Schneider, Helge: Globus Dei - Vom Nordpol bis Patagonien - Ein Expeditionsroman

Ah, meine 100. Rezi und es ist ein Buch, besser gesagt ein Expeditionsroman und zwar von keinem geringeren als Helge Schneider, dem Meister des etwas anderen Humors.

Wie den meisten bekannt sein dürfte, ist dies jedoch längst nicht Helges erstes Buch, aber um die Krimis wird sich die Seele kümmern, ebenso wie um die Filme, nehme ich jetzt einfach mal an.
Aber heute wollen wir uns nun Helges neustem Werk widmen und wie schon gesagt, wählte er im Gegensatz zu seinen Vorgängern mit Krimihandlung einen anderen Ansatz.

Helge Schneider beschreibt seine abenteuerliche Reise vom Nordpol aus über die kargen Steppen Rußlands, durch den Kaukasus und über Persien bis nach Spanien. Von dort aus geht es nach einem kurzen Abstecher in die Türkei weiter nach Marokko und über die Sahara nach Südamerika.
Dort durchwandert er dann Brasilien und Venezuela, ehe es weiter nach Hawaii geht, von dort aus über Vietnam nach Amerika und von New York aus schließlich wieder zurück nach Südamerika, genauer gesagt nach Feuerland, wo das Buch endet.
Angesichts der Reiseroute mag man sich doch ein wenig wundern, dass eine solch' umfassende Reise mit einer solcher Planlosigkeit von statten geht, aber das ist eben auch irgendwo typisch Helge. Denn einen getreulichen Expeditionsroman, auch wenn er immer wieder beteuert, dass alles was er aufschreibt der Wahrheit entspricht, darf man sicherlich nicht erwarten.
Das beginnt schon gleich am Anfang, wenn er den Leser unvermittelt in die Handlung zieht und berichtet, dass er mit seinem Heißluftballon planmäßig am Nordpol gelandet ist, von wo aus er seine Weltreise beginnen will.

Obwohl die einzelnen Berichte eines Münchhausen würdig sind, werden sie von Helge Schneider in einem solch sachlichen Ton vorgetragen und manchmal auch heruntergespielt, als ob der Zweikampf mit einem Eisbären nichts besonderes wäre.
Aber gerade diese Schreibe ist es auch, die dazu beiträgt, dass sich das ganze auf Dauer nicht allzu albern anhört oder gar in puren Nonsens abrutscht.

Und dann funktionieren auch solche Passagen wie jenein der Sahara, wo er auf Günther Netzer trifft, oder wenn er einfach mal in die Handlung einer beliebigen Fernsehsaga abrutscht und diese auf zwei Seiten kurz erläutert (zumindest den ersten Teil).

Doch trotz all diesem Blödsinn schafft er es, auf der anderen Seite auch eine gewisse Grundstimmung beizubehalten, was sich vor allem in seiner Beschreibung von Land und Leuten widerspiegelt. Eine gewisse Melancholie kann man ihm in einigen Passagen nicht absprechen und man merkt, dass es sich doch teilweise um mehr handelt als um ein weiteres Helge Schneider-Buch.
Aufgelockert und abgerundet wird das Ganze aber sicherlich durch die Bilder.
Im Gegensatz zu seinen Krimis bekommt man aber hier keine selbst gemalten Kullibilder, sondern echte Fotos der bereisten Orte - oder zumindest das, was als echte Fotos durchgehen soll. Denn bei genauerem Hinschauen entpuppen sich auch die Fotos als Fiktion dessen, was sie darstellen sollen.
So erkennt man in manchen Bildern die Spiegelungen in der Glaßscheibe oder im Falle der Wüste Gobi am oberen linken und rechten Bildrand die beginnenden Asphaltstreifen.

Aber gerade diese Sachen runden das Buch irgendwo noch einmal ab, hier wird zwar kein Hehl daraus gemacht, dass eigentlich alles erfunden ist und selbst die Bilder lügen, aber um des schönen Scheins Willen wird das Ganze mit einer solchen Ernsthaftigkeit vorgetragen, dass man diese Tatsache des erfundenen zeitweise vergißt.
Hier sieht man die Welt durch Helges Augen und so manches Bekannte wird dabei auf den Kopf gestellt.

Mit seinen 125 Seiten ist man allerdings auch recht schnell durch, zumal die Fotos auch einen guten Teil ausmachen, dazu kommt das einzige Manko des Buches - der Preis.
6,90 Euro sind sicherlich nicht viel, aber für ein doch recht kurzes Buch auch irgendwo schon wieder etwas zu viel.

Inhaltlich kann ich also nichts Schlechtes vermerken, wer auf Helge Schneiders Humor steht und auch an seien Büchern Freude hat, sollte definitiv einmal einen Blick riskieren.
Alle anderen werden sich mit dieser Art von Humor sicherlich etwas schwer tun.


Helge Schneider {jcomments on}
Globus Dei
125 Seiten Softcover
KIWI Paperback
ISBN: 3-462-03474-X