Mage Knight - Dunkle Schuld
Diesmal bespreche ich den zweiten MageKnight-Roman "Dunkle Schuld". Obwohl es erst der zweite Roman war, wurde damit bereits die Reihe eingestellt. Das lag nicht nur an der mangelnden Akzeptanz in Deutschland, denn auch im Original erschienen nicht mehr Romane zu dem sammelbaren TableTop-Spiel von Wizkids.Der zweite Teil baut nicht auf bekannten Charakteren aus dem ersten Roman auf, sondern wagt einen neuen Ansatz. Anstelle historische Ereignisse mit bekannten Gestalten aus dem Tabletop zu beschreiben, begleitet der Leser eine junge Elfe der Elementarliga bei ihrer Reise. Das Dorf der Waldelfe Kerrai wird von Truppen der Nekropolissekte überfallen und sie selbst als Sklavin geraubt. Bei den Nekromanten wird sie über die nächsten Jahren zur Attentäterin ausgebildet und soll dann an einem Feldzug teilnehmen. Dabei wird sie verraten und gerät in Gefangenschaft des atlantischen Imperiums. Nachdem sie zuerst in einer Magiestein-Mine arbeiten muss, wird sie danach in einer Handelsstaat eingesperrt und gefoltert. Schlußendlich kann sie aber mit Hilfe der Schwarzpulverrebellen fliehen.
Mal abgesehen von den Knights Immortal dürfte sie damit alle Fraktionen abgeklappert haben, welche es zum Start von MageKnight dereinst gab. Um das zu ermöglichen, wechselt Kerrai immer sehr schnell und unmotiviert ihre Loyalitäten sowie moralischen Vorstellungen. Auch die vielen Orte, an denen die Handlung stattfindet, wirken unüberzeugend. Die Magiesteinmine in der Mitte des Romans hat weder Charaktere, die später eine Rolle spielen, noch leistet es sonst irgendetwas für den Roman.
Die einzige Verknüpfung zum ersten Roman stellen die beiden Schwarzpulverrebellen Snow und Blaize dar. Die Autorin scheint einige Albernheiten der MageKnight-Welt auch amüsant zu finden und baut immer wieder Details augenzwinkernd ein. So wird der Rebell Snow immer wieder derart beschrieben, dass sein Oberkörper eigentlich viel zu breit für seinen Körper ist. Oder das Kerrais Rüstung, die nur aus wenigen Lederriemen besteht, überhaupt als Rüstung gelten kann. Wir haben damals im MageKnight-Spielerkreis durchaus auch Witze über die bisweilen doch sehr fragwürdige Qualität der Figuren gemacht, daher kann man der Autorin dafür durchaus einen Sympathiebonus zugestehen. Sie scheint sich wirklich gut mit dem Spielmaterial auseinandergesetzt zu haben, als sie für den Roman recherierte. Die Elemente von MageKnight werden zwar durchaus detailiert beschrieben, doch leider wird dies nicht in eine fesselnde, glaubwürdige oder nur interessante Handlung verpackt.
Wieso hat die deutsche Ausgabe nicht das MageKnight-Szenario des Originalromans? Der erste Roman hatte dies doch auch noch. Gerade wenn man ein Buch zu einem Tabletop produziert, so wäre es doch passend, die Gefechte des Romans nachspielen zu können. Gerade dann, wenn man bei den Kämpfen im Buch die Würfel quasi fallen hören kann...
Die einzige überhaupt ein wenig ausgearbeitete Figur ist Kerrai und die wirkt durch ihre ständig wechselnde Moral, Verhaltensweise und Loyalität wenig glaubwürdig. Die physische wie psychische Reise der Hauptfigur wirkt wirr und an den Haaren herbeigezogen, was den Roman für die breite Leserschaft sehr unattraktiv werden lässt. Nur (ehemalige) Fans zu MageKnight können dem Roman wohl etwas abgewinnen, wobei der Preis von neun Euro, wie von Fanpro-Romanen gewöhnt, eigentlich viel zu hoch ist.
Name: Dunkle Schuld
OT: Dark Debts
Verlag: Fanrpo
Sprache: deutsch {jcomments on}
Autorin: Doranna Durgin
Empf. VK.: 9 Euro
Seiten: 336
ISBN: 3890645844