Shadowrun #049 - Auf dem Sprung

Der Auftrag sieht voll nach Routine aus: Personenschutz ist angesagt. Aber schon bald entwickelt sich die Sache für das Runner-Team Pik Dame zu einem Fiasko ersten Grades. Ein mysteriöser Unbekannter taucht auf und verstrickt die Runner in ein Komplott innerhalb des Big Business. Trotz der Unterstützung illustrer Gestalten aus der Szene schließt sich das Netz um Pik Dame immer enger. Ein Entkommen aus den Klauen der Konzerne scheint unmöglich... 
vom Backcover von Auf dem Sprung

„Herr Doktor, Herr Doktor! Hilfe, ich habe Anglizismen!“ So, oder so ähnlich, müsste der Autor von „Auf dem Sprung“ sich wohl mal bei seinem Medizinmann melden. Aber bevor jetzt ein falscher Eindruck entsteht, der Roman von Harri Aßmann hat mir gut gefallen. Nur die Häufung von englischen Wörtern nervte mich. Sowas ist einfach unnötig, denn Firepower klingt ja nicht so viel imposanter als Feuerkraft, oder?

Der Roman beginnt actionreich, wenn auch etwas abgegriffen, denn der Protagonist erwacht ohne Gedächtnis in einem versifften Appartment. Es folgt ein Schusswechsel und einige Runner nehmen ihn auf, untersuchen seine Vergangenheit und geraten in immer neuen Ärger. Mit der Zeit wird die Vergangenheit des Unbekannten immer klarer und ergeht sich in ein fulminantes Finale.

Langweile kommt eigentlich nie auf, die ganze Zeit passiert etwas in dem Roman. Störend ist vor allem wieder das mangelnde Lektorat bei Fanpro, die oben bereits angeschnitten Anglizismen und der prächtige Bond-Monolog des Schurken am Ende. Ich will einfach nicht begreifen, wieso der in all dem Chaos beginnt, seine Pläne und Hintermänner offen zu legen. Dazu kommt noch, dass die Charaktere etwas flach und stereotyp wirken. Der Ork ist heißblütig und rau, die Magierin schön und geheimnisvoll, die Riggerin wortkarg und vehikelgeil. Der Autor schmeißt für meinen Geschmack auch viel zu viele Charaktere in die Handlung, die dann zwischendurch ins Gras beißen dürfen. Hier wäre weniger mehr gewesen. Irritierend sind bisweilen die Sprünge in der Erzählperspektive. Der Erzähler wird dann durch irgendeinen der handelnden Charaktere mit einem Kommentar aus der Ich-Perspektive erzählt. Ist alles noch etwas im Groben, doch meines Wissens nach, ist „Auf dem Sprung“ das Erstlingswerk des Autors und mit einem kleinen Einblick aus seinem folgenden Werk, kann ich nur sagen, dass er sich gesteigert hat. Sehr sogar.

Was in diesem Roman aber bereits auffällt, ist die geschickte Verstrickung der einzelnen handelnden Gruppen. Wie ich der Danksagung entnehme, war der Autor auch selbst Spielleiter für eine Shadowrunrunde und hat seine dortigen Erfahrungen wohl inhaltlich, wie auch stilistisch in sein Buch übernommen.

Schön fand ich vor allem auch die Beschreibung Hamburgs in der Welt von Shadowrun. Ich bin ein großer Fan von Shadowrun in Deutschland und der Roman von Harri Aßmann hat mir die Welt wieder ein Stück lebendiger gemacht. Zudem handeln die Charaktere auf erfreulich durchschnittlichen Niveau. Keine Top-Runner oder Weltverschwörungen, wie bei den amerikanischen Autoren.

Ein Blick lohnt sich also, trotz der paar Kinderkrankheiten des Romans. Selbst wenn einem der Roman nicht so sehr zusagt, sollte man der Fortsetzung „Töne der Unendlichkeit“ eine Chance geben, denn dort wurden die Krankheiten konsequent behandelt und die positiven Seiten gestärkt!

 


Name: Auf dem Sprung  
Verlag: Fanpro  
Sprache: deutsch
Autor: Harri Aßmann  {jcomments on}
Empf. VK.: 9,15 Euro  
Seiten: 352  
ISBN: 3890645674