DSA #119, #121 - #123 - Isenborn-Saga (Stein, Erz, Eisen, Stahl)

 

Bernard Craw ist mir dereinst mit seinem Battletech-Roman Karma aufgefallen, der bei Fanpro erschien und meines Erachtens qualitativ ein gutes Stück über dem Rest der Reihe lag. Als ich dann später hörte, dass er mit Isenborn nicht nur eine ganze Reihe von DSA-Romanen schreiben würde, sondern dass sie auch noch in einem militärischen Umfeld angesiedelt seien., war mein Interesse vollends geweckt. Spannende Sache sich einmal von den herumziehenden Abenteuern zu entfernen und den Fokus auf einen anderen Aspekt zu legen.   

 Die Saga handelt von dem Adelsgeschlecht Isenborn, das in Tobrien eine stattliche Festung samt Eisenmine unterhält, welche sehr gutes Erz liefert. Das führt dazu, dass Standhaftigkeit und Sprüche wie „Eisen im Blut“, „Hart wie Isenborner Eisen“ immer wieder in der Reihe vorkommen und bisweilen sogar etwas überstrapaziert werden. Nun wissen die Aventurien-Fans, dass die Lage in Tobrien und an der Schwarzen Sichel nicht unbedingt ein sicherer Ort ist. Gerade nicht die Zeit von 1021 BF bis 1030 BF, in der die Saga der Isenborns spielt. Während dieser Zeit rauschen die Truppen des Dämonenkaisers durchs Land, erstehen Untote (hier „kalte Alriks“ genannt), marodieren Goblins und das ganze Gebiet verwandelt sich in die Wildermark voller konkurrierender Herren. Mittendrin die Isenborns, die um ihr Land, ihre Ehre und ihre Untergebenen kämpfen, dabei Niederlagen einstecken und Siege erringen, aber dafür immer etwas opfern müssen.

Die Herrin über die ritterlichen Isenborns ist Olorande, die ihre im Kampf verlorene Hand durch einen magischen Panzerhandschuh ersetzten ließ, ihr bornländischer Mann Härmhardt, der mit bärenhafter Statur gesegnet ist und am liebsten mit einem zweihändigen Streithammer kämpft, sowie ihre Kinder Fiana und Falk. Während Fiana bereits zu Beginn eine junge Ritterin ist, die an Turnieren teilnimmt, ist Falk nur Page, der gerne klettert und davon träumt ein richtiger Abenteurer und Ritter zu werden. Alle sind den ritterlichen Tugenden Rondras verpflichtet und ein loyaler, aber dennoch geselliger Haufen. So wie man sich Helden eben vorstellt. Allerdings machen alle diese Personen im Laufe der Saga teils extreme Änderungen durch. Einige verzweifeln oder zerbrechen an dem was geschieht, andere werden entschlossener oder hinterfragen ihre etablierten Lebensweise und ihren Kodex. 

Aber glücklicherweise wird die ganze Geschichte nicht nur aus Sicht der heroischen Isenborner geschildert, sondern auch von der Gegenseite. Dort schmieden paktierende Magier, Goblin-Schamaninnen und Ritter der Borbardianer Ränke. Aber nicht nur die äußeren Feinde bedrohen Isenborn, auch die internen Konflikte werfen die Familie und die Menschen bei ihnen immer wieder aus der Bahn. Gerade der Magier und seine Motive, die ihn zum Pakt getrieben haben, wirken glaubhaft und werden immer weiter ausgebaut, ebenso wie seine Beziehung zu dem Dämon, mit dem er handelt.

Das heißt aber nicht, dass die die Charaktere sich allesamt konstant in einer moralischen Grauzone aufhalten und ständig von Selbstzweifeln zerrissen umherirren wie pubertierende Emos. Trotz der wechselnden Erzählperspektive und den daraus resultierenden Blickwinkeln bleibt es immer noch Aventurien. Ergo sind die Isenborner ritterliche Ritter und die Leute auf Seiten Borbarads großteilig schurkische Schurken. Größtenteils, denn auf beiden Seiten gibt es durchaus mehr Grauzonen, als diese knappe Zusammenfassung dem Gesamtwerk Rechnung tragen könnte, doch würden Details nicht nur den Umfang der Rezension sprengen, sondern auch einige wichtige Entwicklungen vorwegnehmen. Die Charaktere mögen stereotyp handeln, sind aber dennoch interessant geschildert.

Die Isenborns bleiben jedoch nicht isoliert in ihrem Gebiet, sondern werden in viele wichtige Ereignisse verwickelt. Craw geht jedoch nur selten direkt auf diese Ereignisse ein, sondern erwähnt sie nebenbei oder rückblickend. Dabei wird deutlich, wie viel Recherche der Autor für seine Romane aufgewendet hat, denn die welterschütternden Ereignisse sind zahlreich. Puristen mögen vielleicht anmerken, dass nicht jede Situation und jeder Kampf „regelkonform“ zu DSA umgesetzt wird, doch das fällt nur wirklichen Experten auf und sicherlich nicht ins Gewicht.

Das heißt insgesamt aber nicht, dass die Kämpfe und deren Beschreibung den Hauptteil der Saga bilden würden, auch wenn sie zweifelslos einen guten Anteil haben. Es spielen auch die Versorgung der Truppen, das Anheuern von Söldnern, die Einbindung von Leibeigenen und das Schmieden von Allianzen eine Rolle, neben den allgemeinen Problemen der handelnden Figuren miteinander.

Diese kommen vor allem in den ersten beiden Romanen sehr gut zur Geltung, ab dem dritten Roman geschehen jedoch ein paar seltsame Dinge. Falk wird vom lebensfrohen und abenteuerhungrigen Knappen nach einem großen Sieg zu einem recht flachen, berechnendem, und kaltem Anführer und Herrscher. Seine Mutter lässt sich auf ein ganz besonderes Abenteuer ein, das sehr überraschend kommt und meiner Meinung nach nicht richtig eingeleitet wird. Man hat als Leser das Gefühl, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, die man nun einfach zu akzeptieren hat. Die Richtung, die sie dabei einschlägt, verändern nicht nur sie nachhaltig, sondern lässt die Familie insgesamt fast zerbrechen. Das Finale ist eigentlich zu positiv und harmonisch ausgefallen, wenn man den Rest der Saga betrachtet. Hier hätte ich mir doch etwas mehr Konflikt und die Last der vorherigen Entscheidungen gewünscht, die sich nun rächen könnten.

Die Isenborn-Sage ist eine kleine aventurische Version des Lieds von Eis und Feuer, wobei jedoch die Intrigen und Charaktere weniger im Mittelpunkt stehen, als im großartigen Zyklus von GRR Marin. Das ist aber sicher  auch dem Gut-Böse-Schema des Settings Aventurien geschuldet. Auch wenn die Isenborn-Saga nicht alle möglichen Register zieht, die sie sich selbst eröffnet hat, so möchte ich die vier Romane dennoch allen empfehlen, die sich die wichtigsten historischen Ereignisse der letzten zehn aventurischen Jahre unterhaltsam näherbringen wollen oder die in die militärisch angehauchte Fantasygeschichte eines Adelshauses hineinschnuppern möchten.


Name: Isenborn 1 – Stein, Isenborn 2 – Erz, Isenborn 3 – Eisen, Isenborn 4 – Stahl
Verlag: Fanpro
Sprache: deutsch
Autor: Bernard Craw
ISBN: 9783890641416, 9783890641423, 9783890641430, 9783890641447
Empf. VK.: je 10 Euro
Seiten: 320, 304, 352, 384{jcomments on}