DSA #105 - Die letzte Kaiserin

Mit den 105. Roman zum Rollenspiel Das schwarze Auge begibt man sich erneut in die Vergangenheit des aventurischen Kontinents. Der Autor Daniel Jödemann schuf mit seinem zweiten Roman eine Erzählung aus dem Bosporanischen Reich, welches etwa 1000 Jahre vor der aktuellen Zeitlinie des bekanntesten deutschen Rollenspiels liegt. Um der epischen Breite der Geschehnisse Rechnung zu tragen, ist Die letzte Kaiserin nur der erste Band, der mit Der erste Kaiser fortgesetzt wird.

Auch wenn der Roman und das Cover es nahe legen, ist die schöne Kaiserin und mächtige Magierin Hela-Horas nicht die zentrale Figur der Erzählung. Vielmehr schildert der Autor das Leben von zwei Tulamiden, einem Stamm von Wüstennomaden, die erst vor wenigen Jahren durch das Kaiserreich erobert wurden. Der eine ist Salim, ein tulamidischer Fürstensohn, der sich vom Gefangenen der Kaiserin zum Hauptmann ihrer Leibwache hocharbeitet und immer stärker ihrer Anziehung erliegt. Auf der anderen Seite erlebt man die Abenteuer von Raul al’Ahjan, der in Gareth nicht nur mit dem Kleinadligen Baduar vom Eberstamm einen treuen Freund, sondern auch eine neue Heimat findet. Da es ihm in Gareth so gut gefällt, beschließt er in einem waghalsigen Manöver die Stadt gegen eine anrückende Orkarmee zu verteidigen, wodurch die Stadt aber die Missgunst der Kaiserin erlangt, da sie ohne ihre Erlaubnis ein Heer zur Verteidigung der Stadt aufgestellt haben. Währenddessen muss Salim seltsame Aufträge für die skrupellose Kaiserin ausführen, in denen er magische Gegenstände für ein machtvolles Ritual sammeln muss, die durch ganz Aventurien verstreut sind. Als der leidenschaftliche Raul schließlich noch sein Herz an eine junge Frau verliert, bringt er sich, seine Freunde und vielleicht sogar ganz Gareth damit in Gefahr.

Der Roman kommt zuerst nur langsam in Fahrt und wirkt am Anfang noch sehr episodenhaft und ohne durchgängige Handlung, da immer wieder zwischen Salim und Raul gewechselt wird und oftmals viel Zeit vergeht. Aber trotz des schleppenden Anfangs kann der Roman überzeugen. Das liegt zum einen an den nachvollziehbaren Charakteren und zum anderen an der sehr bildlichen Sprache des Autors, der mit geradezu filmischer Zusammensetzung Szenen konstruiert, damit sie ihr Potential entfalten können. Beispielsweise wird ein Charakter zur Kaiserin bestellt, um durch die Schleier der formellen Hofzeremonie bestraft zu werden. Immer wieder wird zwischendurch beschrieben, wie ein süffisant grinsender Höfling das Gespräch mitverfolgt und schließlich einem Adler, dem Wappentier der Kaiserin, einen Fleischbrocken hinschmeißt, als das Schicksal des Charakters offenbart wird. Neben solchen gut umgesetzten Techniken, weiß der Autor auch durch seine detaillierte Umschreibung des Bosporanischen Reiches zu punkten, welches stark ans römische Imperium erinnert.

Insgesamt liegt uns ein sehr lebendiger, spannender und auch akkurater Roman aus der fiktionalen Historie Aventuriens vor, der viel Lust auf den zweiten Teil macht.


Verlag: Fantasy Productions GmbH
Autor: Daniel Jödemann
Sprache: deutsch
Empf. VK.: 9,00 Euro{jcomments on}
Seiten: 352
ISBN: 978-3890642444