Shadowrun #040 - Runner sterben schnell
Argent ist einer der besten Shadowrunner im Geschäft, wenn auch mit einem Handicap: er hat ein Gewissen. Seit vor ein paar Jahren ein Run völlig schiefgelaufen ist, bei dem er zwei Teamkameraden verloren hat, übernimmt er nur noch kleine Aufträge und arbeitet immer allein. Als ihn der Hilferuf seiner früheren Freundin Andi Sencio erreicht, die im Auftrag eines Konzerns streng geheime Daten gestohlen hat, steht er vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens. Sencio und ihr Team sitzen in Pueblo hoffnungslos in der Falle, denn gleich drei Megakonzerne haben es auf sie abgesehen. Obwohl jeder Versuch, Sencio aus ihrem Versteck herauszuhauen, völlig aussichtslos erscheint, stellt Argent mit den besten Leuten, die er bekommen kann, ein Team zusammen und entwirft einen verwegenen Plan ...
vom Backcover von Runner sterben schnell
Ach du meine Fresse! Ein wilder Griff in den Stapel ungelesener Shadowrunromane beschehrte mir die Lektüre dieses Machwerks. "Runner sterben schnell" ist von Mel Odom und handelt von Argent, dem ehemaligen Anführer der "Wrecking Crew".
Worum es in dem Roman geht, habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Die alte Schnalle von Argent hat Daten geklaut und alle prügeln sich nun darum, während Argent so ziemlich alles tötet. Da gibt es einen Konzern mit Amerindianern, dessen Führungsspitze komplett aus extrem vercyberten Samurais besteht. Da gibt es mysteriöse Entitäten aus der Vergangenheit, die in die Matrix gesperrt wurden. Und natürlich Argent, den Protagonisten des Romans und einer der schlechtesten Charaktere, die ich jemals zwischen zwei Buchdeckeln erblickte. Er hat extrem bizarre Moralvorstellungen. Bei einem Run sind einst zwei seiner Kumpels getötet worden und das nimmt den Waschlappen immer noch mit. Schließlich ist er ja ein netter Kerl, nicht wahr? Nett genug um in dem Roman etwa eine Million Leute, wehrlos oder nicht, grausam zu töten. Ein Kopfschuß gegen einen Schurken ist schließlich legitim und verursacht keine Gewissensbisse, oder? Und davon verteilt er viele. Alles andere wäre ja uncool. Argent ist eh der Coolste. Er hat jede nur mögliche Cyberware drin, natürlich alles in Deltaware-Qualität. Dadurch müsste er so tot sein wie eine Feuerschutztür, aber nicht Argent... nein, der nicht. Omnipotent zu sein reicht ja nicht, die Gegner müssen sich auch dämlich wie sonst nix anstellen. Wie 80er-Jahre-Ninjas greifen sie den überlegenen Argent immer freundlich und fair nacheinander an.
Um seine alte Schnalle rauszuhauen gibt er nicht nur zig Millionen Nuyen aus, sondern rekrutiert die Elite der Schatten. Wie in allen anderen Shadowrunromane sind die Rekrutierten natürlich nur die Besten der Besten. Aber hier tut es schon wirklich weh. Und die ersten zwei Drittel des Romans rekrutiert er nur seine Truppe. Sonst passiert nichts. Und das sind illustre Gestalten. Vampir-Detektive die sich mit Panzern anlegen, Medienstars die perfekte Scharfschützen sind und für Argent mal gerne in die Runnerkarriere zurückkehren, Zwilling-Straßensams, die so breit gebaut sind wie Trolle, etc. pp. Und was passiert nun im letzten Drittel?
Argent macht alles tot was nicht zu seinem Team gehört. Vergesst "Phantom Commando", "Rambo" und "Der Soldat James Ryan". Argent tötet mehr. Und er ist ein Held. Vom kleinen Kongardisten, der nur seinen Job erledigt, bis hin zum Cyberzombie-Konzernchef, alles kein Problem für den tiefgründigen Charakter mit den Gewissensbissen.
Und nun raten wir mal, wer alles aus seinem Team abkratzt. Keiner, genau. Argent wird verletzt, ebenso wie einer aus seinem Team. Mehere Tonnen Ausrüstungen und Leichen bleiben zurück. Was hat das ganze gebracht? Keine Ahnung! Ich raff es nicht! Argent ist pleite und seine alte Schnalle fängt nichts neues mit ihm, aber sein Gewissen wird rein.
Dieser Roman ist eine Qual! Wahrlich! Auf Celluloid gebannt hätte ich ihm vielleicht etwas Unterhaltung abgewinnen können, doch dafür nimmt er sich eigentlich viel zu ernst. Und das ist für solch übertrieben Action absolut tödlich. Für Powergamer und 14jährige vielleicht unterhaltsam, da die Geschehnisse 1:1 den Regeln entsprechen (als im ersten Kapitel geschildert wird, wie Argent seine 15-Salven abschießt und dann seine Hardware detailiert beschrieben wird, hätte ich aufhören sollen zu lesen), aber für Menschen mit auch nur einen Hauch von Bedürfniss nach anspruchsvoller Unterhaltung verschwendete Zeit. Meine Empfehlung: Liegen lassen. Name: Runner sterben schnell
OT: Run hard, die fast
Verlag: Heyne {jcomments on}
Autor: Mel Odom
Empf. VK.: 7,95 Euro
Seiten: 332
ISBN: 3453179544