Fforde, Jasper: The Eyre Affair

Jasper Fforde, in Deutschland zu Unrecht leider fast unbekannt, fällt auf den ersten Blick durch seinen Namen auf. Ja, es sind tatsächlich zwei F, die da am Anfang stehen, und das, obwohl der junge Autor in London geboren wurde. Bevor er sich dem Schreiben verschrieb, schrieb er übrigens nicht, sondern filmte, und war unter anderem an Filmen wie Goldeneye als Kameramann beteiligt.

Ganz offensichtlich ist seine große Leidenschaft allerdings die englische Literatur. Seine Werke beschäftigen sich allesamt mit Literatur, Literaturgeschichte, Personen aus Büchern werden zum Leben erweckt. So auch in „The Eyre Affair“, dessen Plot zu kompliziert ist, um ihn einfach aufzuschreiben. Ich habe mich selbst lange gescheut, diese Rezension zu schreiben, weil ich einfach keine Plotzusammenfassung schreiben konnte. Aber, halleluja, Jasper Fforde nimmt mir die Arbeit ab, und so lasse ich einfach seine Website zu Worte kommen:

„The Eyre Affair is a literary detective thriller with romantic overtones, mad inventor uncles, aunts trapped in Wordsworth poems, global multinationals, scheming evildoers, an excursion inside the novel of Jane Eyre, dodos, knight-errant-time-travelling fathers and the answer to the eternal question: "Who really wrote Shakespeare's plays?"”

Und ja, so verworren, wie diese Inhaltsangabe klingt, ist das Buch auch. Es entführt und in eine Welt, die fast unsere ist, aber eben nur fast. Der Krim-Krieg hat nie geendet, die Menschen nehmen Literatur viel ernster, Dodos und Neandertaler wurden durch Gentechnik wieder zum Leben erweckt, und Bösewichte tragen Namen wie „Acheron Hades“. Und in diese unserer so ähnlichen, aber doch so unterschiedlichen Welt ist die Geschichte von Thursday Next, Literaturdetektivin aus Swindon, gesetzt. Sie zieht aus, um Jane Eyre, der Heldin aus dem gleichnamigen Roman von Charlotte Brontё, zur Seite zu stehen, sie zu retten, und ihr sogar ein glückliches Leben in ihrem Roman zu schenken.

Man könnte jetzt denken, damit wäre der Bezug zur Welt der englischen Literatur schon erschöpft, aber dann wäre das Buch ja nur halb so lustig. Es besteht im Grunde nur aus Wortwitzen, Andeutungen, Verwirrungen, Seltsamkeiten und Personen, die seltsame Namen tragen, wie „Millon de Floss“, der uns vielleicht bekannt vorkommen könnte, wenn wir George Eliot gelesen haben. Auch interessant und etwas hintergründiger ist Thursdays Partner, Bowden Cable, dessen Name eher den Sprachhistorikern bekannt sein dürfte, denn die wohl bekannteste Sprachgeschichte wurde von „Baugh and Cable“ geschrieben.

So ziehen sich die englische Literatur und ihre Geschichte durch das ganze Buch. Wer Literatur liebt, muss Thursday Next lesen. Ffordes Stil ist auch erwähnenswert, lässt er sich doch meiner Meinung nach mit nichts vergleichen, was mir schon untergekommen wäre. Sein Wortwitz ist unverkennbar, und die Intensität seiner Erzählung ließ mich schon bald wünschen, selbst in Thursdays England zu leben. Dodos sind ja sooo süße Haustiere.

Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass „The Eyre Affair“ nur der Auftakt zu einer ganzen Serie ist, in der die Protagonistin immer weiter in die englische Literatur eintaucht, und irgendwann auch Teil von ihr wird, wie sie es ja eigentlich sowieso schon ist. Verwirrend? Ja, aber ein Heidenspaß!


Jasper Fforde
The Eyre Affair{jcomments on}
384 Seiten
Softcover
Hodder & Stoughton.
ISBN: 0-340-73356-X