Farr, James: Dead on Arrival

Möglicherweise hat der ein oder andere ja bereits von Xombie gehört. Vor einigen Jahren tauchten im Internet kurze Flashfilme auf, die eine durchgängige Geschichte über eine zombifizierte Welt erzählten. Das Besondere an diesen Filmchen war die hohe Qualität der Animationen, der Sprecher und der Dialoge, was die Xombie-Geschichte sehr positiv vom Rest des Internets abhob. Unter http://www.xombified.com kann man sich die gesammelten zehn Filme von jeweils nur ein paar Minuten kostenfrei anschauen und weitere Infos und Produkte zum Xombie-Universum finden.

Das Buch ist die Zusammenfassung der ganzen Handlung in Romanform, wobei die einzelnen Filme Kapitel des Buches sind. Die Handlung dreht sich um das kleine Mädchen Zoe, das ohne Erinnerungen an den Strand gespült wird. Nach kurzer Odyssee trifft sie auf einem zombieverseuchten Friedhof auf den Untoten Dirge, der sich jedoch im Gegensatz zu den Zombies seinen Intellekt bewahrt hat, auch wenn er nicht weiß wieso. Er entschließt das verängstigte Mädchen zur nächsten menschlichen Siedlung und damit in Sicherheit zu bringen. Der Weg ist aber mit allerlei Gefahren gespickt, so dass Dirge und Zoe untoten Clowns, einer weibliche Mumie, einem Dinosaurier und mysteriösen Maschinenwesen begegnen, die sich Hand Gottes nennen. Im Buch sind zur Auflockerung immer wieder Bilder aus den Flash-Filmen zu finden, die das Ganze untermalen. Zu jedem Kapitelanfang gibt es dann jeweils ein passendes ganzseitiges Bild. Die ganze Aufmachung des Buches ist sehr gelungen und durchgängig farbig.

Da ich die Filme bereits kannte und mochte, habe ich mir das Buch zugelegt, um die Geschichte auch mal in einem anderen Medium erzählt zu bekommen. Was mich dabei am meisten überrascht hat ist, dass der Autor des Romans James Farr, von dem auch Xombie von der Idee, über die Dialoge bis hin zur Animation stammt, den Stil der Erzählung geändert hat. Während die Filme durch Humor, viel Action und grandiose Oneliner auffielen, versucht sich der Autor im Roman an Horror. Das ist recht problematisch, da es dem Autor zum einen nicht gelingt, eine wirklich gruselige Atmosphäre aufzubauen und selbst diese eher mäßige Stimmung durch die dumm-coolen Sprüche aus den Filmen ausgehebelt wird. So wird beispielsweise das einleitende Kapitel, bei dem Zoe vor untoten Möwen am Strand fliehen muss, sehr viel eindringlicher und für Zoe verstörender geschildert, als dies im ersten Film vermittelt wurde. Auch wird Dirges Begleiter, ein recht untoter Hund, als viel bedrohlicher beschrieben, als der süße Wauwau aus der Animationsserie. Mit der krasseste Unterschied besteht aber darin, dass Dirge im Roman tatsächlich gegen seine Zombie-Natur ankämpfen muss und den Drang verspürt, das kleine Mädchen zu fressen. Das wurde in den Filmen nicht mal am Rande erwähnt, wenn es dem Charakter auch mehr Tiefe verleiht. Der grundsätzliche Gedanke der Reihe (neben coolen Sprüchen und Action) wird dadurch stärker hervorgehoben: der Kampf um die eigene Menschlichkeit.

Xombie ist schon ein sehr cooles Internetprojekt gewesen. Doch irgendwie kann der Leser des Romans das Gefühl nicht abschütteln, als hätte der Autor mit dem Buch versucht, seiner actionorientierten Flashanimation zwanghaft einen düsteren und gruseligen Touch zu geben, das Ganze erwachsener und anspruchsvoller zu machen. Nur leider beißt sich das Konzept mit dem alten, so dass der teure Roman insgesamt unüberzeugend wirkt. Fans der Serie bleiben besser bei dieser, auch wenn man im Buch einige Details erfährt, welche die Serie verschweigt.


Name: Dead on Arrival 
Verlag: Publisher Services Incorporated (PSI) {jcomments on}
Sprache: amerikanisch
Autor: James Farr
Empf. VK.: 19,95 US-Dollar 
Seiten: 160 farbig, Softcover 
ISBN: 978-0979072802