BattleTech - Dark Age 11 - Bis zum letzten Mann

Loren Coleman hat erneut einen BattleTech-Roman geschrieben. Wenn sich der Line Developer der Dark Age-Linie hinter die Tastatur klemmt und ein Buch für “seine” Reihe schreibt, dann sind die Ergebnisse bisweilen schon einmal… variierend. Nachdem Victor Milan den Vorgänger von Bis zum letzten Mann sprachlich und erzählerisch ordentlich in den Sand gesetzt hat, muss Coleman nun an die Geschehnisse und Charaktere anknüpfen.

Die blutrünstige Kommandeurin der Jadefalken ist nach der Niederlage ihrer Truppen und dem Tod ihres Bruders erzürnt. Ein erneuter Angriff auf die Welt Skye steht unmittelbar bevor und die Verteidiger würden mit ihren gegenwärtigen Kräften gnadenlos unterliegen, also müssen neue Verbündete her. Als diese zumindest größtenteils versammelt sind, wagen sie einen Ausfall auf die Garnisonswelten der Jadefalken, was die cholerisch veranlagte Kommandeurin der Jadefalken zu einem direkten Angriff auf die Welt verleitet. Bei den sehr zahlreichen Gefechten tummeln sich dann fast alle Fraktionen und Persönlichkeiten, die bisher in den Romanen in Erscheinung getreten sind. Wieder einmal werfen sich Tara Campbells Highlander heldenhaft in die Schlacht, jene Einheit die bisher bei praktisch jedem Konflikt im DarkAge-Universum präsent war und die über eine scheinbar endlose Versorgung an Ausrüstung und Rekruten verfügt. Die Stahlwölfe spielen wieder mit, weil es halt lustig ist Jadefalken zu verprügeln, und auch der Sturmhammer hilft natürlich bei der Verteidigung seiner Heimat.
Dass diese Fraktionen sich vorher nicht gerade freundlich gegenüberstanden, sorgt für einige Spannungen. Der Sohn des Regenten von Skye ist nämlich der Anführer des Sturmhammers und verfolgt nicht nur grundverschiedene politische Ziele als sein Vater, sondern hat ihm auch noch einen Großteil seiner Streitkräfte geraubt, indem er sie in den Sturmhammer integrierte. Die Highlanders können die Stahlwölfe auch nicht leiden und die Stahlwölfe haben grundsätzlich gegen alle etwas. Aber auch bei den Jadefalken gibt es mehr als eine Ideologie. Neben der, im Vergleich zum Vorgängerroman glücklicherweise sehr gemässigt blutrünstigen, Anführerin der Jadefalkenstreitmacht gibt es noch den “Schattenkhan”, einen für Clan-Verhältnisse sehr intriganten Krieger, sowie einen gemässigten Soldaten, welcher seiner Befehlshaberin immer wieder erfolgreich die größten Schandtaten und impulsiven Handlungen austreiben kann.
Diese internen Konflikte geben dem Roman eine ganze Menge Farbe, was der schwachen Story sehr hilft, denn eigentlich handelt der Roman nur von der Verteidigung einer Welt gegen einen Aggressor. Es wäre allerdings wünschenswert gewesen, einen Fokus auf eben jene interessanten politischen und zwischenmenschlichen Konstellationen zu legen, anstatt auf seitenlange Mechgefechte. Auch durch die schiere Menge an handelnden Personen wirkt das ganze bisweilen sehr unübersichtlich und verwirrend.
Der Schwerpunkt des Romans liegt auf Action, vor allem Action zwischen Mechs, von denen es ungeachtete der eigentlichen Abrüstung scheinbar doch noch Dutzende gibt. Seitenlang werden Gefechte geschildert, Kriegsgerät zerstört, Panzerung zerschmolzen und abgeschossen. Und egal wie viele Menschen auf beiden Seiten sterben und wie viel Material vernichtet wird, es scheint immer noch genug für weitere Konfrontationen zu geben. Es wird im ganzen Roman nicht deutlich, dass es sich hier um eine menschenverachtende Materialschlacht handelt, welche der Autor aber eigentlich durch die Gespräche seiner Figuren suggeriert.

Ansonsten sollte man noch erwähnen, dass die Jadefalken in diesem Roman Atomwaffen einsetzen. Das ist für BattleTech äußerst ungewöhnlich und für die Clans sowieso, wurde doch einmal ein ganzer Clan für die Anwendung einer solchen Waffe von den übrigen ausgelöscht. Wieso haben sie überhaupt solche Waffen? Außerdem gibt es die erste Raumschlacht im DarkAge-Universum und das direkt mit richtig riesigen Kriegsschiffen.

Coleman liefert mit Bis zum letzten Mann einen sehr actionreichen Titel ab, der auch immer wieder durch interessante Charaktere und deren Konfrontationen glänzt, sich aber schlußendlich weder zwischen diesen beiden Richtungen entscheiden kann, noch einen ausgewogenen Mittelweg findet. Es ist kein schlechter Roman, doch hätte der Stoff und die Figuren mehr Potenzial gehabt.


Verlag: Heyne
Autor: Loren Coleman{jcomments on}
Sprache: deutsch
Empf. VK.: 7,95 Euro
Seiten: 412
ISBN: 978-3453521827