Warhammer 40.000 - Ragnars Mission

In den Übungslagern von Fenris durchläuft Ragnar seine Ausbildung zum Space Marine - als die tägliche Routine durch die Ankunft des Inquisitors Sternberg und seiner hübschen Assistentin Karah Isaan jäh unterbrochen wird. Auf Sternbergs Heimatwelt Aeris wütet eine furchtbare Seuche, die nach der Prophezeiung des Orakels von Chaeron nur überwunden werden kann, wenn der Talisman von Lykos wieder zusammengefügt und in die Schwarze Pyramide auf Aeris gebracht wird. Der magische Kristall war vor zweitausend Jahren in der Schlacht gegen die Eldar erbeutet worden und in drei Teile zerbrochen, und ein Fragment befindet sich seitdem in den Schatzkammern des Kriegerordens. Ragnar und einige sener Gefährten erhalten von ihren Oberen den Auftrag, die Inquisitoren auf ihrer Suche nach den übrigen Fragmenten zu begleiten, und die Licht der Wahrheit nimmt Kurs auf den Dschungelplaneten Galt, den Inquisitorin Isaan dank ihrer telephatischen Fähigkeiten als erstes Ziel ihrer Mission ermittelt hat. Doch als sich an Bord des Schiffes merkwürdige Zwuischenfälle häufen, kommt Ragnar ein schrecklicher Verdacht...
vom Backcover von Ragnars Mission

Mir fällt so langsam auf, dass William King zu lesen, ein wenig ist, wie den Zug zur Arbeit zu nehmen. Man steigt ein und passiert eine bestimmte Zeit bekanntes, damit es irgendwann vorbei ist. Aber bald wird man wieder einsteigen und alles wiederholt sich erneut.

Der Autor hat bereits mit den Geschichten um Gotrek und Felix in der Warhammer Fantasy Welt gewütet und dort mindestens so viele Tote hinterlassen wie die Gelben Pocken. Das Universum von Warhammer 40.000 bietet da doch so viel mehr um seine Fähigkeiten auszuleben. Es gibt nicht nur eine Welt, sondern Millionen und unzählige Lebewesen die Krieg führen und die sterben können, um klar zu machen, was der Protagonist der Geschichte doch für ein Held ist. Das sich die Romanreihe um Ragnar Schwarzmähne, einen bekannten Heroen der Space Wolves dreht, gibt William King nochmal Gelegenheit, den Metzelfaktor gegenüber der Fantasy hochzuschrauben. Waren die Charaktere dort zwar mächtige Killermaschinen, aber irgendwie doch menschlich, sind die Space Marines und auch der Orden der Space Wolves, hochgezüchtete Supermenschen mit unglaublichen Fähigkeiten, Stärke, Zähigkeit und Ausrüstung. Dazu ist Ragnar nicht nur einer der kampfstärksten, sondern auch noch einer der cleversten des Ordens. Somit haben wir einen totalen Übrmenschen als Hauptcharakter der Geschichte. Dieser wurde im ersten Band der Reihe, „Wolfskrieger“, zum Space Marine ausgebildet und bestand seine erste Mission. Im zweiten Band verlässt er und sein Kameradentrupp zum ersten mal seinen Heimatplaneten Fenris um zwei Inquisitoren auf einer Mission zu begleiten. Ich als Inquisitor würde mich auch geehrt fühlen, wenn ich als Ehrenwache einen Trupp mit den jüngsten Grünschnäbeln des Ordens mitbekommen würde...

Den groben Aufbau der Handlung verrät einem ja schon der Text auf dem Backcover des Romans, auch wenn die „merkwürdigen Zwischenfälle“ auf dem Schiff eigentlich keine Rolle spielen. Seltsam erscheinen sie eher dem Leser, der mit dem Universum von Warhammer 40k bereits vertraut ist. Denn wer würde schon annehmen, dass gewöhnliche Arbeiter ohne Waffen zwei Space Wolves in voller Rüstung zuerst beschimpfen und dann angreifen würden. Um es nochmal zu wiederholen, Space Marines sind Supermenschen. Ziemlich groß, etwa viermal so stark wie ein Mensch und mit unglaublichen Reflexen augestattet, schleichen sie in einer zig Zentimeter dicken Rüstung, die fast nichts durchschlagen kann perfekt durch das Schiff. Und dann beginnen die Arbeiter Streit. Dazu gelten sie noch als heilige Krieger des Imperators, so dass die Attacke der einfachen Arbeiter doch sehr seltsam anmutet. Auch wenn man 1:8 überlegen ist. Dies ist aber nicht die einzige Stelle des Romans, oder auch der ganzen Reihe, wo sich der geneigte Fan einfach mal denkt: „Hä?“. Die mangelhafte Übersetzung tut dann ihr übriges um die Fans, für die diese Romane ja eigentlich gedacht sind, zu irritieren. Blood Angels ist ein Eigenname, den Orden der Blutengel kenne ich nicht. Weltraumkolosse sind Space Hulks, Bolt- bzw. Bolzengewehre heißen eigentlich Bolter, etc. Der Übersetzer hat sich in einem einschlägigen Warhammer-Forum dann auch mal dafür entschuldigt und die Community hat ihm eine umfangreiche Liste von Übersetzungen bereitgestellt. Die Frage ist nur, wann die mal Anwendung findet.

