Hugh, Dafydd ab und Linaweaver, Brad: Doom – Knee-Deep in the Dead

Das Original erschien 1995, also etwa ein Jahr nach der Veröffentlichung von Doom 2 im Jahre 1994. Der deutsche Verlag Dino brachte 2005 die deutsche Version des Romans auf den Markt, also im gleichen Jahr, als uns im Kino die filmische Interpretation von Doom mit Dwayne „The Rock“ Johnson und Karl Urban beglückte, die sich einige sehr große Freiheiten zur Vorlage nahm. Die ursprüngliche „Handlung“ des Doom-Computerspiels war etwa wie folgt: Dämonen kommen durch ein Portal auf einer Mondbasis des Mars und töten alles. Dann tötet der Marine Flynn „Fly“ Taggart, den man selbst verkörperte, alle Dämonen und zombifizierten Marines. Das war es schon. Der Roman folgt zwar dem grundlegenden Schema des Spiels und erzählt es bisweilen Raum für Raum (!) nach, so dass ein hoher Wiedererkennungswert gegeben ist, doch nimmt er sich eine eigentlich unnötige Freiheit in der Interpretation der Gegner. Die ganzen Dämonen sind laut Buch nämlich gar keine, sondern spezielle Züchtungen von Außerirdischen, die diese Wesen nach Aspekten zusammengefügt haben, die uns Menschen am meisten ängstigen. Deswegen auch die Nazisymbole, die hin und wieder auftauchen. Das Ganze ist unnötig und wirkt ziemlich aufgesetzt. Vielleicht wurde es auch nur eingebaut, damit die beiden Marines etwas haben, über das sie reden können. Die beiden Marines? Ja, denn der Roman dichtet Fly eine Kameradin an, die hochintelligent ist, blendend aussieht und kämpft wie ein Kriegsgott. Sonderlich tiefe Charaktere hatte ich nicht erwartet und das Autorenduo enttäuscht mich da auch nicht. Allerdings stören die Versuche, den beiden eine Geschichte zu geben und die erklärenden Rückblenden doch sehr den Fluss der „Handlung“, da sie einfach völlig egal sind. Was richtig beeindruckend ist, sind aber die zahlreichen Möglichkeiten, die Actionsequenzen zu beschreiben, aus denen das Buch fast nur besteht. Obwohl es immer wieder gegen die gleichen Gegner geht, variieren die Autoren das Geschehen recht abwechslungsreich. Doch auch jeder Variantenreichtum hat seine Grenzen und so gibt es zum Ende hin sogar den etwas zynischen Kommentar des Hauptcharakters an die Leser: „Wir hatten es geschafft. Fragt am Besten nicht wie.“ Obwohl der Roman immer mal wieder Humor und auch Ironie bei den teils absurden Gegebenheiten demonstriert, hätte mehr Selbstironie dem Werk doch sehr gut getan. Zum Beispiel bei den überall versteckten Munitionsdepots, den Geheimtüren, den farbigen Schlüsselkarten und all den anderen Elementen, die zwar für ein unterhaltsames Spiel sorgen, in einer Erzählung aber völlig absurd sind.
Schade auch, dass der Übersetzer Firouzeh Akhavan-Zandjani offensichtlich nicht sonderlich versiert im Militärjargon ist. Die Redewendung „In Fuchsbauten findet man keine Atheisten!“ verwirrte mich zuerst ob seines Unsinns, bevor ich ihn ins Englische zurückübersetze. „Foxholes“ sind im Englischen zwar natürlich auch Fuchsbauten, doch im militärischen Sinne sind es Schützenlöcher, die sich Soldaten zum eigenen Schutz graben.
Insgesamt war der Doom-Roman doch eher enttäuschend. Das sehr umfangreiche Potential für humorige Auseinandersetzung mit den ganzen Absurditäten des Spiels wurde nur am Rande wahrgenommen und vor allem Wert auf blutige Action gelegt, was sich in der Fülle der ganzen Erzählung als ermüdend darstellt. Die Hauptcharaktere metzeln sich durch hunderte von Untoten und Dämonen und das Schlimmste was ihnen passiert, ist eine Waffe ohne Munition. So bleibt der Roman eigentlich nur für Nostalgiker, die das Spiel noch einmal im Geiste durchleben und sich wohlig an fliegende Schädel, gekreuzigte Dämonen und verdammt große Feuerwaffen erinnern möchten. Aber dann kann man eigentlich auch wieder Doom spielen.
Name: Doom – Knee-Deep in the Dead
Verlag: Dino
Sprache: Deutsch
Autor: Dafydd ab Hugh und Brad Linaweaver
Seiten: 316
ISBN: 3-833-21207-1{jcomments on}