Thomas Koebner (Hrsg.): Filmgenres: Abenteuerfilm
Ein wenig tut mir die Seele ja schon Leid, hatte er bis jetzt doch immer das Pech mit den „Gurken“ unter Reclams Genreführern gesegnet zu sein. Na ja, zumindest mein Einstieg in die Welt der kleinen, aber nicht mehr so billigen (ja wir betonen es bei jeder Rezi immer wieder neu) Filmgenre von Reclam war mit dem Sci-Fi Film ja auch nicht besser.
Überrascht war ich dann doch schon vom Western der einen deutlich besseren Eindruck hinterlassen hat und ich kann nur sagen, dass der Abenteuerfilm hier weitermacht. .
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Gerade nach der Rezi zum Horrorfilm war ich doch mal ein wenig vorsichtiger (obwohl ich mich insgeheim auf ein schlechtes Buch gefreut hatte). Wo die meisten anderen Genreführer nach einem Vorwort direkt mit der Interpretation der einzelnen Filme beginnen und sich dann meistens in dieser auch verlieren, sieht der Abenteuerfilm in seiner Gestaltung schon ein wenig anders aus und geht, wie ich finde, einen recht guten Weg. .
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Nach dem üblichen Vorwort und der Einleitung, die einen kurzen Überblick über das vorliegende Werk und die damit verbundenen Probleme bei seiner Einteilung und Bearbeitung (dazu später mehr) gibt folgt nicht direkt wie erwartet die einzelnen Filme im Detail. Grob gesagt läßt sich das Buch in drei Hauptteile unterteilen. .
Der erste Teil ist einen Überblick über die einzelnen Subgenres dieses doch recht groß abgesteckten Genres. Im Genaueren wird hier der Antikfilm, der Ritterfilm, der Mantel-und-Degen-Film, der Piratenfilm und der Samuraifilm vorgestellt. Eine solche grobe Unterteilung macht sicherlich auch Sinn umfaßt der Abenteuerfilm doch weniger ein genau festgestelltes Genre als vielmehr ein übergeordnetes Konzept, das seine verschiedenen Ausprägungen dementsprechend auch in verschiedene Subgenres findet. Die einzelnen Subgenres werden hier recht gut dargestellt und in machen Fällen (so der Samuraifilm) auch von seinem Hintergrund sehr dezidiert dargelegt. Sicherlich würde der ein oder andere aus diesen Subgenres auch ein eigenständiges Genre begründen, doch tragen sie alle immer noch den Aspekt des Abenteuerliche in sich und zumeist in solch einer Ausprägung, das man sie vorrangig zu diesem zählen muss. .
Der zweite Teil befaßt sich dann auch weniger mit solchen, doch recht viele Filme umfassenden, Subgenres als vielmehr mit konkreten Motiv- und Stoffkomplexen, wovon einige auch oftmals nur durch sich selbst begründet sind und vielmehr eine eigene Reihe bilden. So wird hier nicht nur auf Jules-Verne Adaptionen eingegangen, sondern auch Astrind Lindgren und das Abenteuerliche, die Artussage und Gralssuche, der Tarzan Stoff, Entdecker und Entdeckungsreisen, der Indiana Jones-Zyklus und die deutschen Karl May-Filme besprochen. Hier offenbart sich auch die Genreübergreifende Deutlichkeit der einzelne Motive- und Stoffkomplexe, die Karl May-Verfilmungen sind sicherlich genau soviel Western, wie sie sich dem Abenteuerfilm zuordnen lassen (wenn letzterem sogar nicht noch mehr). Auch die einzelnen Jules-Verne-Adaptionen wurzeln sicherlich sowohl im Phantastischen, als auch im Abenteuerlichen. Wie man sieht, ist eine genaue Einteilung hier oftmals sehr schwer, aber dies haben Gott sei Dank auch die Autoren eingesehen und gar nicht erst versucht genau abgesteckte Grenzen aufzuzeigen, sondern sich oftmals vielmehr darum bemüht, das "Abenteuerliche" in seinen verschiedene Ausprägungen aufzuzeigen..
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Der dritte Teil beschäftigt sich dann endlich mit einzelnen Filmen, wobei auch hier die Varianz sehr weit gestreut ist. Wie schon bei all den anderen Filmgenres erfolgt ein chronologischer Aufbau und die Auswahl die hierbei getroffen wurde, ist sicherlich bei weitem nicht vollständig, aber im großen und ganzen doch exemplarisch zu nennen und erstreckt sich vom "Zeichen des Zorro" und "Robin Hood - König der Vagabunden" über den "Schatz der Sierra Madre" und die "Sieben Samurai" bis hin zu "Dem Mann der König sein wollte" und "Fluch der Karibik". Eine wirklich gut gestreute Auswahl an abenteuerlichen Filmen in ihren verschiedenen Ausprägungen, wobei man auch hier ein glückliches Händchen bewiesen hat und um der Redundanz und Wiederholung zu umgehen solche Filme, die man schon vorher ausführlicher besprochen hat, der Einfachheithalber weggelassen hat. So findet sich eine genauere Abhandlung zu den Indiana Jones Filmen bereits im inhaltlichen zweiten Schwerpunkt..
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Was nun die Qualität der einzelnen Texte angeht, so war ich auch mal wieder sehr angenehm überrascht: Hier wurde kaum bis nicht überinterpretiert. Die einzelnen Analysen sind allesamt sachlich sehr gut ausgearbeitet aber zumeist mit der nötigen kritischen Distanz betrachtet, sicherlich bieten manche Filme sich mehr an als andere und einige weiterführend Ansätze finden sich auch an der ein oder anderen Stelle allerdings nicht in einer solchen Häufigkeit und vor allem Aufdringlichkeit wie etwa bei vorangegangenen Werken..
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Wer dem Abenteuerlichen Film etwas abgewinnen kann, oder sich sonst in der ein oder anderen Art und Weise für Filme interessiert, kann bei diesem Filmgenre sicherlich beruhigt zugreifen. Die großen allumfassenden Antworten bleibt einem das Buch schon aufgrund seines Umfang auch schuldig aber ein sehr guter Abriß und ein ordentlicher Einstieg in das Genre findet man in diesem Werk sicherlich und nicht nur Medienwissenschaftler und Filmhochschulstudenten werden mit den Texten etwas anfangen können, wenn sie über das Genre etwas lernen wollen..
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Tja, auch mir bleibt nun nur der Schritt ins Ungewisse, darauf hoffend das auch der nächste Filmgenreband diesen doch recht hoch vorgegebene Meßlatte halten kann..
Name: Filmgenres: Abenteuerfilm
Verlag: Reclam
Sprache: Deutsch
Autor: Thomas Koebner (Hrsg.)
Seiten: 413
ISBN: 3-15-018404-5{jcomments on}