Warhammer - Das Gelächter dunkler Götter
Man kann, wenn man diesem Roman so betrachtet, guten Gewissens die Frage stellen, warum ich ihn rezensiere. Er gehört zur klassischen Linie von Warhammer-Fantasy-Veröffentlichungen im Heyne-Verlag und ist damit so richtig out of print. Aber nicht nur ist der Band gebraucht bei Amazon für wenig Geld zu haben, er ist auch ein nicht aussterben wollender Kandidat für alle Grabbelkisten und Wühltische dieser Welt und zudem auf Englisch noch immer lieferbar. Deshalb kann man ebenso guten Gewissens antworte, dass er zwar aus dem Druck, nach wie vor aber verfügbar ist.
Es handelt sich bei ihm, anders etwa als bei der jüngst neu aufgelegten Konrad-Trilogie, um eine Anthologie von Kurzgeschichten, was man bei Heyne allerdings auch vergaß, auf das Cover zu schreiben. Das Cover, soviel nur am Rande, ist ohnehin gewohnt lieblos, wie man das aus dem Hause des münchener Verlages ja bereits kennt, allerdings auch nicht so gefährlich für das Augenlicht wie andere Fantasyroman-Cover.Ebenfalls teil der alten Reihe ist natürlich die Übersetzung von Walter Brumm, der es schon andernorts verstanden hat, Wunderwerke wie die Übersetzung der Warhammer-Goblins mit "Kobold" zu regeln, oder das "Verwerfungsgestein" zu schaffen. Hier in diesem Band hält er sich über weite Strecken zurück, die eine oder andere Dosis Magenschmerz hat er aber dennoch umsichtig auf den gut 300 Seiten hinterlassen.
Acht Geschichten hat er hinterlassen, welchen wir uns nun, der Reihe nach, einmal zuwenden wollen. Der Band eröffnet durchaus Stark mit "Geheimnisnacht" von William King. Es ist eine Kurzgeschichte um Gotrek und Felix, zwei der wohl bekanntesten Warhammer-Charaktere überhaupt (man vergleiche hier auch die Rezis von [scorp] zur kompletten Romanreihe, rund um die beiden Charaktere). Die Geschichte selbst ist vielleicht kein Meisterwerk, liest sich aber spannend herunter und vermittelt gut das Gefühl der Alten Welt. Macht Spaß.
Charles Davidson wirft in "Die Räuber und die Toten" den Hobby-Nekromanten Helmut Kerzer in ein größeres Abenteuer, als Piraten sein heimatliches Fischerdorf überfallen. Der Plot ist so schwach wie die Zusammenfassung es suggeriert und die Schreibe nur unwesentlich besser, weshalb die Gott sei Dank recht kurze Geschichte besser schnell passiert werden sollte.
"Die Andere" von Nicola Griffith hat mir dagegen wieder gut gefallen. Stefan ist ein junger Arzt in Middenheim und stößt eines Tages auf Katja, eine Heilerin. Doch obwohl sie sehr begabt scheint, umgibt sie ein Geheimnis – und da wir uns hier in der Welt von Warhammer befinden, ein dunkles, noch dazu. Die Geschichte liest sich gut, ist erfreulich reich an Interaktion und verbreitet etwas den Flair von "normale Leute in der Spielwelt" - sehr lobenswert.
Sean Flynns "Lehrlingsglück" schlägt in die selbe Kerbe, ist aber bei weitem nicht so gelungen umgesetzt. Karl Spielbrunner ist Protagonist der Geschichte und Lehrling bei einem Buchhändler. Als er mal alleine über den Laden wachen muss, kauft er einen geheimnisvollen Frau aus eigener Tasche und von Neugierde getrieben ein Buch ab – um sich bald mit einem Magier konfrontiert zu sehen, der es auch gerne hätte.
Die Geschichte ist okay, trägt aber an einigen Stellen schlicht etwas zu dick auf.
"Ein Gartenfreund in Paravon" ist das Thema von Brian Craigs Erzählung. Craig kennt man vielleicht bereits aus der "Orpheus"-Trilogie ("Zaragoz", "Seuchendämon" und "Kriegsklinge"), hier allerdings ist ihm kein wirklich großer Wurf gelungen. Armand fragt sich, was hinter der Mauer seines Nachbarn so abgeht, findet es heraus und bereut es. Standard-Kost ohne Spannungskurve, ohne großen Unterhaltungswert.
Steve Baxter berichtet im Anschluss über "Das Himmelsboot" und leitet sich damit wohl den, leider auch noch ziemlich langen, Abschuss des Bandes. Erik "der Werwolf" ist Söldner und wird von einem Fremden angeworben, mit ihm in die Chaosländer zu reisen um ein "Himmelsboot" der Slann zu bergen. Damit nicht genug, der Fremde erweist sich ebenfalls als Slann ... und noch mehr, was aber an dieser Stelle zu weit führen würde.
Der Plot ist purer Blödsinn, die Handlung langweilig und rein stilistisch ausnehmend furchtbar – die Zeit, die es gebraucht die Geschichte zu lesen, kann ich gut und gerne als verschwendet ansehen.
Danach klart der Himmel aber noch mal mehr oder weniger auf. "Unwissende Armeen" stammt aus der Feder von Jack Yeovil, der mit seinen Romanen "Drachenfels", "Die untote Geneviève" und "Bestien in Samt und Seide" ohnehin die Messlatte bei Warhammer-Romanen neu justiert hat. Hier nun haben wir es mit einem kleinen Spin-Off zu den Charakteren, der obigen Romane zu tun, wenn wir den Grafen Johann und seinen Gefährten Vukotic begleiten, während sie auf der Spur des Chaosbanditen Cicatrice ein Feld erreichen, wo eine ganz eigentümliche Schlacht tobt.
Die Schreibe ist locker, die Geschichte spannend, wenn auch sicher nicht innovativ, einzig Geneviève vermisst man bitter. Dennoch, lesenwert.
William King darf noch beenden, was er begonnen hat, doch "Das Gelächter dunkler Götter" kann eigentlich nur unwesentlich mehr als den Titel des Bandes zu stellen. Diese Ehre hatte in der englischen Erstausgabe übrigens noch Yeovils Geschichte, aber dank des stetig wachsenden Ruhms Kings ist auch der englische Band nun nach dem "Gelächter" benannt.
Es sind mal wieder die Chaosländer, in die Kurt von Diehl und sein Begleiteter Oleg sich aufmachen. Kurt sucht ein Mittel, um sich seiner Verwandtschaft zu entledigen, doch keine Frage – wer mit solchen Gedanken schon dort ankommt, ruft zwangsläufig Geister hervor, die besser fern geblieben wären. Hier ist es der Blutgott Khorne, der sich den Reisenden annimmt.
Eine durchschnittliche Erzählung, nicht umwerfend aber auch zumindest nicht so grottig wie das "Himmelsboot".
Summa summarum drei lesenswerte und vier akzeptable Kurzgeschichten, sowie ein einfach nur grottenschlechtes Machwerk. Die sechs Euro, die der Band mal knapp gekostet hat, war er gerade so wert, für mehr würde ich abraten – wer ihn aber in einer Grabbelkiste irgendwo liegen sieht, der kann gut zugreifen, zumindest "Geheimnisnacht" und "Die Andere" sind es wohl wert.
David Pringle (Hrsg.)
318 Seiten Softcover, Heyne{jcomments on}
ISBN: 3-453-14014-1