Kingslayer Chronicle I - The name of the wind

Neue Fantasyautoren werden von den Verlagen ja gerne mit Superlativen beworben. Da wird der Neuling gerne mal mit Tolkien verglichen und andere Autoren dürfen einen generischen Satz über die tolle Sprache und den Ideenreichtum verlieren, der dann marketingtechnisch voll ausgeschlachtet wird. Einer der Autoren, der in letzter Zeit über alle Maßen gelobt wurde, ist Patrick Rothfuss mit seinem Kingskiller Chronicle. In der englischen Paperbackausgabe sind sogar die ersten Seiten nur den wohlwollenden Kritiken gewidmet, damit der Leser sich bereits im Vorfeld überzeugen kann, dass er keinen Scheiß gekauft hat.

Da ich aber eher der Meinung bin, dass solcher Marketingaufwand besonders dann angebracht ist, wenn das Werk eher durchschnittlich ist, blätterte ich die Vorwertungen beiseite und ging kritisch an Patrick Rothfuss' Debütroman.
Der Einstieg ist dabei schwierig und zäh geraten. Wir erfahren, dass ein Wirt eine Grenzstadt irgendwo im Nirgendwo betreibt und dass mehr in ihm zu stecken scheint, als es zunächst den Anschein hat. So weiß er etwa über das dämonisches Monster, dass in der Gegend sein Unwesen treibt und auch, wie man es besiegen kann. Als dann zufällig ein bekannter Chronist in der Herberge landet, beginnt die Geschichte an sich erst. Der Wirt ist niemand anderes als Kvothe, eine der legendärsten Gestalten der Welt, ein großer Krieger, mächtiger Zauberer und weltbekannter Barde. Aber auch ein Königs- und Engelsmörder, Dieb und Unruhestifter, trotz seines geringen Alters. Er gesteht dem Chronisten zu, ihm seine Geschichte zu erzählen, wofür er genau drei Tagen brauchen würde. Der erste Roman „The Name of the Wind“, ist dabei der erste Tag.

Sobald Kvothe seine Geschichte beschreibt und die Erzählung in die Ich-Perspektive wechselt, gewinnt auch die Erzählung an Klarheit und Stringenz. Kvothe kann sich an praktisch alles erinnern, was er je erlebt hat, denn er ist ein Genie und schlicht brilliant. Praktisch alles muss er nur einmal versuchen und es gelingt ihm dann. Wer aber nun befürchtet, dass Rothfuss hier einen langweiligen Alleskönner seine Heldentaten runterbetten lässt, der könnte falscher nicht liegen. Die Welt die er beschreibt, hat mich High Fantasy nichts zu tun, sondern ähnelt eher dem Spätmittelalter bis zur frühen Neuzeit mit ein paar subtilen Zaubern. In dieser Welt wird Kvothe in eine Truppe fahrender Spielleute geboren und lernt mit Menschen umzugehen, zu Schauspielern und die Laute zu spielen. Eines Tages wird seine Truppe aber von einer Gruppe elfenhafter Dämonen getötet, die sein Vater durch ein Lied über die angeblichen Sagengestalten auf sich aufmerksam gemacht hat. Kvothe irrt daraufhin als Waise durch die Welt, wird ein Straßenjunge, gelangt an die Universität, lernt die Grundprinzipien der Magie und muss sich mit zahlreichen Problemen des Erwachsenwerdens herumschlagen.

Was trivial klingt, wird nicht nur durch Rothfuss' wunderbare und bildliche Sprache interessant, sondern auch durch den Widerspruch von Kvothes Intelligenz und seiner Naivität, seiner pubertären Verwirrtheit und seiner mangelnden Erfahrung, die ihn immer wieder grandios scheitern lässt. Es ist faszinierend zu beobachten, wie Kvothe seine Intelligenz spielen lässt, wenn er etwa die Lautschrift des Chronisten in ein paar Minuten durchschaut und anzuwenden lernt, was den Geschichtsschreiber recht beleidigt zurück lässt. Kvothe wird zwar bereits 15 zu einem der jüngsten Mitglieder die jemals an der Universität studiert haben, doch verliert er aufgrund von Armut, Missgunst und seinen eigenen dummen, aber nachvollziehbaren Entscheidungen viele Privilegien. Sein Ziel bleibt jedoch (neben einem hübschen Mädchen, er ist immerhin Teenager...) den Namen des Windes zu erlernen und damit Kontrolle über ihn zu erlangen. Magie wird dadurch realisiert, dass man Namen kennt und für einen Energieausgleich sorgt. So kann man z.B. ein Feuer entfachen, indem man Wärme aus seinem Körper abzieht. Dies ist jedoch nicht ungefährlich und in der Regel wird ein Katalysator verwendet, um den eigenen Energieaufwand auszugleichen.

Die Erzählung von Kvothe aus der Ich-Perspektive wird immer wieder unterbrochen, wenn er eine Pause einlegt, etwa um Essen zu holen. Die Zuhörer diskutieren dann die Geschichte und es geschehen andere Dinge in dieser Erzählebene, welche zukünftigen Ereignissen vorausgreifen oder alte Fragen entwirren. Dadurch wird man noch tiefer in die Erzählungen von Kvothe hineingezogen, da die Unterbrechungen das ganze noch greifbarer erscheinen lassen. Das Finale des ersten Bandes wirkt dann vergleichsweise unspektakulär, hat man vorher doch erfahren können, wie er zu seinem Namen „Bloodless“ gekommen ist oder wie er die Stadt Trebon niedergebrannt hat. Somit ist „The Name of the Wind“ kein wirklich abgeschlossener Roman, sondern vielmehr der erste Teil eines großen Buches, das auf drei Bände ausgelegt wurde.

Nichtsdestotrotz ist Rothfuss' Erstlingswerk ein bemerkenswertes Stück Literatur, da der Charakter Kvote durch seine Widersprüche, seine Genialität und seine sehr menschlichen Schwächen dank der wunderbaren Sprache zum Leben erweckt wird und den Leser immer mitfiebern lässt. Dicke Empfehle für „The Name of the Wind“!


Name: The name of the wind 
Verlag: DAW 
Sprache: englisch{jcomments on}
Autor: Patrick Rothfuss
Empf. VK.: 8,99 US-Dollar 
Seiten: 736 
ISBN: 978-0756404741