Blacksad - Die Stille der Hölle

Blacksad Cover

 

 

 

 

Sartre hat gesagt, die Hölle, das seien die anderen. Ich gebe gerne zu, dass andere uns das Leben zur Hölle machen können - aber an ihrer Seite können wir auch das Paradies erleben. Für mich ist die Hölle das Nichts. Ein Ort ohne meine Freunde, ohne Musik, ohne Worte, die die Fantasie beflügeln, ohne Schönheit, die die Sinne anregt…“

 

Mit etwas Verspätung liefere ich nun auch endlich die Rezi zum vierten Blacksad-Band ab. Immerhin habe ich die Entschuldigung, dass zwischen dem dritten und vierten Band ja auch fünf Jahre liegen. Fünf lange Jahre in denen man einem neuen Abenteuer aus der Feder von Juan Díaz Canales und Juanjo Guarnido um deren anthropomorphen Katzendetektiv John Blacksad entgegenfiebern musste.

 

Nach „Rote Seele“ ermittelt er also nun wieder. Diesmal verschlägt es ihn dabei nach New Orleans. Einem Aufruf seines Freundes Weekly folgend, soll er diesem helfen, im Auftrag des Plattenbosses Faust Lachapelle, den verschwundenen Jazzmusiker Sebastian Fletcher zu finden. Dieser ist nicht nur ein begnadeter Jazzmusiker, sondern hat neben einer schwangeren Freundin und einem Drogenproblem auch noch ein Geheimnis aus seiner Vergangeheit, das ihm zu schaffen macht. Doch wie es bei Detektivgeschichten im Noirstile so der Fall ist, steckt weit mehr dahinter als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Neben Jazz, Drogen und Voodoo scheinen hier auch noch einmal Motive aus Blacksads Vergangenheit durch.

Auch bei ihrem vierten Abenteuer ziehen Juan Díaz Canales und Juanjo Guarnido wieder alle Register ihres Könnens, steigern sich die Bilder sogar von Band zu Band immer mehr. Das Vorliegende Umfeld des Comics eignet sich aber auch perfekt für wunderschöne, bunte, großformatige Bilder und besonders bei den farbenprächtigen Panels des Straßenkarnevals lässt sich die gesamt Opulenz betrachten. Bildtechnisch kann man also nicht meckern, da Guarnido sein Handwerk perfekt beherrscht. Die einzelnen Panels setzen sich sehr schön voneinander ab ohne das man die Übersicht verliert. Der Tradition der schwarzen Serie treu bleibend erhält man auch immer wieder Einblicke in John Blacksads Gedanken. Leider ist die Intensivität der Farben nicht so kräftig wie in den Vorgängerbänden. Auch fallen die Zeichnungen stellenweise skizzenhafter aus als noch im Vorgängerband. Die Qualität der Farben möchte ich zwar mal auf den Druck schieben, aber beides zusammengenommen schmälert die Freude dennoch ein bisschen. Eigentlich schade, da die farbenprächtigen Szenen sicherlich noch einmal mehr davon profitiert hätten. Wie schon bei den Vorgängerbänden sind wieder sämtliche Akteure Tieren nachempfunden und teilweise, in Anlehnung an die Fabeltradition, mit deren angedachten Eigenschaften versehen.

In den einzelnen Panels gibt es immer noch genug zu entdecken, da sich Canales und Guarnido vor allem bei der Darstellung der Charaktere sehr viel Mühe gegeben haben. Dies macht sich vor allem in Massenszenen bemerkbar. Die einzelnen Panels werde nur durch weiße Linien voneinander getrennt und überschneiden sich kaum, was dem ganzen Band wieder den Eindruck eines Storyboards vermittelt. Dies ist aber keineswegs negativ zu verstehen, da oftmals Schwunglinien fehlen und man so eher den Eindruck erhält einen kleinen Film zu schauen.

Tja, aber wie sieht es mit der Story aus? Viel verraten möchte ich nicht und einige wenige Worte zum Inhalt sollten somit auch genügen. Das Drogenthema bildet nicht den Kern der Geschichte, sondern liefert einen Ansatzpunkt. Wie schon bei den Vorgängerbänden stehen auch hier wieder vor allem die menschlichen - oder besser gesagt - tierischen Tragödien im Vordergrund und Blacksad wird dabei eher zufällig in das Geschehen mit hineingezogen.

Eine kleine Parallele zu einem Film aus dem Jahre 1987 muss ich allerdings noch anmerken, denn mit seinem Setting (New Orleans), der rudimentären Handlung (Suche nach einem Musiker) und der Voodoothematik erinnert der Band nicht von ungefähr an „Angel Heart“. Aber keine Angst, auch wenn der übernatürliche Thriller in einigen Punkten sicherlich Pate stand, so wird er in keiner Art und Weise kopiert, dafür bekommt man mit der Stille der Hölle eine gelungene Detektivgeschichte präsentiert.

Also, was bleibt abschließend zu sagen? Auch der vierte Band hält, was er verspricht und ist sowohl Fans als auch Gelegenheitslesern dieses Genres zu empfehlen. Auch wenn es ein bis zwei kleine Schönheitsfehler gibt, darf man sich nicht darüber beklagen nichts für sein Geld geboten zu bekommen.

Oh, eines noch! Wie schon bei Band zwei und drei gibt es auch hier wieder quasi eine Post-Credit- Sequenz. Griffen die beiden Vorgängerbände jedoch noch Szenen auf, die direkt mit der Geschichte zu tun hatten, sollte man sich das Bild auf den letzten beiden Seiten genauer ansehen und dann feststellen, dass hier eine Szene aus Blacksads Vergangenheit aufgegriffen wurde, aber mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten und hoffe einfach, dass diesem Band noch weitere folgen werden.

 


Juan Díaz Canales & Juanjo Guarnido
56 Seiten Hardcover, Carlsen Comics
ISBN: 3-551-747-644