Pynchon, Thomas: The Crying of Lot 49
So, nach all der Zeit habe ich es endlich auch noch mal geschafft, eine Rezension zu schreiben ... und worüber? Über ein Werk, das nicht ganz einfach ist, aber immer als eines der zugänglichsten beschrieben wird.
Ihr fragt euch nun, häh? Was will der mir denn damit sagen ... Geduld meine lieben Leser.
Einigen wird der Name Thomas Pynchon sicherlich etwas sagen, denn in der Literaturszene ist er kein Unbekannter mehr, auch wenn er sehr zurückgezogen lebt und man nicht viel von ihm sieht oder weiß. Seine Bücher sind dafür aber bekannter und sicherlich auch nicht gerade einfache Kost.
Da ist „The Crying of Lot 49“ noch das am einfachsten zu verstehende Werk.
Die Handlung an sich ist dann auch recht fix wiedergegeben: Oedipa Maas, die Protagonistin, wird von einem alten Bekannten als Testamentsvollstreckerin eingsetzt. Im Zuge dessen stößt sie auf eine geheime Postorganisation, Tristero genannt, die schon vor Jahren als Konkurenz zu Thurn und Taxis in Europa operiert aber auch in Amerika Fuß gefasst hat und im Untergrund ein rivalisierendes Postsystem aufgebaut hat. Je mehr sie dieser Sache nachgeht, um so undurchsichtiger werden die Verstrickungen und Machenschaften.
Gut, diese kurze Zusammenfassung klingt jetzt nicht sonderlich tiefgründig, aber der erste Eindruck täuscht. Der Roman ist weit mehr als eine weitere Verschwörungsgeschichte und ob hinter der ganzen Sache wirklich etwas steckt, wird auch nicht restlos geklärt.
Vielmehr gelingt es Thomas Pynchon auf interessante Art und Weise eine Art Odyssee seiner Heldin zu beschreiben, in deren Verlauf sie immer wieder auf Hinweise stößt, die in Verbindung mit der ominösen Tristero-Organisation stehen.
Auch fast alle Personen auf die sie trifft sind in irgendeiner Art und Weise mit der Geheimorganisation verbunden, ob sie es nun wissen oder nicht. Dabei ist der Leser selber nie schlauer als die Protagonistin, die verwirrenden Strukturen werden erst nach und nach aufgedeckt oder auch eben nicht, wenn immer mehr Hinweise auftauchen. Die gesamte Verschwörungsgeschichte ist somit eigentlich eher nur ein MacGuffin um Oedipa Maas auf ihre Reise zu bringen und sie auch über den Verlauf der Geschichte immer tiefer in die seltsamen Ereignisse um sie herum hinein zu ziehen. Dabei steigert sich ihre Paranoia im Verlauf immer weiter und sie ist sich zum Schluß selber kaum noch sicher, ob und was sie glauben und wem sie trauen kann.
Sicherlich muss man sich auf die Geschichte einlassen und sich bewusst sein, dass man es nicht mit einer 08/15-Geschichte um Verschwörungstheorien zu tun hat. Pynchon schafft es auf eine eigenwillige Art und Weise, verschiedenste Charaktere in seiner Geschichte zu vereinen, nicht umsonst wird es auch als eines der wichtigsten fiktionalen Werke der Postmoderne beschrieben.
Immerhin hat es nun auch schon 40 Jahre auf dem Buckel. Ein Umstand, den man dem Werk zwar anmerkt, der aber sicherlich kein Hindernis ist, denn trotz dieser Umstände lässt sich das Ganze auch heute noch flüssig und gut lesen.
Thomas Pynchon{jcomments on}
The Crying of Lot 49
152 Seiten, Softcover
Harper Perennial