Gaiman, Neil: American Gods
Mit seinem Buch "American Gods" hat Neil Gaiman einmal mehr beweisen das er es versteht Fantasygeschichten zu schreiben die sich teilweise in solch kuriosen Bahnen bewegen wie kaum ein zweiter. Gaiman versteht es hervorragend Fiktion und Mythologie zu verbinden, wie schon bei "Sandman", eines der besten Werke im Bereich der Graphic Novels, vermischen sich auch hier wieder Fantasy, Mythologie und Geschichte zu einem Gesamtkunstwerk. Wie also die "Midweek" schrieb: "As Gaiman is to literature, so Gaudi was to architecture."
Worum geht es eigentlich nun genau?
Shadow, gerade aus dem Gefängnis entlassen nachdem er erfahren hat dass seine Frau bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, befindet sich auf dem Heimweg als er von dem enigmatischen Mr. Wednesday ein Angebot auf einen Job erhält. Zwar scheint der mysteriöse Unbekannte mehr über Shadow zu wissen als diesem lieb ist, jedoch nimmt er nach einigem Zögern das Angebot an.
Wie er schon bald feststellen muss führt ihn dieser Job mitten in einen Krieg, einen Krieg zwischen den alten und den neuen Göttern Amerikas.
So das muss als Appetithappen reichen, mehr möchte ich der Spannung wegen nicht verraten.
Wie schon bei seinem früheren Werk "Neverwhere" zeichnet Gaiman auch hier das Bild einer Welt die hinter oder neben der unseren existiert, welche die unsere zwar berührt und teilweise auch überlappt, die wir aber nie wirklich wahrnehmen oder nicht mehr wahrnehmen wollen. Dort leben oder besser vegetieren all die Götter Amerikas die von den Entdeckern, Eroberern oder Sklaven mitgebracht wurden und sich nun einer Welt gegenübersehen in der sie keinen Nutzen mehr haben oder die sie schlicht vergessen hat, verdrängt von den neuen Göttern Amerikas. Göttern der Straßen, der Politik, der Geheimdienste, des Fernsehens und des Fortschritts. Doch auch in diesen Reihen zeichnet ein allzu schneller Verschleiß ab als mansche es wahrhaben wollen. Zwar wähnen sie sich in Sicherheit und sehen die alten Götter als eine Art aussterbende Rasse an, doch in Wahrheit gibt es im Ende für Niemanden ein Entkommen aus diesem Land das nur zu schnell seine Götter vergisst.
Zwischen der eigentlichen Geschichte gibt es immer wieder einzelne Passagen die von der Ankunft der alten Götter in der neuen Welt berichten, wie diese mit ihren jeweiligen Gläubigen in diese Land kamen, sei es freiwillig oder unfreiwillig, in dem sie nun gefangen sind. Diese Passagen lockern nicht nur die Geschichte auf sondern geben auch einen Einblick in das Schicksal verschiedenster Menschen die aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat hinter sich ließen und zusammen mit ihrem Glauben an die Götter in dieses neue Land kamen.
Es ist faszinierend zu lesen wie Neil Gaiman es schafft die Geschichte voranzutreiben und fast nebenbei noch eine Fülle an Göttern einzuarbeiten von denen man Teilweise fast gar keine Ahnung mehr hatte, oder wer vermag noch zu sagen wer Czernobog war?
Die Charaktere sind allesamt gut durchdacht und entwickeln sich teilweise mit der Geschichte. Sowohl die Götter als auch all die anderen Personen, sei es nun Shadow, dessen untote Frau oder Leuten denen er auf seiner Reise durch ein vollkommen fremdes Amerika begegnet, sie alle tragen zu der Geschichte bei, bis hin zum überraschenden Ende hin.
Ein modernes Märchen über alte und neue Götter, über das woran wir in unserer Zeit noch glauben und wie schnell selbst das in Vergessenheit geraten kann.
Hier müssen selbst Götter noch um ihr überleben kämpfen.
Wer also die etwas ungewöhnliche Fantasy Gaimans mag oder schon immer wissen wollte wie sich Götter in einem modernen Amerika behaupten der sollte hier zugreifen, es wird im wahrlich eine Geschichte geboten die man so schnell nicht vergessen wird. Da das Buch bei drei verschiedenen Verlagen erschienen ist gibt es somit auch einigen Spielraum im Preis, das vorliegende Buch kostet etwa 11.00 Euro, aber es war jeden Cent wert.
Name: American Gods
Verlag: Headline Book Prod.
Sprache: Englisch
Autor: Neil Gaiman
Seiten: 632
ISBN: 0-7472-6374-4{jcomments on}