Geheimnis von Askir 4 - Der Herr der Puppen

Der nunmehr vierte Band von Richard Schwartz' Fantasy-Zyklus „Das Geheimnis von Askir“ setzt dort an, wo „Das Auge der Wüste“ aufgehört hatte und führt damit seinen Handlungsbogen um den Aufenthalt der Helden rund um Krieger Havald in der Wüstenstadt Gassalabad fort. Noch immer sind viele Handlungsbögen offen und die dramatischen Ereignisse vom Ende des letzten Buches werfen genug Fragen auf, um den Leser auf der Suche nach Antworten zielstrebig zu diesem Buch zu führen.
Schön ist es dabei wieder einmal nicht. Die ganz passable Landschaft direkt aus dem Computer ist auch dieses Mal wieder um eine ebenso digitale Person erweitert worden, die leider den Trend der vorigen Bücher fortsetzt, wieder ein Stück näher am Betrachter zu stehen und ihre optische Unzulänglichkeit in aller Form und Farbe zu demonstrieren. Aber gut, das kennt man jetzt schon von den vorigen Titel – eine Schande für diese wirklich tollen und spannenden Bücher ist es dennoch.
Schauen wir also lieber einmal auf den Inhalt.

Wie schon gesagt setzt „Der Herr der Puppen“ da an, wo der vorige Band aufgehört hat. Noch immer sitzen die Gefährten im Wüstenreich Bessarein fest, wohin sie das magische Tor in der Donnerfeste geführt hat. Ihr eigentliches Ziel ist Askir, das sagenumwobene Reich, das einst vom machtvollen Askannon begründet wurde und von dem sich vor allem die Halbelfe Leandra Hilfe gegen den finsteren Herrscher von Thalak verspricht, der ihr Königreich derzeit bedroht.
Wie gehabt wird die Geschichte rund um all die Intrigen, in die die ungleichen Protagonisten geraten sind, aus der Ich-Perspektive des Kriegers Havald; anders als bei den vorigen beiden Büchern bringt „Der Herr der Puppen“ allerdings eine ganze Reihe Abschlüsse mit sich. Das, was ich jetzt hier mal den „Bessarein“-Handlungsbogen nennen will, erfährt ein Ende und all das, was ich den vorigen Bänden an Plot rund um Gasalabad aufgezogen wurde, kommt zumindest an einem Punkt an, an dem die meisten Fragen beantwortet sind.
Sicherlich nicht alle und erst Recht nicht Bezug auf Askir, aber mit diesem Buch vollendet Schwartz gewissermaßen den zweiten Geschichtsbogen innerhalb der Reihe, denn der erste Band stand inhaltlich noch recht stark für sich.
Das ist, kurz und gut, eine begrüßenswerte Sache. Die große Geschichte geht weiter und das wirkt so auch nicht aufgesetzt, aber andererseits kommt man mit einer gewissen Befriedigung aus dem Buch heraus und es ist gewissermaßen wieder geistiger Raum geschaffen, um den nächsten größeren Bogen zu eröffnen.

Seinen Tugenden bleibt Schwartz dabei treu. Seine sehr gewitzte und unterhaltsame Sprache ist wieder auf gewohntem Niveau und die Charakterzeichnung legt meines Erachtens sogar noch einmal zu. Es gibt da gerade ein paar Gespräche zwischen Havald und seinen drei weiblichen Begleiterinnen Leandra, Serafine und Natalya, die mich aufgrund ihrer unglaublichen Lebensnähe sehr schmunzeln ließen. Umso intensiver ist das Ende des Buches, das noch einmal zu einem schweren Schlag ausholt.
Übrigens sind einige Begleiter Havalds für eine gute Zeit auch abwesend, reisen einmal mehr durch das Tor zurück. Fans von Janos, Varosch und Zokora müssen über lange Phasen darben, dafür bekommen weitere Figuren aus Gasalabad noch einmal deutlich Tiefgang.

Alles in allem ist „Der Herr der Puppen“ wieder ein tolles Buch. Bei uns in der Mayerschen in Aachen hängt an dem Regalfach, wo die Reihe steht, die Empfehlung einer Angestellten. Darauf steht in etwa „Empfehlenswert, weil es ab S. 10, nicht erst ab S. 100 interessant wird“. Das sagt sehr viel über die Reihe aus: Richard Schwartz liefert hier Buch um Buch einen Fantasy-Zyklus ab, der mit viel Witz, wachsamen Klischee-Einsatz, schönen Charakteren, interessanten Dialogen, überraschenden Wendungen und einem faszinierenden Setting eigentlich keinen denkbaren Wunsch übrig lässt.
Die ganze Reihe ist schwer zu empfehlen – natürlich ab Band 1. Aber wer einmal dabei ist, sollte sich auch diesen Teil nicht entgehen lassen. Ich bin begeistert – und warte nun ganz schweren Herzens darauf, dass Band 5 hoffentlich sehr bald erscheinen möge!


Richard Schwartz{jcomments on}
432 Seiten Softcover, Serie Piper
ISBN: 978-3-492-26666-6