Belgariad #1- Kind der Prophezeiung

"Ein Ring sie zu knechten sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden." Nein, ich rezensiere hier nicht den "Herrn der Ringe", aber dieser Vers aus Tolkiens Meisterwerk drängte sich sowohl mir als auch einem Freund geradezu auf, als wir die ersten beiden Seiten gelesen und über den Stein des Anstosses, was hier ruhig wörtlich genommen werden darf, aufgeklärt wurden.
Offenbar fand auch David Eddings großen gefallen am HdR, denn es gibt vieles, was stark an einen, von mir sehr hoch geschätzten Briten erinnert, ohne jedoch dessen Klasse zu erreichen...
Dass Zauberer seit Gandalf immer steinalt sein müssen und lange weiße Bärte tragen versteht sich mittlerweile ohnehin von selbst (warum eigentlich?), wenigstens müssen Zauberinnen es offensichtlich nicht. Auch die Einteilung der Menschen in verschiedene Völker, wie zum Beispiel das pferdeliebende Volk von Algarien oder die geschäftigen Drasnier, kommt einem bekannt vor. Leider ist diese Einteilung hier wesentlich schroffer und bedient alle Klischees, stellt euch einen archetypischen Wikinger vor und ihr kenn das ganze Volk der Chereker... Doch ist nicht alles was David Eddings hier geschrieben hat eine billige Tolkien-Kopie, die eigentliche Geschichte spielt sogar relativ geschickt mit der Mission des Ringträgers, indem die Perspektive mehr oder weniger getauscht wird: Hier ist es nicht der Protagonist, welcher mit dem Gegenstand in Feindesgebiet eindringen muss, sondern der Antagonist, welcher sich durch die Lande der "Guten" schlägt, verfolgt von den Protagonisten. Die Geschichte wird hierbei aus der Sicht letzterer, genauer gesagt aus der des Jungen Garion erzählt. Des weiteren ist der Grundplot zwar relativ durchsichtig (weshalb ich ihn hier trotzdem nicht offenbaren werde), an dessen Rande spielen sich jedoch auch interessante Dinge ab, insbesondere Die Figur des Barak weiß zu gefallen, nachdem sie anfangs noch sehr klischeebehaftet ist, wird sie später... nein, auch das wird nicht verraten, ist es letztlich doch eine der größten Überraschungen.
Damit wären wir aber bei den Charakteren angelangt. Natürlich bleiben die meisten Charaktere relativ flach, was mich allerdings nicht wirklich gestört hat, da ich von vorneherein keine Charakterstudien a la Franz Kafka erwartet habe. Verärgert hat mich nur die Figur des Silk, dessen Name wohl nicht zufällig mit demselben Buchstaben beginnt wie Superman! Ich weiß nicht wie andere das sehen, aber mir stößt es sauer auf, wenn eine Person offensichtlich alles kann, nahezu perfekt ist. Silk kann verhandeln, spionieren, kämpfen, ist ein Frauenheld, ist in jeder Situation Herr der Lage und muss nie eine Niederlage einstecken. Richtig gefreut habe ich mich als er der Königin von Drasnien begegnet ist, denn hierdurch gelangte er wenigstens zu etwas Tiefe und wurde wenigstens ein wenig aus dem strahlenden Licht genommen, in welchem er bisher stand.
Soweit zum Inhalt des Buches. Die Aufmachung ist wohl Taschenbuchstandard, womit eigentlich nicht nähr darauf einzugehen ist, hat man eines gesehen hat man sie alle gesehen. Das Cover ist recht hübsch gezeichnet und weiß auch zu gefallen stellt jedoch auch nichts bahnbrechendes dar; der Zeichner wird an dem Tag wohl noch mehrere andere Zeichnungen angefertigt haben.
Eine Schelte allerdings verdient sich der Bastei Lübbe Verlag für die Orthographie. Die Anzahl der Rechtschreibfehler geht für ein offizielles Buch auf keine Kuhhaut mehr. Wenn ich Vater eines Grundschulkindes wäre würde ich ihm die Lektüre dieses Buches geradezu verbieten, es würde seine Noten in Diktaten wahrscheinlich radikal nach unten ziehen! Der Hauptcharakter wird wohl genau so oft mit Garin wie Garion benannt und das ist nicht die einzige Blöße, welche sich Übersetzer und Lektor gegeben haben.
Als Fazit kann festgehalten werden, dass es sich nicht um den Meilenstein handelt, welchen mir das Backcover verkaufen wollte, aber es war auch keine Zeitverschwendung es gelesen zu haben. Man liest dieses Buch in wenigen Tagen einfach runter und ist schließlich auf der letzten Seite angelangt. Thomas nennt so etwas literarisches Adäquat zum Popcorn-Kino und das trifft es wohl ganz gut. Es interessiert einen am Ende schon wie es weitergeht nur leider ist die Belgariad-Saga auf fünf Bände aufgeteilt und würde somit unterm Strich 64.50 DM kosten, was sie mir letztlich auch wieder nicht wert ist, erst recht unter der Beachtung der Tatsache, dass mich sowohl "der Herr der Ringe" also auch meine "Sagen von Mittelerde" bei mindestens gleichem Umfang und, besonders im Fall der "Sagen", besserer Aufmachung weniger gekostet haben...


David Eddings
Kind der Prophezeiung
Erster Band der Belgariad-Saga {jcomments on}
315 Seiten Softcover
Bastei Lübbe Verlag
ISBN: 3-404-20189-2