Nachdem Andreas Schnell mit Neue Ufer seinen Debütroman zu seinem eigenen Rollenspielsetting abgeliefert hat, legte er zur RPC 2010 mit Die Minotauren direkt nach. Der Fantasy-Roman erschien allerdings nicht wie sein Erstling bei 13Mann, sondern im Ulrich-Schüppler-Verlag, der mit diesem Werk auch seinen Einstand feiert. Leider ist der erste Schwung Bücher nicht wie gewünscht vom Drucker gekommen, so dass es neben einem zu dunklen Cover auch falsch beschnittene Ränder gibt. Kein Beinbruch, aber auch nicht wirklich schön, gerade da der Preis von 17,95 Euro für 300 Seiten sehr stattlich ist. Auch beim Lektorat hätte ein weiterer Korrekturdurchgang sicher nicht geschadet.
Der Roman dreht sich um Minotauren, die vor einigen Generationen von einem Volk menschenähnlicher, blauhäutiger Zauberer namens Ustamani in einem langen Krieg unterworfen und ihr Land in eine öde Steppe verwandelt wurde. Die abwertend als Hornmenschen bezeichneten Minotauren leben dort als einfache Bauern, damit es für sie und die Abgaben an die Ustamani reicht. Der Kräuterkundige Tarak wird dabei in ein Komplott eines Magiers verwickelt, findet zurück zu den schamanistischen Wegen seiner Vorväter und führt sein Volk in die Rebellion. Währenddessen sorgt der Magier der Ustamani für die Wiederkehr eines uralten Schreckens, der nicht nur seinem Imperium, sondern auch ihm gehörigen Ärger bereitet.
Der Roman ist zwar abgeschlossen, führt aber bei weitem nicht alle Handlungsstränge zu Ende, so dass der Roman nur der erste in einer Reihe werden wird, von denen der zweite bereits Ende 2010 erscheinen soll. Die knappe Inhaltszusammengassung oben hat vor allem einen Grund: die Minotauren sind total langweilig. Es sind gutherzige, spirituelle Krieger von immenser Stärke und Ausdauer. Wie die Ustamani damals dieses Volk überhaupt besiegt haben konnten bleibt ziemlich schleierhaft, denn selbst untrainierte Kämpfer sind jungen Soldaten der Ustamani körperlich haushoch überlegen. Von den Minotauren sticht Tarak als Erwählter leider nur durch seine Gutherzigkeit und Einfältigkeit heraus, so dass man sich als Leser die ganze Zeit über fragt, wann der Typ endlich mal Probleme bekommt. Ein Knackpunkt, den leider viele der Protagonisten teilen, die durchgängig mit großen Fähigkeiten, Kampfkraft und allgemein viel Glück gesegnet sind. Viel interessanter ist da schon der Magier, der durch eine geschickte Intrige, seine Machtbesessenheit und schlussendlich sein Scheitern die viel interessantere Persönlichkeit ist. Die einzelnen Kapitel sind sehr knapp gehalten, so dass es oft zu Perspektivwechseln kommt, was dem Roman eine starke Dynamik verleiht und er sich bemerkenswert flott runterlesen lässt. Zwar krankt die Erzählung zu Beginn an den langweiligen Protagonisten, die meist mit Handlung konfrontiert werden, statt selbst zu handeln, doch zieht die Geschichte im Verlauf immer stärker an.
Die Minotauren ist ein eher durchschnittlicher Roman, der seinem selbstgesteckten Ziel, die Rasse der Minotauren interessant für den Leser aufzubereiten leider nicht gerecht wird.
Name: Die Minotauren Verlag: Ulrich Schüppler Sprache: deutsch Autor: Andreas Schnell Empf. VK.: 17,95 Euro {jcomments on} Seiten: 292 ISBN: 9783942289009