Warcraft - Der Tag des Drachen

Ein fesselnder Roman um Magie, Krieg und Heldentum basierend auf dem preisgekrönten Videogame-Bestseller von Blizzard Entertainment.
- vom Backcover von Der Tag des Drachen

Mhh....ein Roman zu Warcraft, dem PC-Fantasy-Strategie-Hit? Okay, dachte ich mir. Als Fan, der alle drei Teile von Warcraft mit viel Enthusiasmus durchgespielt hatte, griff ich einfach mal zu und legte ihn ganz nach oben auf meinen "zu lesen" Stapel (in Fachkreisen "Pile" bezeichnet *g*).

In dem Roman geht es, zumindest nach dem Klappentext, um den jungen Magier Rhonin, der vom Rat der Magier auf eine Mission geschickt wird, um sich zu rehabilitieren. Von seinem letzten Einsatz, ist er nämlich als einziger, wieder lebend zurückgekehrt. Das, und vieles andere, spielt aber im Roman keine Rolle. Sein Auftrag lautet, die Drachenkönigin Alexstraza, die einige vielleicht noch aus dem zweiten Teil der Spiel-Reihe kennen, aus der Gefangenschaft der Orks zu befreien. Warum auch nicht? Schließlich ist er ein junger Magier, der vor kurzem erst einen anderen Auftrag vermasselt hat?
Auf seiner Reise soll ihn eine Elfe begleiten, die natürlich wunderschön, geschickt und jung ist. Auf ihrer Reise treffen sie dann noch einen Greifenreitenden Zwergen, der sich ihnen, natürlich samt Reittier anschließt. So weit, so klischeehaft. Das die Elfe und der Magier sich verlieben ist wohl genauso klar, wie das der Zwerg muskelbepackt ist und gerne kämpft.
Das ist sozusagen die Rahmenhandlung (im Spieluniversum ist der Roman wohl irgendwann nach dem zweiten Teil angesiedelt), die der Autor aber wohl nur eingebaut hat, um seine wahren Lieblinge zu präsentieren: Drachen. Wer glaubt, der Roman hieße nur "Der Tag des Drachen", weil es die Befreiung der Drachenkönigin durch Rhonin behandle, der irrt. Es gibt ja auch noch einen bösen, bösen, hinterhältigen Drachen mit Metallschuppen (ja, Deathwing aus dem Addon zum zweiten Spiel!). Aber auch noch einen Drachen der Zeit (hö?), einen Drachen der Träume (HÖ?) und einen Drachen der Magie (weis der Autor das er in der Warcraft-Welt schreibt?).
Die Orks herrschen über die jungen Drachen, die ihnen Alexstraza geboren hat, mittels eines Artefaktes, der Dämonenseele. Was sie allerdings nicht wissen ist, das dies ein Artefakt ist, das die großen Drachen vor zig Jahren gemeinsam schmiedeten, um die Brennende Legion (hat im dritten Spiel ihren Auftritt) zu verbannen. Allerdings brachte Deathwing nicht einen Teil seiner Macht mit in das Artefakt, wie die anderen Drachen (der Meisterring lässt grüßen, Deathwing als Sauron!). Deshalb ist Deathwing auch inzwischen der mächtigste der Drachen.
Habe ich erwähnt das es im Roman um Drachen geht? Spätestens ab der Hälfte, wenn der Magier Krasus sein wahres Gesicht zeigt (ups, hoffentlich habe ich jetzt nichts verraten *hüstel*), kann man die Handlung um Rhonin vergessen.
Aber warum ist der Autor so vernarrt in Drachen? Eine kurze Autorenbiografie am Ende des Romans gibt zumindest einen "kleinen" Hinweis. Richard A. Knaak schrieb Sachen für die Dragonlance-Reihe, aber auch für die Dragonrealm-Reihe, außerdem arbeitet er gerade an einer Trilogie für Dragonlance. Dieser Autor hat auch zwei Romane für Diablo geschrieben, bin ja mal gespannt was da so drin steht.
Die Charaktere sind platt und zwar alle. Am schlimmsten ist allerdings, die "Entwicklung" der Charaktere. Rhonin schafft es nicht nur in circa, nun, ähem, JEDER Situation an die Grenze des Todes befördert zu werden, nein, er wird immer wieder gerettet. Die Nah-Tod Erfahrungen machen aber nichts, schließlich erschöpfen sie ihn ja nicht. Auch seine mystische Energie scheint ja ebenso unerschöpflich. Gestern noch von Orks und mystischen Wesen gefoltert, heute unter einer Steinlawine begraben und nach eigener Aussage am Ende seiner Kräfte, teleportiert er sich und seine Gefährten noch lustig durch die Gegend und kämpf danach gegen die Orks. Die Orks sind sowieso eine Sache für sich. Der Autor bemüht sich nicht einmal, sie als Charaktere darzustellen. Sie sind die Bösen. Punkt. Sie sind dumm. Punkt. Und sie können, trotz gewaltiger Muskelmassen (nach Beschreibung des Autors, dürften die meisten Orks nicht laufen können!) und ihrer Kriegertradition nicht mal einen schwachen Magier oder eine Elfe treffen!
Die Eigennamen der vorkommenden Personen (und Drachen) sind allesamt im Original gelassen worden, was ein zweischneidiges Schwert werden kann. Ich, als Warhammer-Übersetzungs geschädigter (Unknown Armies - Unwissende Armeen !!!) , komme zwar ganz gut damit klar, aber die ganze Zeit von Lord Proudmoor, Rhonin Redhair, Valessa Windhair zu lesen stört schon (mal ganz von der fragwürdigen Namensgebung abgesehen).

Also fassen wir noch mal zusammen. Wir haben Power-Charaktere, die von MEGA-Power-Drachen in den Schatten gestellt werden, die aber trotzdem von denen auf eine Herr der Ringe Mission geschickt werden und da unglaubliche Taten vollbringen.
Also selbst für Warcraft Fans dürfte das Dingen schwer verdaulich sein. Drachen Fans kommen jedoch auf ihre Kosten (habe ich erwähnt das oft Drachen vorkommen?).


Name: Der Tag des Drachen 
OT: Day of the Dragon {jcomments on}
Verlag: Dino 
Sprache: deutsch
Autor: Richard A. Knaak 
ISBN: 3897487004
Empf. VK.: 9,95 Euro 
Seiten: 412