Scalzi, John: Krieg der Klone
Gute SciFi-Literatur ist rar geworden in den letzten Jahren. Gute Military Science Fiction, als Subkultur in der Subkultur, ist sogar noch schwieriger zu finden. Beschäftigt man sicher allerdings etwas mehr mit dem Thema, so landet man geradezu unweigerlich irgendwann bei dem Namen John Scalzi. Und da der erste Band seiner Reihe, hierzulande Krieg der Klone getauft, zu einem schon extrem günstig zu nennenden Preis im Laden steht, ja durchaus ein guter Grund, mal einen Blick zu riskieren.
Krieg der Klone ist, das direkt vorweg, ein schrecklicher Titel. Er hat nicht so wenig mit dem Buchinhalt zu tun wie das Cover, das ein Laser schießendes Raumschiff zeigt, was so im ganzen Buch nicht vorkommt, aber auch nicht viel mehr.
Der englische Titel dagegen trifft den Nagel auf den Kopf: Old Man’s War. Alte Leute auf der Erde der Zukunft haben die Möglichkeit, der KVA beizutreten, der kolonialen Verteidigungsarmee. Die beschützt die Erde in einem erheblich weiter bereisten Universum voller Gefahren – woran man dort unten aber kaum die Nase kriegt. Der Deal dabei ist folgender: Alte Menschen werden gezogen und werden, nachdem sie der Heimat für immer den Rücken gekehrt haben, mit neuen, jungen Körpern ausgestattet. Dann schickt man diese Menschen mit einem ganzen Sack voller Lebenserfahrung in unverbrauchten, gesunden Hüllen los, für die Sicherheit der Welt zu kämpfen.
Einer dieser Leute ist John Perry, Icherzähler des vorliegenden Romans, der sich mit seiner Frau gemeinsam eingeschrieben hatte, jedoch im Alter von 75 Jahren als Witwer ins Weltall startet. Dort begleitet der Leser in wie üblich im Genre durch die erste Zeit seiner Ausbildung und anschließend folgender Schlachten, erlebt wie er neue Freunde erlangt und teilweise wieder verliert. Der Reiz geht dabei vor allem von Scalzis großem Talent in guter Charakterisierung aus, sowie in der Faszination des gleichermaßen vertrauten wie fremden Settings.
Wirklich Schwung bekommt die Geschichte dann aber, als sie erstmals auf die „Geisterbrigade“ stoßen, der ultimativen Eingreiftruppe der KVA. Dort trifft John auch auf die Soldatin Jane Sagan – die seiner verstorbenen Frau viel zu ähnlich ist, als dass es ein Zufall sein könnte.
Scalzi besitzt eine Fähigkeit, die gleichermaßen selten wie unabdingbar ist im Bereich militärisch geprägter Science Fiction – es schafft es, dass man als Leser ein Interesse hat an dem, was passiert. Er hat tolle Ideen gehabt, wie der Ablauf bei der KVA geregelt ist, die Story rund um John Perry ist spannend und vielschichtig, bleibt aber dem grundlegenden Genre dennoch durchweg treu.
Auch vermittelt er dem Leser durchgehend das Gefühl, dass er es mit einem riesigen Setting zu tun hat. Es wirkt nicht so, als hätte er eine Welt für sein Buch erfunden, sondern eine Welt erfunden, in der das Buch spielt – ein weiterer, klarer Pluspunkt.
Sehr gut gefallen hat mir gerade die Schilderung des Lebens der Soldaten zwischen den Einsätzen. Scalzi hat sich gute Gedanken dazu gemacht und arbeitet sehr schön mit einigen Klischees des Genres. So benennt er Gründe dafür, dass die Klonkörper außergewöhnlich schön sind, spielt mit deren Hautfarbe und konfrontiert die Leute mit Außerirdischen, die ihren Namen verdienen und wirklich nicht einfach nur Menschen mit Hörnerkämmen im Gesicht sind.
Einer Sache muss man sich jedoch bewusst sein, wenn man Krieg der Klone im Laden erwirbt – auch wenn das Buch mit dem HUGO prämiert ist, hohe Literatur ist es nicht. Es ist nicht die Art von Science Fiction wie Samjatins Wir, von der man auch nach Jahren noch zehrt, weil sie so visionär und faszinierend geraten ist. Aber das will das Buch auch gar nicht sein.
Was es ist, ist ein unterhaltsames, spannendes Buch, das von der ersten bis zur letzten Seite fesselt und es versteht, einen sehr gekonnt in sein Setting zu ziehen und eine gute Geschichte mit ziemlich epischen Schlachten verbindet.
Und ich denke damit liefert es genau das, was man in diesem Genre will.
Titel: Krieg der Klone
Originaltitel: Old Man's War
Autor: John Scalzi
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-52267-1
Seitenzahl: 430 S. Taschenbuch
Sprache: deutsch
Preis: 7,95 Euro{jcomments on}