Shadowrun #036 - Am Kreuzweg

Der junge Magier Talon, einst Waisenkind in den Elendsvierteln Bostons, hat es zu einem der besten Straßenmagier gebracht. Einer glorreichen Karriere im Team von Assets scheint nichts im Wege zu stehen, doch an dem Tag, als eine Unbekannte in seiner Wohnung auftaucht, wird er selbst zum Gejagten - nur um Haaresbreite entgeht er einem Anschlag von bezahlten Killern.  Bald findet er heraus, dass der mächtige Magier Garnoff dahintersteckt, doch warum hat er es auf ihn abgesehen? Talon muß sich seiner Vergangenheit stellen, in der sich der Schlüssel zu einem grausamen Geheimnis verbirgt...
vom Backcover von Am Kreuzweg

Puh... Shadowrunroman 36. Inzwischen fünf Jahre alt. Ich hänge ja sowas von hinterher! Aber die vierte Edition erscheint bald und ich will wieder Shadowrun lesen um mich darauf einzustimmen! "Am Kreuzweg" heißt der vorliegende Band und ist von Stephen Kenson. Dunkelzahns Tod liegt nun schon etwas zurück und die Drachenherzsaga um Dämonen, nahezu gottgleiche Charaktere und die Rettung der Welt vor dem Untergang, ist erst vor kurzem abgeschlossen worden. Im letzten Band der Reihe kam dann auch die Hauptperson und der Ich-Erzähler von „Am Kreuzweg“ vor, der Magier Talon. Von diesem Gesellen weiß ich zumindest, dass er in Roman 44 „Zeit in Flammen“ auch wieder auf der Bildfläche auftaucht und wieder ganz viel wichtigen Hokuspokus ablässt.

Vom Cover mal abgesehen, dass sich nur auf das irgendwie uninspirierte Einleitungskapitel samt Insektenschamane bezieht, ist der Roman insgesamt eher durchschnittlich. Talon nimmt sich Urlaub von der Elite-Shadowrunner-Truppe Assets um mit sich selbst klar zu kommen. Das klappt aber nicht wirklich, da ihn eine Fremde in seiner Wohnung aufsucht und ihm erklärt, dass er von einem mächtigen Magier gesucht wird. Dabei ist aber natürlich alles nicht so einfach wie es zunächst den Anschein hat. Talon muss sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, in der er einige Dinge getan hat, auf die man nicht so wirklich stolz sein kann.
Vielleicht lag es daran, dass ich während der Lektüre ständig ein déjà vu-Gefühl hatte, aber die Überraschungen des Romans waren irgendwie vorhersehbar. Mächtige freie Geister, mächtige Charaktere, mächtige Gegenspieler, etc. Einige interessante Lichtblicke bilden da schon Nebencharaktere wie „Mama“, die alte Hexe in der Kanalisation die sich Degenerierte und Ausgestoßene als kleine Armee hält und sie als ihre Kinder ansieht, die astrale Queste zu der Metaebene des Feuers oder der verwirrte Forscher der höheren Magie.
Am Ende sind einige Leute tot, Talon findet endlich seinen inneren Frieden und am Horizont machen sich schon wieder neue Probleme breit.

Alles in allem kein sonderlich bewegender Roman, der irgendwo im Mittelfeld herumdümpelt. Talon ist als Charakter nicht uninteressant, allerdings wird immer wieder betont, wie mächtig er doch eigentlich ist. Trotzdem hat er mit allen anderen Magiern im Buch Probleme fertig zu werden. Gibt es nur noch Magier mit Initationsgraden im zweistelligen Bereich? Was Talon nicht hinbekommt, dass erledigen seine loyalen und unschlagbaren Freunde. Boom, der vercyberte Troll-Sam, der durch Dunkelzahns Testament zum Besitzer eines Nachtclubs wurde und nun als Schieber arbeitet, ist nicht nur der perfekte Metamensch für alle Kontakte, Verbindungen und Gegenstände, die Talon benötigt, sondern hilft ihm auch dauernd in Feuergefechten. Außerdem ist er eine Stütze für den Autor, damit er etwas Humor einbauen kann. Die Deckerin Trouble gehört, wie die meisten anderen Shadowrunner scheinbar auch, zu der absoluten Elite in den Schatten. Sie kann decken, kämpfen, sieht gut aus, schauspielert jeden Oscargewinner an die Wand, usw. Wenn das Powerlevel nur etwas niedriger wäre, dann hätte ich weit mehr Vergnügen an dem Roman gehabt.

So kann ich ihn aber nur Shadowrunfans empfehlen, die nach den Weltenretter-Storys um das Drachenherz mal einen Gang zurückschalten wollen, ohne gleich auf dem normalen Niveau eines Schattenlaufs zu stranden.

 


Name: Am Kreuzweg  
OT: Crossroads  
Verlag: Heyne  
Sprache: deutsch {jcomments on}
Autor: Stephen Kenson  
Empf. VK.: 7,95 Euro  
Seiten: 300  
ISBN: 3453161912