Warhammer 40.000 - Der Graue Jäger

Nach den Abenteuern auf Aerius und Xecutor ist scheinbar Ruhe in die Ordensburg auf Fenris eingekehrt. Doch die eintönige Routine wird jäh durchbrochen, als eine alarmierende Nachricht den Orden erreicht: Auf dem Industrieplaneten Garm, der größten Waffenschmiede des Imperiums, haben in den Wirren des Bürgerkrieges Chaos-Anbeter Russ' Schrein, das bedeutenste Heiligtum des Ordens, in ihre Gewalt gebracht und den Speer des Stammvaters der fenrisischen Wolfskrieger erbeutet. Unter dem Oberbefehl Berek Donnerfausts brechen die Wolfsschiffe nach Garm auf, um sich im Orbit mit der Imperiumsflotte zu vereinen und die heilige Reliquie den Klauen der Ketzer zu entreißen...
vom Backcover von Der Graue Jäger

Wer verfasst eigentlich diese Zusammenfassungen auf den Buchrücken? Hat diese Person die Bücher nur überflogen statt gelesen? Für mich heißt eintönige Routine nicht gerade, gefährliche Monster auf Fenris zu jagen. Garm ist nicht die größte Waffenschmiede des Imperiums, bei weitem nicht. Berek Donnerfaust hat nicht den Oberbefehl, sondern nur das Kommando über knapp ein Zehntel des Ordens. Ne ne ne...

Davon mal abgesehen, scheint sich King an den Kritikpunkten des letzten Bands ein Herz genommen zu haben. Alle Punkte, welche ich dereinst in der Rezi ansprach, wurden in diesem Buch viel besser behandelt. Leider bleiben die üblichen Übersetzungsabsonderlichkeiten. Boltgewehre an jeder Ecke und einmal sogar das gute alte Bolzengewehr. Die Thousand Sons sind hier die Tausend Söhne, was den Übersetzer auch vor andere Probleme stellt: gegen einen Thousand Son zu kämpfen ist ja okay, aber gegen einen Tausendsohn? Das klingt einfach nur dämlich. Zudem haben die Gesellen hier schwarze Rüstungen. Das ist aber kein Fehler des Übersetzers, sondern Kings, der wohl mal wieder nicht aufmerksam genug recherchiert hat. Die Thousand Sons haben nämlich einen ägyptischen Look in blau, weiß und golden. Die generischen Chaoskrieger scheinen aber schwarze Rüstungen zu haben. Wie dem auch sei, worum geht es nun genau in dem Roman?

Ein Artefakt der Space Wolfs wurde geklaut und da dies die Space Wolfs (bzw. Wolfskrieger) ordentlich anpisst, machen sie sich so ziemlich komplett nach Garm auf, um die dortige Chaosgefahr zu beseitigen und ihr Heiligtum zurück zu erobern. Das gibt King zum einen wieder die Gelegenheit hunderte von Antagonisten umzusäbeln, wobei sich der Leser inzwischen mal fragt, ob es bei Warhammer eigentlich auch Bedrohungen gibt, die nicht vom Chaos abstammen. Okay, im letzten Roman kamen auch Orks und Tyraniden vor, aber die waren auch vom Chaos gelenkt... irgendwie.

Die Menge der getöteten Rebellen und Chaosanhänger ist gewaltig. Eine Übermacht von 1:10 ist für die Helden um Ragnar kein Problem und die dummen Leutchen kennen immer noch nicht so etwas wie Angst oder Moral und lassen sich fröhlich von den Space Marines niedermähen. Außerdem sind sie schlecht ausgerüstet, denn wenn Ragnars Gegner auch mal so inflationär Gebrauch von Granaten machen würden wie die Wolfskrieger... das ginge nicht gut aus.

Whatever... King bringt diesmal mehr von Ragnars Charakter zum Vorschein. Sein Stolz und sein Ehrgeiz werden auf eine harte Probe gestellt und auch sein sonst immer so einseitiger Freund Sven bekommt bisweilen mal Zweifel. Die übrigen NSCs sind zwar immer noch nicht gerade exorbitant dreidimensional, bekommen aber wenigstens etwas Charakter mit. Aenar, der noch grüne Neuzugang der Gruppe wird noch vom schurkischen Strybörn ausgenutzt und vom Rest des Trupps immer wieder aufgezogen. Dann gibt es noch einen weiteren Marine, der immer wieder betont, von einer Hexe verflucht worden zu sein. Da dies seine einzige Äußerung ist, wenn er zu Wort kommt, geht dieser Charakter aber recht schnell nur noch auf die Nerven.

Der Umgang der gewöhnlichen Menschen mit den Space Marines ist diesmal auch viel eleganter beschrieben. Es wird die stellenweise mangelnde Akzeptanz für die Mutationen der Elitekrieger angedeutet, ebenso wie die Ehrfurcht des gewöhnlichen Soldaten gegenüber einem dieser Kämpfer.
Der unvermeidliche Endkampf ist diesmal richtig spannend, denn die Gegner sind würdig und die die Situation und Umgebung sehr cool. Ich hatte zwar den Eindruck, dass Charaktere zwischendurch verloren gingen, aber vielleicht lag das auch nur an der gesteigerten Lesegeschwindigkeit zum Ende hin. Gerade dies ist bei King immer gefährlich, denn er murkst immer noch gerne bedeutende und benannte Personen im Nebensatz ab.

So, dieser Roman hat mir ziemlich gut gefallen. Es gibt ein ganz klein wenig Politik und intere Rangelein bei den Wölfen, Ragnar als zweifelnden Superkrieger, viele Feinde, viel Kampf und ein hohes Tempo. Immer noch keine anspruchsvolle Literatur, aber dafür weit unterhaltsamer als der Vorgängerband.


Name: Der Graue Jäger 
OT: Grey Hunter 
Verlag: Heyne 
Sprache: deutsch{jcomments on}
Autor: William King 
Empf. VK.: 7,95 Euro 
Seiten: 334 
ISBN: 3453875354