Warhammer - Gotrek & Felix #09 - Angriff der Chaoshorden

Nachdem Nathan Long mit dem achten Teil der Reihe um Gotrek & Felix die Autorentätigkeit von William King übernommen hatte, erlitt die Serie mit Die Zwergenfestung einen herben Tiefschlag. Derartig negativ voreingenommen hatte ich meine Zweifel, ob Long es schaffen könnte, einen annehmbaren Roman abzuliefern, aber mit Angriff der Chaoshorden ist es ihm geglückt.

Gotrek und Felix befinden sich in Nuln, wo sich die gewaltigen Waffenschmieden des Imperiums befinden. Dies ist die Heimatstadt von Felix und er nutzt die Chance, um seinen Bruder und dessen Familie zu treffen. Der reiche Händler kann jedoch inzwischen ebenso wenig mit seinem „verwilderten“ Bruder anfangen, wie Felix mit dem dekadenten und fetten Händler. Umso erfreulicher wird das Wiedersehen mit dem zwergischen Slayer-Technicus Malakai Makaisson, der mit seinem Luftschiff in Nuln wartet, um einige Kanonen in den Norden liefern zu können, zum Krieg gegen die anstürmenden Chaoshorden. Gotrek ist sofort Feuer und Flamme und möchte dort sein Verhängnis finden, doch in der Zwischenzeit müssen sie sich einigen anderen Problemen in der Stadt stellen. Nun, der Roman heißt im Original nicht zu Unrecht Manslayer, denn was die beiden an Menschen in der Hauptstadt weghauen, dürfte anderenorts bereits als Massenmord durchgehen. Aber das kennt man ja bereits. Interessant ist allerdings, dass eben jene Metzelleidenschaft, denen vor allem Gotrek bislang sehr gerne nachging, in einer zivilisierten Umgebung Probleme nach sich zieht. So müssen sie sich für ihr Handeln verantworten, weil neben den fiesen Kultisten auch normale Bürger zu Schaden kommen.

Das ist wirklich einmal eine Stärke des Romans, der auch gewisse kriminalistische Züge trägt. Felix soziale Kompetenz kommt ihm in dieser Umgebung sehr gelegt, ein willkommener Kontrast zu der seltsamen Charakterisierung des Menschen im letzten Band, in dem zudem auch fast nur Gotrek eine Rolle spielte. Unterstützt werden sie dabei von einer weiteren Gestalt aus der Vergangenheit der beiden, über deren Rückkehr nicht nur Freude bei dem dynamischen Duo herrscht. Das heißt jedoch nicht, dass es sich hierbei um einen komplexen Roman voller überraschender Enthüllungen und Wendungen handelt. Es geht im Kern immer nur um geradlinige Action, blutige Kämpfe, diese Schurken und schwarzen Humor.

Piper hat für diesen Band nicht nur einen großen Zeilenabstand, sondern auch einen großen Schrifttyp gewählt, so dass man flotter durch den Roman durch sein sollte, als die Seitenzahl von 447 zunächst erahnen lässt. Problematisch wird aber so langsam das Alter der Reihe. Da die beiden bereits vor vielen Abenteuern große Dämonen, Drachen und uralte Vampire besiegt haben, wirken die neuen Feinde entweder banal oder unverhältnismäßig stark. Wenn ein Magier ein Wesen heraufbeschwören kann, das mächtiger ist als ein Großer Dämon… dann wirft das schon Fragen auf. Und auch die schier unendliche Blutmenge und Ausdauer der Protagonisten wirkt mit der Zeit ermüdend. Die Situationen werden immer bedrohlicher und sie immer stärker geforderter, aber irgendwie schaffen sie doch immer alles. Da waren die gebrochenen Helden zur Zeit von „Die Chaos-Wüste“ weit interessanter.

Nichtsdestotrotz ist Angriff der Chaoshorden ein Roman, der genau das liefert, was man von einem Gotrek-und-Felix-Abenteuer erwartet: blutige Kämpfe, flotte Handlung, derbe Sprüche und Witze. Dazu gibt es sogar ein paar interessante Einblicke in die Technicusschule Nulns und ein paar moralische Fragwürdigkeiten der Helden. Durchaus empfehlenswert also.


Name: Angriff der Chaoshorden 
OT: Manslayer {jcomments on}
Verlag: Piper 
Sprache: deutsch
Autor: Nathan Long
Empf. VK.: 9,95 Euro 
Seiten: 447 
ISBN: 9783492291930