hilfe gegen den Kriegsfürsten Thalak zu erbitten.
Doch landen sie nicht direkt inmitten einer für sie vertrauten Gegend, sondern das magische Tor, das sie zur Reise wählen, verschlägt sie in das Wüstenreich Bessarein. Somit müssen sie zuerst lernen, in dieser unwirtlichen und fremden Umgebung zu überleben, bevor sie über eine Weiterreise nach Askir nachdenken können...

Die Kurve, die Schwartz hier schlägt, ist unerwartet. Aus dem eisigen, kalten Reich des ersten Teils so einen kompletten Haken in die Wüste zu schlagen finde ich mutig, da vieles von dem, was den ersten Band ausgemacht hat, nicht übertragbar ist. Aber der Autor beweist, dass er auch die heiße Wüstensonne und die an die Klischees von 1001 Nacht erinnernden Bewohner Bessareins souverän zu schildern weiß und so findet man sich schnell ein in dem neuen Setting.
Mit der Erzählung selbst tut sich das Buch etwas schwerer und lässt die klare Linie des ersten Bandes etwas vermissen. „Die zweite Legion“ schildert im Grunde ca. vier mehr oder weniger miteinander verbundene oder verwobene Episoden, die sich halt nach dem Eintreffen in Bessarein entfalen. Es ist schon eine einzelne, durchgehende Handlung, allerdings fehlt das „Große Ganze“ etwas.
Herausgerissen bekommt Schwartz es durch seine Figuren, denn die sind ihm einmal mehr extrem gut gelungen. Zu Havald, Leandra, Zokora, Janos, Varosch und Sieglinde gesellen sich, im Laufe des Buches, dann noch mal zwei weitere Charaktere, was die „Heldengruppe“ langsam aber sicher schon auf echt epische Größe wachsen lässt. Schwartz kommt damit allerdings sehr gut parat, vernachlässigt keine Figur und vermittelt einem stets ein gutes Gefühl dafür, wer gerade was tut.

Gegen Ende legt das Buch dann auch wieder zu und die finale Episode, Handlungseinheit oder wie auch immer man es nennen möchte, begeistert wieder mit Dynamik und Spannung. Die Bücher mögen stellenweise etwas seicht sein, aber sie sind weder dumm noch unkreativ, wie hier einmal mehr bewiesen wird.

Anders als „Das erste Horn“, dessen Ende ja noch mehr oder weniger in sich geschlossen war, endet „Die zweite Legion“ jedoch mit einem ziemlich deutlichen Cliffhanger. Viele, viele Fragen sind offen, die Zustände einiger Charaktere drastisch in der Schwebe und das Werk der Charaktere in Bessarein bei weitem noch nicht getan. Von der großen Mission, nach Askir zu gelangen, mal ganz zu schweigen.
Ich selbst habe nahtlos den dritten Band, „Das Auge der Wüse“, angehängt, denn ich musste wissen, wie es weitergehen würde. Ich nehme an, vielen anderen wird es auch so gehen.

„Das Geheimnis von Askir“ mausert sich immer mehr zu einer sehr, sehr positiven Überraschung auf dem deutschen Fantasy-Markt und was ich das dem ersten Band sagte, kann ich nach dem zweiten Teil nur noch einmal vehement unterstreichen: Die Bücher bekommen, soweit bisher gelesen, eine ganz dicke Kauf- und Leseempfehlung!


Richard Schwartz
426 Seiten Softcover, Serie Piper{jcomments on}
ISBN: 978-3-492-26629-1