DSA - Kristall von Al'Zul 3 - Wald der Verlorenen

Nach Anton Weste und Martina Noeth gingen die Würden der DSA-Novellen-Reihe „Der Kristall von Al'Zul“ in die ebenfalls aventurienbewährten Finger von Linda Budinger. Sie stellt damit den Mittelpart der fünfteiligen Reihe, die bisher durch gute Qualität überzeugen und zugleich durch einen sehr streitbaren Preis auf sich aufmerksam machen konnte.
Jeder der fünf Bände kostet fünf Euro, was im Endeffekt für 5x64 Seiten den stolzen Preis von 25 Euro ergibt. Doch da „Land ohne Gesetz“ (1) und „Stadt der Geister“ (2) mir so gut gefallen haben, habe ich jetzt in einem Rutsch endlich auch mal die Bände 3 bis 5 beordert.

Optisch ist alles beim Alten. Das Buch kommt in der gewohnten, relativ großen Abmessung daher und bietet daher, trotz weniger Seiten, zumindest viel Raum für Text. Der Umschlag wurde wie immer von Arndt Drechsler gestaltet, der dieses Mal allerdings ein wenig tief in die Extrema-Kiste gegriffen hat. Das Buch nimmt die Perspektive der jungen Diebin Aryna ein, das Cover dagegen zeigt eine echt finster guckende Frau mit mit wutverzerrter Mimik und einem echt grottigen Make-Up, wie sie anatomisch fragwürdig zwei Dolche umklammert.
Nun gut. Der Inhalt zählt ja.
Schön ist aber, dass zumindest Einheitlichkeit in Motivwahl und Farbe gegeben ist, so dass „Der Kristall“ einen in sich sehr geschlossenen Eindruck hinterlässt.
Wie schon gesagt, die Perspektive wandert erneut und nach dem Zwerg Gorbosch und der Magierin Chandra ist dieses Mal Aryna dran, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Die Wahl erweist sich als günstig, kann dieser erst später dazu gestoßene Charakter doch der Geschichte erneut ganz neue Blickwinkel abverlangen.
So ist zwischenmenschlich vor allem das Misstrauen gegenüber der Diebin, aber auch ihr sehr wankelmütige Verhältnis zum Halbelfen Elon eines der Themen des Buches. Da ich mittlerweile bereits im vierten Buch der Reihe lese, kommt hinzu, dass Budinger hier eine Reihe von Andeutungen für kommende Entwicklungen sehr schön in die Erzählung einbaut, so dass die Geschichte trotz wechselnder Autoren einen sehr stimmigen Gesamteindruck bereiten kann.

Nach der harten Konfrontation mit ihren Widersachern in Band 2 ist die gesamte Gruppe nun auf der Flucht. Ihr Weg führt sie zum Morkenforst, einer unheimlichen und offenbar zwölfgötterverlassenen Region inmitten der Wildermark. Der Ruf kommt nicht von ungefähr und der Wald hat seine Gefahren, doch auch die Widersacher sind noch nicht abgeschüttelt.

Eine der Stärken der Reihe ist es sicherlich, dass einzelne Etappen, die ansonsten vielleicht nur kurz abgehandelt würden, einen größeren Rahmen bekommen. Da war bereits das Rekrutieren der Heldengruppe im ersten Band ein gutes Beispiel; am Spieltisch oft zentraler Dreh- und Angelpunkt einer Kampagne, in Romanen sonst ja oft eher eine kurze Szene zu Beginn. Hier wird diese Tugend mit der Flucht durch den Wald, Rasten, dem Verwischen von Spuren und dergleichen fortgesetzt.
Nicht, dass sich die Autorin nun einfach in Details verlieren würde, sie ist weder Karl May noch Tolkien; aber diese Elemente sind bewusst da und Teil der Geschichte, was selten genug passiert.

Am Ende steht auch dieses Mal wieder ein schöner Höhepunkt, dieses Mal noch etwas epischer als bisher. Die einzelnen Plotfäden rund um den Morkenforst werden schön aufgelöst oder zumindest zu einem Ende gebracht, der titelgebende Kristall von Al'Zul hingegen bleibt im Spiel und eine ganze Reihe weiterer Fragen im vorliegenden Band noch offen.
Budinger schafft es daher, die hohe Messlatte ihrer Vorgänger Weste und Noeth zu bewältigen und sie ihrerseits wieder einen Zentimeter weiter in die Höhe zu schrauben. Ich bin jetzt schon gespannt, ob der vierte Band diese hohe Qualität wird halten können.
„Wald der Verlorenen“ ist jedenfalls einmal mehr eine Empfehlung wert!


Titel: Der Kristall von Al'Zul 3 - Wald der Verlorenen
Autor: Linda Budinger
Verlag: Fantasy Productions GmbH
Seiten: 63
Erschienen: 2008{jcomments on}
Preis: 5,00 Euro