Watchmen
"Jetzt steht die ganze Welt an der Kante und starrt auf die verdammt Hölle hinab, all diese Liberalen und Intellektuellen und Schönschwätzer…und plötzlich fällt keinem mehr etwas ein, das er sagen könnte."
Mit den Watchmen legte Alan Moore 1986/87 eine der beeindruckendsten Superheldengeschichten im Comicbereich vor. Von ihm stammen unter anderem die Comicbücher From Hell sowie The League of Estraordinary Gentlemen, zwei Werke die auch in ihrem Bereich einmalig sind und mittlerweile auch den Weg ins Kino geschafft haben.
Bei den Watchmen bestand auch lange die Diskussion doch später wurde das Projekt auf Eis gelegt weil die Geschichte als nicht mehr aktuell abgetan wurde, mittlerweile wurden die Verhandlungen über eine geplante Verfilmung jedoch wieder aufgenommen.
Doch worum geht es denn nun überhaupt?
Zur Handlung:
Angesiedelt ist die Geschichte in einem Amerika zur Zeit des Kalten Krieges, das Wettrüsten ist noch immer ein aktuelles Thema und die Welt bewegt sich fast täglich am Rande einer nuklearen Katastrophe.
In diesem Amerika gibt es aber auch noch jene unbeugsamen Streiter für Gerechtigkeit, Superhelden. Hier sind sie zumeist jedoch normale Menschen ohne irgendwelche besonderen Kräfte die sich während der 40-er Jahre zum ersten Mal formierten um dem organisierten Bösen entgegen zu treten. Ihnen folge in den 60-er Jahren eine jüngere Generation nach, und hierbei erstmals auch jemand mit wirklichen Superkräften. Denn durch einen atomaren Unfall veränderten Dr. Manhattan. Doch die Bevölkerung traute ihren Beschützern nicht mehrt und durch eine Erlass wurden sie allesamt in den Ruhestand geschickt. Die Welt hatte sie vergessen, doch nun scheint jemand die Wächter zu ermorden. Die letzten noch verbliebenen beginne der Sache nachzugehen und stoßen auf einen Plan der die Menschheit in ihrer Grundfeste erschüttert.
So, mehr möchte und will ich nicht verraten ohne der Geschichte die Spannung zu nehmen. Denn gerade das überraschende Ende ist es für das es sich wirklich lohnt der Story zu folgen.
Gerade Alan Moore ist bekannt dafür nicht einfach nur simple Bildergeschichten zu erzählen sondern aus ihnen etwas besonders zu machen.
In seinem Amerika hatten die Superhelden einen schweren Stand, hier kämpften sie wirklich unter den Menschen gegen die Verbrecher, aber wie es nun mal mit der Bevölkerung so ist. Die öffentliche Meinung änderte sich, schon bald verloren die Menschen das Vertrauen in ihre Beschützer und wollte keine Wächter die sich über die üblichen Gesetzte hoben, zudem verschärfte die Situation des Kalten Krieges die gesamt Weltpolitik, das einfache Gut-Böse-Schema geriet ins wanken.
Gerade diese Situation bietet einen gelungenen Hintergrund für Alan Moores Geschichte die sich immer weiter entfaltet und mehr und mehr Abgründe offenbart um schließlich auf ihren fulminanten Höhepunkt hinzusteuern. So verknüpft er reale Fakten mit den modernen Märchen von Superhelden und Beschützern zu einer gekonnten Geschichte.
Auch die Figuren sind allesamt nicht frei von Fehlern und ihre Charakternetwicklung wird gut und glaubwürdig nachvollzogen. So gibt es die Superhelden der ersten Stunde, Menschen die gerne Räuber und Gendarm spielten und einfach nur etwas gegen das Böse untenehmen wollten, nach dem zweiten Weltkrieg waren die meisten jedoch auch ihres Tuns müde und wurden auch nicht jünger so das sie sich in den Ruhestand begaben, ihnen folgte eine jüngere Generation nach die sich jedoch in einer vollkommen anderen Welt behaupten musste.
Zwar überdauerte auch der ein oder andere seine Zeit, doch besonders im Falle des Comedian bezahlte man einen hohen Preis dafür. So war er später nicht unabhängig sondern arbeitete wie Dr. Manhattan für die Regierung und verstrickte sich immer tiefer in eine Welt aus Zynismus und Galgenhumor.
Auf der anderen Seite gab es aber nun auch mit Dr. Manhattan eine vollkommen neue Art von Superheld, jemand der wirklich Macht hatte, Atome verändern und sich zu jedem beliebigen Ort Teleportieren konnte. Aber auch jemand der dem Menschsein immer mehr entrückte und langsam den Bezug verlor.
So sind Moores Charaktere allesamt tragische Gestalten teils von außen her in ihre Situation gepresst, teils aber auch durch ihr eigenes Zutun hineingeraten. Dabei läuft die Story nicht stur von Punkt A nach Punkt B sondern lässt sich auf mehreren Ebenen verfolgen und bietet dabei immer wieder neue Einblicke in die Charaktere, seine sie nun wichtig für die Handlung oder einfach nur Nebencharacktere.
In den 80-er Jahren erschien die Geschichte in sechs einzelnen Heften, in der Neuauflage wurden diese in einem Band zusammengefasst, wobei die Comics durch Texte aus der Geschichte unterbrochen werden und einiges an Wissen und Ansichten zusätzlich liefern.
Der Zeichenstil an sich ist natürlich durch sein erstmaliges Erscheinen geprägt und somit stilistisch sehr 80-er Jahre mäßig. Dies macht aber auch gerade hier sehr viel Sinn, heutzutage sicherlich mehr aus nostalgischen Gründen, doch damals ganz in der Tradition der Superheldencomics.
So bleibt ein wirklich guter Comic der nicht nur aus der Masse heraussticht sondern auch einen vollkommen anderen und neuen Blick auf das Superheldengerne wirft. Alan Moore schafft es mit seiner Geschichte dem ganzen ein vollkommen neue Perspektive zu geben und gleichzeitig einen nicht minder kritischen Blick zu riskieren.
Ein Beispiel das zeigt, das Superheldencomics nicht nur simpel gestrickt sind und durchaus mehr zu bieten haben als das übliche Gut gegen Böse.
Who watches the Watchmen?
Alan Moore/Dave Gibbson{jcomments on}
Hardcover, Carlsen Comics
ISBN: 3-551-74408-4