Heredium - Neue Ufer

Mit Neue Ufer legten zur Spielmesse 2009 sowohl der 13Mann-Verlag wie auch Andreas Schnell ihr Romanbebüt vor. Der Autor hatte bereits zuvor mit Heredium ein postapokalyptisches Rollenspiel in dem Verlag veröffentlicht, in dessen Setting auch der Roman angesiedelt ist.

Die Erzählung dient dabei vorrangig als Wegweiser in die Welt Herediums. Lennard, der Protagonist der Geschichte wacht nach zehn Jahren Koma in Hirohito City auf und muss feststellen, das die Welt die er kannte nicht mehr existiert. In der Zwischenzeit kam es durch eine Katastrophe zum Mondfall und die Tier- sowie Pflanzenwelt ist dank eines fehlgeschlagenen Experiments stark mutiert. Die Biosphäre die Hirohito City beherbergt nicht nur die fortschrittlichste Technologie des Jahres 2200, sondern auch ein vielfaches ihrer geplanten Einwohnerzahl, was den Verbrechern Tür und Tor zur Herrschaft geöffnet hat. Mit diesen gerät Lennard nach seinem Aufwachen auch direkt in Konflikt, denn er ist ein Debellator, eine Art von Übermensch mit psionischen Fähigkeiten, der zu viel wusste und nun endgültig ausgeschaltet werden soll. Er verbündet sich mit einigen Leuten und reist nach Europa, wo er auf die Nordallianz trifft, ein Gebilde von Geistlichen, Militär und Industriellen, das sich nach der Katastrophe gebildet hat.
Während der Reise treffen sie eine Menge Leute und stellen sich vielen Gefahren, was dem Roman ein sehr flottes Tempo verleiht. Ständig passiert irgendetwas, was auch Auswirkungen auf Lennard hat, der diese neue Welt zusammen mit dem Leser nach und nach erkundet.
Seine charakterliche Entwicklung wird zwar glaubwürdig geschildert, dafür bleibt jedoch die Motivation vieler anderer Figuren eher fragwürdig bis absurd. So könnte man sich noch vorstellen, dass eine Krankenschwester, die ihn jahrelang gepflegt hat, so sehr Gefühle für ihn entwickelt, dass sie ihr Leben hinter sich lässt und ihn begleitet. Warum ein grummeliger Söldner aber aus heiterem Himmel Soldaten der herrschenden Verbrecher tötet, Wildfremde rettet, mit ihnen dann durch die halbe Welt reist, während er ihnen eine erstaunlich akkurate Zusammenfassung der Geschehnisse der letzten zehn Jahre liefert, bleibt fragwürdig.

Wie auch schon im Rollenspiel bleiben viele Aspekte der Welt die uns präsentiert wird fragwürdig. Die Welt ist viel zu gefährlich, die Bevölkerung zu stark dezimiert und die Technologie zu niedrig entwickelt für das Jahr 2200, als das es zum Aufbau der neuen Kulturen hätte kommen können. Alleine die extrem eingeschränkten Möglichkeiten zur Kommunikation machen den Aufbau derart homogener und global agierender Gesellschaften unglaubwürdig. Leider sind dem Lektorat einige Fehler entgangen, es bleibt zu hoffen, dass die nächsten Werke aus der Reihe aufmerksamer korrigiert werden.

Was bleibt ist ein durchaus angenehm zu lesender und vor allem sehr flotter Roman, der denjenigen empfohlen sei, die Heredium näher kennen lernen wollen.


Name: Neue Ufer  
Verlag: 13Mann  {jcomments on}
Sprache: deutsch
Autor: Andreas Schnell
Empf. VK.: 9,95 Euro  
Seiten: 293  
ISBN: 9783941420816