Thomas Koebner (Hrsg.): Filmgenres: Science Fiction

Das Semester hat mal wieder angefangen aber da einige Dozenten scheinbar noch eine Woche für ihre Vorlesungen brauchen wird man, wie so oft, mal wieder eher unfreiwillig mit Freistunden überhäuft.
Und da die Bouvier-Buchhandlung direkt vor der Uni liegt bot sich ein Streifzug noch einmal an. Bei eben dieser Gelegenheit fiel mir dann auch das dicke, kleine Reclam Buch mit dem Titel: Filmgenres Science Fiction auf. Nachdem sich also nun mein werter Herr Fachkollege bereits dem Fantasy- und Märchenband der Filmgenrereihe angenommen hatte, dachte ich mir dass sich auch jemand der Science Fiction widmen sollte, also dann mal los.

Zu erst einmal muss man wieder einmal feststellen dass Reclam teuer geworden ist, zwar ist der Band deutlich dickerer als sein kleinerer Bruder aber mit seinen 10,80 Euro auch deutlich teurer. Aber da kommt man in den heutigen Zeiten des Preisanstiegs wohl nicht mehr drum herum.

In seiner Vorbemerkung erläutert Thomas Koebner erst noch einmal kurz die verschiedenen Bereiche der Science Fiction, sei es nun die Bedrohung aus dem Weltall, die Erschaffung künstlicher Menschen oder das Endzeitszenario, alle gehören sie eben doch dem großen Genre der Science Fiction an und haben somit zumindest einen gemeinsamen Grundtenor.
Auch sagt er gleich zu Beginn das es in einem solchen Genre natürlich die verschiedensten Filme gibt und das gerade bei einer solchen Fülle es Werke gibt die man auch nach wiederholtem sehen immer noch nicht ganz verstanden hat oder an denen sich bis heute die verschiedensten Leute mit ihrer Interpretationen die Zähne ausbeißen oder zumindest immer wieder einen neuen Aspekt finden den es zu untersuchen gilt. Auf der anderen Seite aber gibt es auch eine Fülle an Filmen die einfach nur verschiedene Varianten variieren oder einfach nur auf Unterhaltung ausgerichtet sind und sich dabei eben jener Exotik der Science Fiction bedienen. Nun denkt sich der geneigte Leser: Schön das der Herausgeber dies auch erkannt hat und sicherlich mit diesem Denkmuster im Hinterkopf an die verschiedene Filme herangegangen ist. Leider ist dem nicht so, hierzu aber erst einmal ein Zitat aus dem Vorwort: "Das vorliegende Buch versucht, einen Querschnitt durch die Entwicklung des Genres zu bieten. Bei der Auswahl und Würdigung der Filme haben besonders viele junge Autoren mitgewirkt. Das war Absicht, damit selbst die seit je und vielfach diskutierten Werke unter kundigem, aber auch frischen Aspekte besichtigt werden." Dies sollten wir einmal in Hinterkopf behalten.

Die Auswahl der behandelten Filme ist sicherlich sehr groß und stützt sich natürlich auf den amerikanischen Raum und teilweise auch auf den europäischen Markt, Filme aus anderen Regionen finden daher nur sehr minimal bis kaum Eingang. Was zum eine sehr schade ist, denn gerade Japan hat sicherlich einige erwähnenswerte Filme in diesem Bereich zu bieten auf der anderen Seite würde dann mit Sicherheit der Umfang eines Reclam Taschenbuches gesprengt werden. Was aber nun die Auswahl der Filme angeht die nun tatsächlich Eingang in dieses Buch gefunden haben so hat man auf jeden Fall eine sehr guten Querschnitt durch fast alle Bereiche, dabei geht das Buch fast chronologisch vor. Lediglich zusammenhängende Serien werden meist in einer Abhandlung bearbeitet.

Aber eben diese Abhandlungen über die einzelnen Filme oder auch Filmreihen sind oft ein zweischneidiges Schwert. Vorangestellt ist dabei immer eine kurze neutrale Inhaltsangabe des Films was sicherlich sehr lobenswert und auch hilfreich ist, danach folgt dann allerdings die Interpretation des Films und diese ist doch oft von solcher Tiefe das man sich bei manchen Filmen fragt ob der Autor diese auch wirklich gesehen hat.

Sicherlich gibt es Filme die geradezu zu einer Interpretation auf höchstem Niveau einladen. Metropolis, 2001: Odyssee im Weltraum, Solaris oder auch Avalon sind sicher solche Kandidaten. Daneben gibt es auch noch solche die vielleicht nicht ganz die philosophische Eben erreichen aber deren Botschaft dennoch so deutlich hervorsticht das man ihnen eine gewisse Tiefe sicherlich nicht absprechen möchte, Beispiele gefällig: Fahrenheit 451, Phase IV, 1984 oder The Day After.
Aber wie Herr Koeber auch eingangs selber schrieb hat dieses Genre eben auch Filme hervorgebracht die vorrangig eben nur auf Unterhaltung aus waren, und welche ungeahnte interpretatorischen Tiefen sich in Filme wie etwa Blob - Schrecken ohne Name, Flash Gordon oder Critters verbergen war mir bis dato auch nicht bewusst, aber gut das man mit diesem Buch eben jene Wissenslücken füllen kann.

Was bleibt also übrig? Sicherlich ist dies kein Buch was einem für jeden Film die ultimative Lösung und Interpretation anbietet, aber so richtig schlecht ist es dabei auch nicht.
Einige Filme laden geradezu zu einer Interpretation ein aber ein Großteil der aufgeführten Werke birgt sicherlich nicht die Tiefe die die meisten Interpretationen rechtfertigt, so stellt man nach der Lektüre meist verwundert fest was einem bei dem sonstigem Sehen doch so alles entgangen zu sein scheint. Aber immerhin weiß man nun um den Generationenkonflikt und die Angst vor der roten Gefahr die sich bei der näheren Betrachtung des Blob offenbaren oder etwa wie man die Idee von Freuds kastrierender, archaischer Mutter mit dem kleinen Laden voller Schrecken in Verbindung bringen kann.

Für einen niedrigeren Preis sicherlich keine schlechte Lektüre, auch wenn sie bei den meisten Filmen nur der Unterhaltung wegen dienen kann, so sind doch auch einige recht gute Ansätze darunter, leider rechtfertigen diese nicht den Überfluss an pseudo-wissenschaftlichen Ergüssen die der Rest über sich ergehen lassen musste.
Aber immerhin beinhaltet das Buch auch noch eine liste empfehlenswerter Literatur, gut möglich dass sich unter diesen Büchern ein paar besser gestaltete finden mögen.
Ansonsten bleibt einem nur abzuwarten was kommen wird.
Name: Filmgenres: Science Fiction
Verlag: Reclam
Sprache: Deutsch
Autor: Thomas Koebner (Hrsg.)
Seiten: 544
ISBN: 3-15-018401-0{jcomments on}