Discworld - The Amazing Maurice and his Educated Rodents

So, nach einigen Wochen kehre ich doch noch einmal zu meiner Lieblings-Fantasywelt, der Scheibenwelt, zurück.
Da ich in den vorangegangenen Rezensionen schon den Autor der mittlerweile über 20 Bänden umfassenden Scheibenweltromanen vorgestellt habe spare ich mir jetzt mal lange Vorreden und springe direkt zum Inhalt.

So und da wären wir auch schon.
Maurice ist ein Straßenkater der in Ankh-Morpork aufgewachsen ist und plötzlich entdeckt hat das er nicht nur die Fähigkeit erlernt hat zu sprechen sondern auch zu denken und da ist er nicht der einzige. Auch eine Gruppe von Ratten ist plötzlich in den Stand der denkenden Lebewesen erhoben worden, zusammen mit Maurice und einem jungen Flötenspieler namens Keith besuchen sie abgelegene Dörfer und wenn dann plötzlich eine Rattenplage eintritt ist auch schon der entsprechende Rattenfänger zur Stelle.
Doch während Maurice von einem geruhsamen Leben träumt und sich mit dem Geld eben jenes Leben erkaufen möchte und Keith eigentlich nur in Ruhe Musik machen möchte träumen die Ratten von einer neuen Zukunft und vor allem Menschen freien und damit auch fallen freien Zukunft.
So soll Bad Blintz auch ihr letzter Job werden, und das nicht nur weil die umliegenden Dörfer mittlerweile mißtrauisch geworden sind.
Doch unter der Stadt lauert diesmal etwas großes und böses, etwas das auch in eine menschenfreie Zukunft blickt aber zum Erreichen dieser mit allen Mitteln kämpft.

Aufmerksame Scheibenwelt Leser werden sicherlich schon bei dem Titel aufhorchen, denn seine erste Erwähnung findet er schon in "Reaper Man" (Alles Sense). Allerdings hier nur in Bezug als Parodie auf das Märchen vom Rattenfänger von Hameln, aber genau in jene Kerbe schlägt auch das vorliegende Buch.

Denn auch dieses ist eigentlich erst mal ein Art Märchen, deutlich dünner als die normalen Romane wird hier aber nicht einfach nur der Rattenfänger parodiert, nein Pratchett geht auch hier wieder einmal weiter und zeigt das er es versteht Geschichten nicht nur oberflächlich abzuhandeln sondern ihnen auch eine tieferen Sinn zu geben.
Zwar werden einige Seitenhiebe sowohl auf das Rattenfängermärchen als auch auf Märchen allgemein abgegebne aber auch das ethische Problem eines neuen Bewußtseins wird in der einen oder andern Weise abgehandelt.

So müssen sich vor allem der Kater Maurice wie auch die Ratten mit einem Bewußtsein für ihre Umwelt auseinandersetzten. Während vor allem Maurice darunter leidet das er nicht mehr ohne ein schlechtes Gewissen in der Lage ist etwas zu fressen was sich verständigen kann, entwickeln die Ratten ihre eigene sozialen Strukturen und entdecken das sie nun deutlich mehr sind als ihre normalen Artgenossen und gemeinsam so ziemlich alles erreichen können. Gerade diese Verbundenheit versuchen sie zu verstärken und sich ein ruhiges Fleckchen zu suchen an dem sie ungestört, vor allen von Menschen, ihre neuen Rattenzivilisation aufbauen können.

Wie schon angedeutet versteht es Pratchett hervorragend recht bekannte Probleme unserer Gesellschaft gekonnt in ein neues Gewand zu verpacken ohne allerdings auf jeder Seite den mahnenden Zeigefinger zu erheben oder eine allzu deutliche Schwarz-Weiß Malerei zu betreiben. Die handelnden Personen, seien sie nun Gut oder Böse – Mensch oder Tier, haben allesamt recht nachvollziehbare Motive und bleiben sich dahingehend auch treu – was nun nicht heißen soll das sie keine Entwicklung durchmachen – aber eben so wie es in ihren Charakter paßt.

Und gerade die Charaktere sind wieder einmal besonders gut gelungen. Angefangen bei Maurice, dem zwar recht verschlagenen und listigen aber im Grunde seins Herzens guten Strassenkater, über die Menschlichen Akteure (die jedoch zugunsten der Tiere diesmal etwas in den Hintergrund treten) bis hin zu dem Rattenclan von Darktan, Dangerous Beans, Peach und Hamnpork. Pratchett gelingt hier vor allem die Gratwanderung das seine tierischen Protagonisten zwar mit ihrem neuen Bewußtsein und der Fähigkeit zu sprechen zwar langsam irgendwo auf ein menschliches Niveau rutschen aber in ihrer Wesensart immer noch Tiere sind, also keineswegs verniedlicht oder vermenschlicht werden.

Der Scheibenwelt-typische Humor kommt aber auch hier nicht zu kurz und so fügt es sich perfekt in den immer mehr anwachsenden Zyklus der anderen Romane ein.
Fans und Freunden komischer Fantasy (die jedoch nicht nur rein auf albernen Spaß ausgelegt ist) kann ich nur meine Kaufempfehlung aussprechen – enttäuscht wird man auf keinen Fall, höchstens von der Tatsache das es eben kürzer als gewohnt ist und man dementsprechend auch schneller durch ist.


Terry Pratchett{jcomments on}
The Amazing Maurice and his Educated Rodents
Softcover 270 Seiten, Corgi Books
ISBN: 0-552-54693-3