Myranor - Thronräuber

In Neanikis herrscht die Angst. Vor zehn Jahren verließ die Magierin Baliante ihre Heimat, jetzt, bei ihrer Rückkehr finden sie die Stadt verlassen vor. Ein düsterer Dämonenturm ragt über dem Palast auf, ein Tyrann beherrscht die Stadt, die am Rande eines Aufruhrs steht. Baliante möchte sich aus all dem heraushalten und wird doch immer tiefer in die Ereignisse verstrickt: Die Rebellen von Neaikis wollen Baliantes Zauberkraft für die Befreiung des rechtmäßigen Herrschers nutzen. Keiner von ihnen ahnt allerdings, mit welcher Macht sie es wirklich zu tun bekommen werden. Der Schrecken, der Baliante einst aus Neanikis vertrieb, ist immer noch lebendig ... 
vom Backcover von Thronräuber

Ein Myranorroman. Na sowas! Für Fanpro ist das Setting, welches sie selbst geschaffen haben, nicht mehr wirklich so interessant, denn es bedurfte langen Engagements von Fans um den Verlag von einer Neuauflage des Regelwerks zu überzeugen. Trotzdem gab es noch einen Roman, der nun zur Rezension vorliegt. Der dritte Roman über Myranor, namentlich „Thronräuber“ ist von Alexander Lohmann, der in der DSA-Reihe bereits „Die Mühle der Tränen“ verfasste. Die grobe Handlung wird ja bereits durch den Klappentext auf der Rückseite des Buches passend zusammengefasst. Und ja, wer auf die Idee kommt, dass die Magiern Beliante etwas mit dem Titel des Romans sowie mit dem rechtmässigen Herrscher zu tun hat, der wird nicht auf eine falsche Fährte gelockt. Okay, der Titel ist eigentlich nicht so passend, denn keiner hat einen Thron geraubt, oder wird dies im Verlauf des Romans tun. Irgendwie ist alles schon rechtmässig, was dort bei den Adeligen abgeht... Es geht auch weniger darum WAS passiert, sondern vielmehr, WIE es geschieht. Das trifft nicht nur auf die Rahmenhandlung zu, sondern auch auf alles andere in dem Buch. Jede der kleinen Geschichten ist für sich sehr nett beschrieben, mit einigen guten Einfällen und gut ausgearbeiteten Charakteren, doch ist dem Leser eigentlich immer klar, was als nächstes geschehen wird, nein, geschehen muss. Das geht eigentlich durch den ganzen Roman so weiter, bis zum Ende, wo es tatsächlich, neben der obligatorischen, sehr blutigen Endschlacht, zumindest eine größere Überraschung gibt.
Der Roman hat seine Längen, vor allem zur Mitte hin, denn es einfach zu klar, wohin alles führt. Beeindruckend fand ich allerdings die Rebellen. Diese sind dermaßen dämlich, unorganisiert und leicht zu durchschauen, dass die Führung der Stadt sie entweder bisher ignoriert hat, weil sie nichts sinnvolles taten, oder sie nicht als Bedrohung wahrnahm. So ist es eigentlich überraschend, dass der Verräter innerhalb der Rebellengruppe erst am Ende von den Möchtegernguerillios erkannt wird. Der Leser denkt sich spätestens nach dessen zweiten Auftritt, ob der Autor ihn so deutlich darstellt, um den Verdacht von ihm abzulenken. Aber dem ist nicht so. Aber die Rebellen sind ja auch dämlich! Bei der Szene im Geheimgang unter dem Palast hätte ich beinahe die Charaktere im Buch angebrüllt, so dumm sind sie. Tja, der Geheimgang lässt sich nur von der anderen Seite lösen. Was macht man da? Man nimmt seine Waffen und Rüstungen, kratzt das Mittel heraus, dass die Gegenstände zusammenhält und baut sich einen Griff um den Stein zu bewegen. Geiler Plan, echt. Ich würde auch meine Waffen und Rüstungen zerstören bevor ich in den Palast des Herrschers einsteige. Zunächst dachte ich, dieser Plan muss während einer Rollenspielrunde entstanden sein, aber davon bin ich inzwischen ab. Keine Rollenspielrunde würde sich derart bereitwillig von ihren Waffen trennen. Denn das wäre eben dämlich.

