Rankin, Robert: The Hollow Chocolate Bunnies of the Apocalypse
Wer im Bereich der fantastischen Literatur in der humorvollen Sparte umher schreitet, der wird, kein Zweifel, oft auf die gleichen Namen stoßen. Sei es nun Terry Pratchett, der mit seiner Scheibenwelt ohnehin zum Kult geworden ist, oder auch Douglas Adams, über den Pratchett seinerseits geschrieben hat und dessen Kult vermutlich noch größer ist.
Ein Name, über den man sicherlich auch schnell stolpert, alleine aufgrund der riesigen Zahl veröffentlichter Bücher, ist der des Briten Robert Fleming Rankin. Der Autor, der nach eigenen Angaben, von denen er aber wiederum selbst sagt, dass sie gelogen sind, bereits 39 verschiedene Berufe ausgeübt hat, hat eine große Freude daran, okkulte Ideen oder Konzepte der Science Fiction ins Alltagsleben zu werfen und zu sehen, was daraus wird. Ein interessanter Ansatz, dennoch fällt er einem gerade hierzulande vermutlich vor allem durch seine an Filmtitel angelegten Buchnamen auf, seien es nun die „Raiders of the Lost Car Park“, die „Witches of Chiswick“ oder das „Brentfort Chainstore Massacre“.
Dennoch war ich stets sehr skeptisch, deuten doch die Buchtitel schon ein sehr repetatives und wenig innovatives Schema an; da Humor aber, sieht man einmal vom Running Gag ab, vor allem durch die Präsentation des Unerwarteten funktioniert, zögerte ich stets mit dem Kauf.
Nun, bis ich in der Buchhandlung das nun vor mir liegende Buch entdeckte. Grell-gelbes Cover, darauf in schwarzer Schrift der Name des Autors und in nicht minder grellen roten Lettern 'the hollow chocolate bunnies of the apocalypse'. Umgeben von, naja, von Schokoladen-Osterhasen. Das war ein Ersteindruck, der einen Kauf rechtfertigte.
Nun ist es ausgelesen und gilt, bewertet zu werden, doch fangen wir beim Inhalt an.
Protagonist ist ein zwölf Jahre alter Junge namens Jack, der in die große Stadt kommt, um sein Glück zu suchen. Jedoch muss er schnell feststellen, das dies keine normale Stadt ist, es ist 'Toy City'. Die Bewohner der Stadt sind nicht etwa Menschen, sondern klassische Spielzeuge aller Art. Uhrwerkgetriebene Figuren, klassische Puppen, Teddybären. Die Oberschicht der Stadt aber bilden die Figuren der ebenso klassischen Kinderreime, also Humpty Dumpty & co.
Jack macht Bekanntschaft mit Eddie Bear, seines Zeichens der Teddy des legendäre Detektivs Bill Winkie, und ebenfalls Not, denn Bill ist verschwunden und mysteriöse Verbrechen erschüttern die Stadt: ein Serienmörder geht um und ermordet eben jene Oberschicht der Stadt.
Also folgen Jack und Eddie seiner Fährte, deren einzige Gemeinsamkeit aus kleinen Schoko-Osterhasen besteht, die am Tatort zurückbleiben.
Rankins Erzählung hat dabei eigentlich drei Ansätze. Zunächst einmal, ganz deutlich, orientiert sich sein Roman stark an den klassischen Detektivromanen sowie dem Film Noir. Detektive tragen Trenchcoats und Hüte, trinken Abends und erwachen verkatert in ihrem Büro und lassen auch sonst kein Klischee aus. Interessant dabei ist sicherlich, das die 'Bunnies' dahingehend durchaus funktionieren. Es ist kein pures Gedresche von Stereotypen, sondern durchaus auch deren Erfüllung in Struktur und Erzählfluss. Rankins Roman ist ein Detektivroman, nur eben in ungewohntem Setting.
Dieses Setting dann ist auch seine zweite Grundlage. In unverkennbarer Zuneigung für all die Spielsachen schildert Rankin hier die Gesellschaft von 'Toy City'. Er nimmt einfach allseits bekannte Ortschaften, eine Kneipe etwa, und verlegt sie in seine Welt. Und somit ist der Wirt entsprechend ebenfalls per Uhrwerk betrieben und die Idee, das Teddybären, ihrerseits bekanntlich ja mit Sägemehl gefüllt, sich auf den Kopf stellen, wenn sie wieder nüchtern werden, damit der Alkohol zurück in den Kopf fließt, ist nur eines der skurrilen Konzepte aus der Stadt.
Von kleinen, hüpfenden Gummipolizisten über sprechende Türklopfer bis hin zum großen Schöpfer dieser Welt, dem Spielzeugmacher Am Rande der Stadt, jeder Charakter hier ist durchweg sympathisch und alleine das hält einen am Buch fest.
Die guten drei Dinge voll macht zuletzt seine Sprache, den Rankins Stil ist doch sehr einmalig. Er gibt vielen Charakteren bestimmte Ecken und Kanten im Sprachgebrauch, die man auch schnell mit ihnen identifiziert, arbeitet sehr stark mit geradezu 'teufelskreisartigen' Formulierungen und eigentlich kann nur eine Textprobe wirklich andeuten, was gemeint ist:
„It is a fact, well known to those who not it well, that, at the moment of death, your entire life flashes right before your eyes.
In fact, this fact is known to almost everyone. Although why this should actually be is something of a mystery.
Because, let's face it, who has actually verified this fact?
Has anyone ever really come back from the dead to tell it like it is?
No, they haven't.
'Oh yes they have!' cry those who lack for a life and a girlfriend. 'Otherwise how would we know this fact?'
But, 'Oh no they haven't,' reply the knowers. 'No one has ever come back from the dead.'“
Das Buch ist nicht im klassischen Sinne lustig, es gibt keine Gags, keine Witze. Aber es ist sehr, sehr skurril und spielt einfach durchgängig und gekonnt mit der Kombination seiner drei Grundfesten. Wo man sich anfangs noch etwas fragt, ob das 342 Seiten lang funktioniert, so gerät man schnell in Rankins erzählerische Stränge und am Ende, so kann ich klar sagen, fühlt man sich doch sehr, sehr wohl in Toy City.
Festzuhalten ist jedoch noch, dass das Buch keine Lektüre für jene ist, die noch mit den thematisierten Spielsachen spielen. Das Backcover verspricht „an epic adventure. Not to mention a lot of heavy drinking, bad behaviour, fast car chases, gratuitous sex and violence, bizzare toy fetishism and all-round grossness“, ein Versprechen, das auch mehr oder weniger eingelöst wird.
Damit gehört es ganz sicher nicht in zu junge Hände.
Wer sich aber im Gegensatz dazu ein Herz für die Thematik bewahrt hat und einen humorigen Blick von tiefer Schwärze darauf verkraften kann, dem seien die 'hollow chocolate bunnies of the apocalypse' durchaus ans Herz gelegt.
Ich für meinen Teil hatte jedenfalls viel Freude in 'Toy City'.
Robert Rankin
The Hollow Chocolate Bunnies of the Apocalypse{jcomments on}
342 Seiten Softcover, Gollancz
ISBN: 0-57507-401-9