Shadowrun #052 - Elementares Wissen
Das Runnerteam Pik-Dame existiert nicht mehr. Paul, Pandora, Claw, Zack, Snap und Chet gehen längst ihre eigenen Wege. Doch dann taucht eine alte Bedrohung aus der Vergangenheit auf und zwingt die Runner, sich wieder zusammenzuschließen. Die Feinde sind heute mächtiger als je zuvor - und es gibt sogar Anzeichen dafür, dass ein Verräter in den eigenen Reihen lauert...
vom Backcover von Elementares Wissen
Elementares Wissen ist der Abschluss der Nordlichter-Trilogie von Harri Assmann (oder Aßmann, je nachdem...). Der dritte Teil liegt mit wieder in der Ausgabe von Phoenix / Fanpro vor, was sich vor allem in dem fehlenden Lektorat niederschlägt. Fehlende Satz- und Leerzeichen, sowie Satzteile, die einfach nicht an diese Stelle gehören, finden sich leider oft. Elementares Wissen ist kein eigenständiger Roman, denn wer die ersten beiden Teile der Trilogie ausgelassen hat, der wird relativ wenig verstehen können.
Die Zahl der parallel laufenden Handlungen ist enorm. Ohne sie genau gezählt zu haben, kommen vielleicht zwei Dutzend handelnde Charaktere in dem Roman vor, eingebettet in fünf bis sechs Handlungsstränge. Dies ist bei etwas mehr als 400 Seiten doch zuviel des Guten. Der Autor hatte erneut viele gelungen Einfälle und farbenfrohe Charaktere, doch kommen diese ebenso zu kurz, wie alles andere in dem Roman.
Inhaltlich geht es vor allem darum, dass die offenen Rechnungen der Runner aus den vorigen Romanen, aber auch aus ihrer Vergangenheit bezahlt werden müssen. Praktisch alle haben Leichen in Keller und diese werde nun an die Oberfläche geschwemmt. Die Handlung konzentriert sich dabei wieder auf Hamburg, deckt aber auch kurz andere Orte der ADL (Allianz deutscher Länder) ab. So wird die magische Universität Marburgs beschrieben, eine Pinte in Köln, der Einfluss des Kirchenstaates Westphalen und endlich einmal die Gefängnisinsel vor Hamburg: Big Willi. Die Welt von Shadowrun lebendiger und plastischer zu gestalten, dies gelingt dem Autoren sehr wohl. Weniger will mir die teilweise bemühte Action gefallen. Gerade der ziemlich lange Endkampf ist viel zu komplex geraten um noch durchschaubar zu bleiben.
Die bekannten Hauptcharaktere werden nur teilweise weiterentwickelt. Chet und Zack werden näher beleuchtet, Claw ein wenig und Pandora praktisch nicht. Die vielen neuen Nebencharaktere und (pardon) Altlasten aus älteren Romanen werden wie gewohnt verheizt, ohne das man viel Mitgefühl für sie aufbringen müsste. Chets neu gegründete Familie hätte viel Potential gehabt und auch Zacks Verlust von Menschlichkeit durch zu viel Cyberware hätten viel mehr ausgebaut werden können. Gerade Zacks Entmenschlichung wird zu Beginn noch sehr schön beschrieben, verliert sich aber im Laufe des Romans.
Das Cover der Fanpro-Ausgabe ist hässlich und von Clint Langley. Was dieser Drogenalptraum samt „Bundeslade“, Monstern und halbnackten Metamenschen mit dem Roman zu tun hat, erschließt sich mir nicht.
Es bleibt wieder ein Roman, der in einem schön beschriebenen Deutschland (oder was davon übrig ist) spielt, aber viel zu komplex geraten ist. Der Autor hat Charaktere und Story für mehrere Bücher in einen Roman gesteckt und herausgekommen ist ein bisweilen verworrenes und schwer zugängliches Buch. Leider ist der Abschluss der Trilogie nicht ihr Höhepunkt. Da hätte ich nach dem gelungenen „Töne der Unendlichkeit“ mehr erwartet. Wer die ersten Romane gelesen hatte, sollte sich auch das Ende geben. Wenn man vor sehr komplexer Handlung mit zig Charakteren nicht zurückschreckt, der soll auch mal einen Blick riskieren.
Name: Elementares Wissen
Verlag: Fanpro
Sprache: deutsch
Autor: Harri Aßmann {jcomments on}
Empf. VK.: 9 Euro
Seiten: 414
ISBN: 3890645704