Grangé, Jean-Christophe: Die purpurnen Flüsse

Den meisten Lesern unserer Rubrik Rezensionen wird sicherlich schon aufgefallen sein das der französische Film gleichen Titels bereits schon seit einiger Zeit einer genaueren Betrachtung unterzogen worden war, wollte man aber nun auch einmal den Vergleich zum Buch haben so musste man allerdings feststellen das dieses leider noch nicht genauer unter Augenschein genommen worden war, einen Umstand den ich heute ein für allemal beseitige.

Genug der langen Vorrede, ihr wollt doch eh nur wissen wie das Buch abgeschnitten hat und ob ihr dafür Geld ausgeben sollt. Aber geduldet euch noch ein wenig, wir wollen doch erst einmal schauen womit wir es hier zu tun haben. Deshalb also noch ein paar Worte zur Handlung.

Der französische Kommissar Pierre Niémans wird nach einem Zwischenfall bei einem Fußballspiel zu einem Mordfall in die Universitätsstadt Guernon abbeordert. Dort wurde die Leiche des Bibliothekars tot in einer Felsspalte aufgefunden, alle Anzeichen deuten auf einen Ritualmord hin. Zur gleichen Zeit geht der Polizist Karim Abdouf dem Einbruch in einer kleinen Grundschule und der Öffnung einer Gruft nach, doch schon bald stößt er auf die Spur eines kleinen Jungen und diese Spur scheint direkt nach Guernon zu weisen und es sieht so aus als die beiden Verbrechen im Zusammenhang miteinander stehen und die purpurnen Flüsse auf ein Geheimnis in der Vergangenheit hinweisen das bis in die Gegenwart hineinreicht.

Vorneweg kann man die purpurnen Flüsse eigentlich nur loben, Grangé schafft es einfach einen spannenden Roman ohne langatmige Abschnitte zu schaffen der seinen Leser direkt von der ersten Minute an, an die Seiten fesseln wird. Das die gesamte Stimmung dabei derart Actiongeladen und zügig voranschreitet ist deshalb so verwunderlich da er zu Anfang gleich zwei unterschiedliche Handlungsstränge aufbaut die er erst im Laufe der Geschichte miteinander verwebt und zum Schluss auf ein gemeinsames Finale hinauslaufen lässt.

Protagonist Nummer Eins ist Hauptkommissar Pierre Niémans aus Paris, eine lebende Legende und eine ebenso beeindruckende Persönlichkeit. Geht er doch nicht immer streng nach Vorschriften vor, besonders dann wenn sein Temperament wieder einmal mit ihm durchgeht. Dies wird schon direkt zu Begin deutlich als er den Mord an einem Fußballfan beobachtet und einen der Mörder fast zu Tode prügelt. Dabei ist er allerdings kein sadistisches Ungeheuer nur seine Methoden mit denen er teilweise an seine Fälle herangeht sind eben nicht immer regelkonform. Dabei versucht er jedoch auch nur seine Job so gut zu erledigen das der Gerechtigkeit genüge getan werden kann.

Protagonist Nummer Zwei ist der arabisch stämmige Karim Abdouf, eigentlich ein Kleinkrimineller der den Absprung geschafft hatte und sein Wissen nun dazu nutz andere Kriminelle einzubuchten. Allerdings hat es ihn in das Prozinnest Sarzac verschlagen wo er sich unterfordert fühlt. Da kommen ihm die mysteriösen Vorfälle gerade recht und er nimmt die Ermittlungen auf. Ebenso wie Niémans ist er auch von aufbrausender Natur, allerdings hat er sich dabei teilweise besser unter Kotrolle.

Schön ist hierbei das man es nicht den 08/15 Polizisten zu tun hat die den gängigen Archetypen entsprechen, die Charaktere haben klare Konturen, sind detailliert und vielschichtig aufgebaut. Die beiden Protagonisten mit ihren Ecken und Kanten sind wahrlich keine Standard-Ermittler mit den üblichen Moralvorstellungen eines guten Polizisten und die Nebenstarsteller ergänzen die rätselhafte Handlung ganz hervorragend. Grangé liefert hier vielen amerikanischen Thrillerautoren ein gutes Beispiel, wie man ohne Klischees auskommen kann.

Auch die Geschichte liefert nicht nur viele gute Ideen sondern entwickelt sich perfekt weiter ohne dabei an Tempo oder Spannung zu verlieren. Zunächst scheinen die beiden Handlungsstränge völlig unabhängig voneinander zu sein, dann erkennt zunächst der Leser selber und erst später die Beteiligten erste Zusammenhänge. Der Weg zur Herkunft des kleinen Jungen führt Karim über Umwege bis nach Guernon, wo sich die beiden Protagonisten finden und gemeinsam versuchen, die Rätsel aus der Vergangenheit mit denen der Gegenwart in Einklang zu bringen und zu lösen. Dabei hat auch der Leser kaum mehr Informationen als die Ermittler, lediglich das Wissen um ein größeres ganzes gibt einem einen ersten Hinweis auf eine Verknüpfung der beiden Fälle.

Jean-Christophe Grangé hat mit "Die purpurnen Flüsse" einen von Anfang an spannenden Thriller geschaffen, der es fast unmöglich macht, das Buch auch nur einen Moment lang zur Seite zu legen. Zu rätselhaft bleibt das Geschehen, jeder Ansatz von Hinweisen wirft wieder neue Fragen auf. Sehr intelligent und Schritt für Schritt baut der Autor seinen Plot auf und immer wieder neue überraschende Wendungen sorgen für ein ununterbrochenes Lesevergnügen. Dazu muss man feststellen, dass der Schreibstil des Franzosen ganz hervorragend ist. Obwohl sehr leicht lesbar, ist das Buch sprachlich gut formuliert. Grangé gestaltet seine Sätze mit reichem Wortschatz, so dass alles sehr bildhaft und gut vorstellbar beschrieben ist. So schafft er eine Atmosphäre mit bedrohlicher Stimmung.

So, damit kann ich allen Lesern von Thrillern und spannenden Krimis meine besten Empfehlungen für das Buch aussprechen, und auch diejenigen die den Film bereits gesehen haben sollten noch einmal eine zweiten blick in das Buch werfen, man wird überrascht sein das sich einiges anders gestaltet und vor allem der Schluss wir den ein oder anderen dann doch noch mal überraschen.

Damit gebe ich nun ab zu meine werten Herrn Fachkollegen der sich Grangés Roman "Der Flug der Störche" angenommen hat. Bitte sehr.


Name: Die purpurnen Flüsse
Verlag: Bastei/Lübbe
Sprache: Deutsch
Autor: Jean-Christophe Grangé
Seiten: 413
ISBN: 3-404-25918-1{jcomments on}