Die Handlung des Romans könnte mir auch spontan auf dem Klo einfallen, wenn ich ein paar Sitzungen für eine Hack'n Slay-Rollenspielgruppe entwerfe. Teile eines Artefaktes suche, dabei Viecher plätten und am Ende eine „Überraschung“ und ein Endkampf.
Kings Texte sind nicht langweilig, nein, das möchte ich nicht behaupten. Nur... repetitiv. Ob nun Ragnar Mutanten im Universum von Warhammer 40k metzelt oder Felix dies bei Warhammer Fantasy tut, die Beschreibungen sind austauschbar. Zudem vereint Ragnars bester Freund Sven auch noch die charakterlichen Elemente der Zwergenslayer Gotrek und Snorri aus den Fantasyromanen.
Ein Schwachpunkt von Kings Schreibe sind die Tode der wichtigen Personen. Zwar kann er sich seitenweise über das Niedermetzeln von Dutzenden Gegnern auslassen, aber wenn ein Kamerad von Ragnar stirbt, oder eine andere Person die eigentlich zur Handlung gehört, dann ist weder Dramatik noch Betroffenheit oder etwas anderes zu spüren. Hauptcharaktere, die man durch das ganze Buch begleitet hat, werden quasi im Nebensatz erledigt. Naja, sonderlich schlimm ist dies aber auch nicht, denn eine Beziehung kann man eh kaum zu ihnen aufbauen, denn sie bleiben extrem eindimensional. Ragnars ewiger Rivale in seinem Trupp wird zwar immer als solcher erwähnt, aber eigentlich tut er nichts. Genau wie die anderen Mitglieder. Es scheint fast so, als würde King die übrigen Mitglieder des Trupps nur mitschleppen, damit sie in bestimmten Situationen draufgehen können um die Gefahr zu verdeutlichen, die man dem Autor aber eh nie abkauft. Charaktere tauchen immer dann auf, wenn sie gebraucht werden, ebenso wie sie immer dann spontan einen Helm tragen wenn dies nötig wird. Nachgeladen wird im ganzen Roman eh nicht, auch wenn Ragnar Massen von Gegner erschießt, seine Boltpistole feuert einfach fröhlich weiter. Wenn ich nach den Quellen des Spiels gehe, dann hat so eine Knarre 15 bis 20 Schuß... naja, das driftet schon zu sehr ins korinthenkackerische ab. Wenn Johnny Cowboy mit seiner Sixgun mal wieder neun Schurken erschießt, motzt auch keiner. Helden laden eben nach, wenn sie Zeit dafür haben. Nur Ragnar lädt nie nach...

So, das sind mal eine ganze Menge an Kritikpunkten. William Kings Roman ist Fast-Food-Literatur für Fans. Wer sich an knapper Handlung, dafür aber ausufernd beschriebenen Kampf- und Metzelszenen eines unbesiegbaren Helden vergnügen kann, der kann zugreifen. Obwohl ich mich eigentlich nicht allzu weit von dieser Gruppe distanzieren möchte, war ich doch etwas enttäuscht von dem Roman. Gerade durch die Reisen Ragnars zu fremden Planeten und die Inquisitoren hätte man mehr Hintergrundmaterial und Atmosphäre einbauen können, anstatt einfach nur lange Actionsequenzen aneinander zu reihen. Gewisse Atmosphäreelemente sind, wie etwa die großen, gothischen Denkmaschinen voller Gargylen, die mit kühlenden Salben eingerieben werden, damit die Geister der Maschinen nicht zornig werden und sich erhitzen; das hat was. Aber davon eben bitte mehr. So bleibt Ragnars Mission aber vor allem anspruchslose, temporeiche Action in Buchform.


Name: Ragnars Mission 
OT: Ragnar's Claw 
Verlag: Heyne {jcomments on}
Sprache: deutsch
Autor: William King 
Empf. VK.: 7,95 Euro 
Seiten: 368 
ISBN: 3453863569