Aber genug zu der Dummheit einiger Charaktere. Insgesamt sind nämlich wirklich einige sehr interessante unter ihnen. Dazu gehört noch nicht einmal Beliante selbst, die eigentlich die Hauptperson stellen sollte. Ihre Unentschlossenheit und mangelndes Selbstvertrauen nerven den Leser bisweilen, sind aber wichtig für die Geschichte. Ihr Schutzbefohlener, der geistig zurückgebliebene Chrysonias ist ebenfalls interessant, da er zwar mit riesigen Kräften gesegnet wurde, aber den Geist eines Fünfjährigen besitzt und ständiger Aufmerksamkeit bedarf. Dann gibt es noch die Ashariel (Vogelfrau) namens Melheni, die ausgezogen ist um die „Angst“ zu bekämpfen. Sehr geheimnisvoll und der Deus Ex Machina des Autors. Jedes mal wenn es so richtig brenzlig wird, eilt sie herbei, heilt in unglaubwürdiger Zeit Flügelverletzungen oder ärgert einfach mal ansonsten unerreichbare Charaktere. Wer mir so als heimlicher Hauptcharakter auffiel, war der bansumitische Söldner Palibatka. Dieser hilft den Rebellen, sorgt sich um Beliante, rettet Frauen, kämpft heldenhaft, etc. pp. Aber nicht allmächtig, sondern auch mit kaputter Vergangenheit und menschlichen Beweggründen.
Der Autor geht aber sehr verschwenderisch mit seinen Charakteren um. Die Handlung beginnt in einer anderen Stadt und der Flucht aus jener. Die Flucht ist ein nettes Mittel um die wichtigen Charaktere zusammenzuführen, aber bereits auf den ersten hundert Seiten einen Charakter, zu dem der Leser eine Beziehung aufgebaut hat, umzubringen, bzw. verschwinden zu lassen? Muss das sein? Auch zum Ende hin wird gehobelt ohne Ende und der ein oder andere Tod wäre sicher nicht nötig gewesen.

Ich kenne mich zwar immer noch nicht gut mit Myranor aus, aber bei diesem Roman hatte ich einen sehr viel einfacheren Zugang als bei den vorigen Romanen. Es gibt einen Glossar, die Namen sind selbst für mich auszusprechen und die Exotik des Kontinents ist überschaubar, dennoch prächtig. Es gibt die wilden Dschungel voller Panthermenschen, Luftschiffe, mächtige und beunruhigende Magie, imposante Bauwerke, etc.

Insgesamt muss ich festhalten, dass der Autor mit dem Roman Potenzial verschenkt hat. Einige Dinge, die eigentlich interessant gewesen wären, werden nicht beschrieben, wohingegen gewöhnliche öfters vorkommen. Ich frage mich z.B., wie der Plan Beliantes nun aufgegangen ist, Kontakt mit einem Optimaten in der Oberstadt aufzunehmen. Dazu wird nichts mehr gesagt, es ist einfach passiert und wird dann auch nicht mehr erwähnt oder hat Auswirkungen, die mir besonders aufgefallen wären. Kombiniert mit der vorhersagbaren Handlung bleibt „Thronräuber“ ein durchschnittlicher Roman, an dem vor allem Fans von Myranor ihre Freude haben sollten.


Name: Thronräuber  
Verlag: Fanpro  {jcomments on}
Sprache: deutsch
Autor: Alexander Lohmann  
Empf. VK.: 9 Euro  
Seiten: 344 + 5 Glossar  
ISBN: 3890645127