DSA - Kristall von Al'Zul 1 - Land ohne Gesetz

Mit Land ohne Gesetz von Anton Weste beginnt ein ganz neues Konzept für die Veröffentlichung von Geschichten in Aventurien. Bisher wurden ja bereits mehr als 100 (!) Bücher für Das Schwarze Auge verlegt, teils als Kurzgeschichtensammlung, meist als abgeschlossene Romane. LoG ist der erste Teil der „Kristall von Al’Zun“-Reihe, die auf fünf Bände angelegt ist und deren Bände alle als Novelle erscheinen. Literaturwissenschaftler kurz weghören: Novellen sind so eine Art Kurzgeschichte mit zentralem Handlungsmotiv, also eher flott durchzulesen, und mit abgeschlossener Handlung. Nun, kurz ist Land ohne Gesetz ohne Frage, denn auch wenn es ein wenig größer ist, als ein normaler Roman aus dem Hause Fanpro, so fasst die Novelle doch gerade mal 64 Seiten, von denen die Geschichte nur 56 einnimmt.

Doch worum geht es? Der zwergische Söldner Gorbosch wird in der Wildermark angeheuert eine Gruppe zusammenzustellen und mit dieser eine Diebin zu verfolgen und ein geraubtes Gut zurückzubringen. Etwa die Hälfte des Heftes verwendet der Zwerg darauf, einen großen Haufen von Charakteren zu besuchen, die später nicht wieder vorkommen. Darunter übrigens auch Charaktere aus dem Videospiel Drakensang, wie etwa die Gauklerkönigin Salina. Der kurze, und völlig irrelevante Auftritt lässt vermuten, dass hier extra für Quereinsteiger vom Videospiel eine Bezugsperson geschaffen werden sollte. Die endgültige Gruppenzusammenführung ist in ihrer „Holzpfostigkeit“ beeindruckend. Ein Aussätziger möchte in die Stadt, um Medizin für seine Frau zu kaufen. Die Dorfbewohner und herumhängenden Söldner finden das verständlicherweise gar nicht gut, eine derartige Pestbeule in ihrer Mitte zu wissen und wollen den Mann vertreiben. Die Heldentruppe aus Söldnern kann dies natürlich nicht zulassen und begleitet den Mann nicht nur in die Siedlung, sondern kämpfen sich auch noch heldenhaft durch die aufgebrachten und offensichtlich suizidal veranlagten Bewohner, um zum Heiler zu gelangen. Warum nicht einfach einer von ihnen dem am Dorfrand wartenden Mann die Medizin vom Heiler aus der Stadt gebracht hat, versteh ich nicht. Auch schön, dass gerade die abergläubische Thorwalerin die Initiative ergreift, um den scheinbar von den Göttern verfluchten Mann zu helfen. Die Gruppe stolpert daraufhin getrieben durch die Suchzauber einer Magierin durch die ziemlich brutale und von Söldnern durchzogene Wildermark, die recht wenig mit der beschaulichen Atmosphäre zu tun haben, die man sonst so gerne mit DSA verbindet. Irgendwann trifft man auf die gerissene Diebin und die Novelle endet danach mit einem Cliffhanger.

Die Handlung ist leider wenig überzeugend, auch wenn ein paar nette Tricks der Diebin geschildert werden. Es geschieht einfach zu viel Belangloses und der Autor nimmt sich zu viel Zeit die Welt und vor allem sehr viele nicht relevante Charaktere zu beschreiben. Besser ausgearbeitet sind da die Charaktere der Heldengruppe, abgesehen von dem Bogenschützen, der einfach dabei ist. Anton Weste ist sich auch nicht zu schade, den Halbelfen und den zwergischen Ich-Erzähler in kleinliche Rangeleien verfallen zu lassen, wie man das von Elfen und Zwergen eben kennt. Die Eigenheiten des Zwergs wirken recht kauzig und sind angenehm zu lesen, doch rettet das die Novelle nicht. Vielmehr hat man eine Gruppe von Abenteurern, die sich dank Magie und Schwertarm durch eine kriegerische Gegend schlagen und irgendwann am Ziel ankommen, der Roman dann aber abbricht.

So bleibt nicht nur die Geschichte an sich recht unbefriedigend, sondern auch die Veröffentlichungspolitik. Denn die fünf Novellen-Hefte, die ich bereits auf der Ratcon 2008 begutachten konnte, kommen zwar einzeln mit fünf Euro recht preiswert daher, stellen aber erst zusammen eine vollwertige Geschichte dar, die man auch in einem Roman von durchschnittlicher Dicke hätte verkaufen können. So kostet die eigentliche Handlung statt knapper zehn Euro in einem Band satte 25, wenn man sich alle fünf Bände der Novellen-Reihe kauft. Und das ist erst recht unbefriedigend. {jcomments on}



Name: Land ohne Gesetz
Verlag: Fanpro
Sprache: deutsch
Autor: Anton Weste
Empf. VK.: 5 Euro
Seiten: 64
ISBN: 978-3890642314