Hexer von Riva #7 - Die Dame vom See

Es war eine epische Reise. Beginnend mit einer losen Kurzgeschichtensammlung ist man als Leser gemeinsam mit dem Hexer Geralt von Riva ausgezogen, sich der Vorsehung zu stellen und nun ist, im nunmehr siebten Buch, das Ende gekommen. Sapkowski liefert mit Die Dame vom See einen ziemlichen Backstein ab, so dass zumindest generell alles günstig vorbereitet zu sein scheint, um der Reihe ein gebührliches Ende zu bereiten.

Wenn allerdings gleich zu Beginn Artus-Ritter Galahad an einem See auf Ciri stößt und diese für die Dame vom See hält, so merkt man direkt, dass irgendetwas an diesem letzten Band anders sein könnte. Und obschon das eigentlich nur bedingt richtig ist – mehr dazu gleich – so stimmt der Eindruck generell durchaus: Die Dame vom See ist ein durchweg eigenwilliges Buch geworden.
Das ist aber nicht neu. Schon die vorigen beiden Bücher, insbesondere Der Schwalbenturm, waren mehr und mehr aus den klassischen Erzählmustern ausgebrochen und hatten sich immer mehr eine Struktur von Rückblenden innerhalb von Rückblenden zueigen gemacht – und genau an dem Punkt setzt auch Die Dame vom See an. Die eigenwillige und in den bisherigen Kanon gar nicht zu passen scheinende Episode mit Galahad bildet eine erzählerische Klammer rund um die eigentliche Geschichte, und stellt zusammen mit einer zweiten, offenbar später spielenden Handlung, den Ausgangspunkt für das, was der Leser in dem langen Buch liest.

Dieses Modell ermöglicht natürlich ein ausgesprochen massives, episodisches Erzählen und genau das ist es auch, was den Leser in dem Buch erwartet. Die Geschichte und Geralt, Yennefer und Ciri kommt zu einem Ende und viele geliebte Figuren haben noch einmal Auftritte – aber man muss konstant ein wenig mitdenken, um nicht von der Erzählung abgehängt zu werden. Die einzelnen Passagen sind dabei auch von relativ unterschiedlicher Güte. Während die Geralt-Abschnitte großteilig gut sind, haben mir viele der Ciri-Episoden nicht so gefallen. Einige unliebsame Elemente voriger Titel kommen erneut vor, werden aber zugleich von einigen wirklich spannenden Passagen aufgewogen. So ist die finale Konfrontation von den Gefährten rund um Geralt mit ihren Widersachern, um jene zu retten, die er liebt, absolut großartig geraten. Auch sehr schön ist die große Schlacht zwischen den Truppen Nilfgaards auf der einen und den Königen auf der anderen Seite, die absolut fesselnd ist, obschon keine einzige Hauptfigur daran persönlich teilnimmt.

Anderes ist halt weniger golden. Auch wenn ich die Idee der Erzählklammer nachvollziehen kann, so halte ich die Anbindung an die Artus-Saga für konstruiert und insgesamt misslungen, aber auch nicht wirklich für wichtig, da das Buch dazwischen gar keinen Bezug darauf nimmt. Aber auch das endgültige Schicksal von Yennefer und Geralt hätte mehr hergeben können und wirkt am Ende, trotz des großen Umfangs der Geschichte an sich, ein bisschen aufgesetzt. Und etwas frustrierend ist, dass unklar bleibt, was aus einigen der Handlungsfäden wird. So werden die Traum-Expertin Condwiramurs und die Magierin Nimue relativ aufwändig eingeführt und im Laufe des Buches immer mal wieder vom Leser „aufgesucht“, aber nie wirklich zu einem Ende gebracht. Solche Fälle gibt es halt leider mehrfach.

Dabei ist das Buch zweifelsohne spannend und gut geschrieben. Gerade auch sprachlich können Sapkowski und sein Übersetzer Erik Simon noch mal ordentlich auftrumpfen und Die Dame vom See liest sich keinen Deut weniger faszinierend als die sechs Bücher davor.
Auch das Buch selber erstrahlt in der gleichen, schönen und wertigen Klappbroschur-Ausgabe wie auch schon die Teile davor. Dahingehend ist es ein Buch, das man in jedem Fall empfehlen kann.

Für Fans der Reihe führt natürlich ohnehin nichts an Die Dame vom See vorbei. Wer die anderen Teile nicht kennt, sollte aber dort mit seiner Lektüre beginnen. Alles in allem ist das Ende der Reihe nicht so toll, wie ich es mir erhofft habe, aber es ist befriedigend gelöst, die meisten Handlungsstränge kriegen einen Absclhuss, die Anbindung gerade auch an die ganz frühen Geschichten der Reihe gelingt ausgesprochen gut und somit kann man durchaus sagen, dass auch der letzte Teil zu gefallen weiß.
Ganz so fesseln wie seine Vorgänger konnte er mich aber nicht.


Titel: Die Dame vom See
Originaltitel: Pani Jeziora
Autor: Andrzej Sapkowski
Verlag: DTV premium
ISBN: 978-3-423-24817-4
Seitenzahl: 640 Seiten Klappbroschur
Sprache: Deutsch
Preis: 15,90 Euro{jcomments on}