Superman for all Seasons

"Before the legend...
Before the icon...
Before the Man of Tomorrow..."

So, der neue Superman-Film steht nun auch definitiv vor der Tür und knüpft erstaunlicherweise an den zweiten Teil der alten Reihe an, ohne ganz neu anzufangen oder den dritten und vierten Teil in Betracht zu ziehen ... nun ja, man lässt sich also überraschen.
Und im Zuge dessen widme ich mich heute einmal dem Comicwerk des bereits vielfach genannten und auch rezensierten Comicduos Loeb & Sale um Superman. Nach dem Erfolg von Batman: The Long Halloween durften die beiden nun auch eine vierteilige Geschichte um das zweite Flaggschiff von DC verwirklichen. Diese vier Kapitel sind in dem vorliegenden Band zu einer Geschichte zusammengefasst, und wie der Titel schon andeutet, spielt jedes Kapitel in einer Jahreszeit und dreht sich natürlich um Superman.
Zum Inhalt sei nur recht wenig gesagt, die Story handelt von Supermans ersten Auftritten in Metropolis. Seinem ersten Zusammentreffen mit Lois Lane und seinem späteren Erzfeind Lex Luthor (hier übrigens noch mit – wenn auch schon im Schwinden begriffener – Haarpracht).

Loeb und Sale setzten ihre Geschichte allerdings schon auf der Erde an und gehen somit davon aus, dass den Lesern bekannt ist woher Superman kommt, denn es gibt keinen einzigen Rückblick auf Krypton oder die Katastrophe welche Kal-El auf die Erde brachte.
Hier erleben wir einen gerade erwachsen gewordenen Superman der am Anfang seiner Karriere steht und im ersten Teil seine Fähigkeiten erst entdeckt.
Das zweite Kapitel stellt Supermans Höhepunkt in Metropolis dar, wie er zum Held wird und dabei Lex Luthor gegen sich aufbringt, da er es schafft, diesen für einen Tag hinter Gitter zu bringen.
Doch schon im dritten Kapitel (im Englischen recht passend mit „Fall“ betitelt) erleben wir Luthors Racheplan und wie er schafft, Superman aus Metropolis zu verjagen, jedoch nur für kurze Zeit, denn nach einem kurzen Abstecher in seine Heimatstadt Smallville kehrt er gestärkt wieder zurück, um sowohl Luthor als auch allen anderen Verbrechern in Metropolis den Kampf anzusagen und seine neue Heimat zu verteidigen.

Zunächst muss ich sagen das ich eigentlich nicht gerade ein großer Fan des fliegenden Pfadfinders bin, irgendwie war mir dieser fliegende Unterhosen-drüber-Träger einfach zu gut und zu glatt.
Dies ändert sich auch in Loeb/Sales Geschichte nicht, aber dennoch schaffen sie es, ihm irgendwo so etwas wie ein Profil und eine Persönlichkeit zu geben, die doch etwas tiefer gehen als die des good-old-american-boy.
Die Unterteilung der vier einzelnen Kapitel nach Jahreszeiten, beginnend mit dem Frühling, wird dabei immer von einem Off-Text begleitet der von einer der Personen in Clarks Umfeld gesprochen wird.
Im ersten Teil berichtet Jonathan Kent von seinem Sohn und was er wirklich ist, wie sein Leben in Smallville verlief und von seiner Beziehung zu ihm und Martha.
Im zweiten Kapitel wird der Off-Text von Lois Lane übernommen, als Superman immer mehr zu ihrem Hauptinteresse wird und sie versucht herauszufinden, wer dieser Mensch wirklich ist und was ihn antreibt.
Im dritten Teil darf niemand Geringeres als Lex Luthor darüber berichten wie er Superman sieht, nämlich als einen Störfaktor in seiner Stadt und das er versucht diesen aus dem Weg zu räumen um wieder selber Ordnung nach Metropolis zu bringen.
Im letzten Kapitel ist es Supermans Jugendliebe Lana Lang, die mittlerweile über Clarks Geheimnis Bescheid weiß und von ihrer Beziehung zu ihm berichtet.
Erstaunlich ist, dass wir in der ganzen Geschichte niemals selber etwas von den Gedanken Supermans erfahren, dies geschieht entweder nur über Zweite oder durch Gespräche Clarks mit den betreffenden Personen. Dies führt zum einen dazu, dass Superman zwar auf der einen Seite ein wenig geheimnisvoll bleibt, aber auch recht menschlich 'rüberkommt. Denn sowohl seine Herkunft als vom Lande kommender Junge als auch seine zweite Identität als einer der größten Helden seiner Zeit nimmt man ihm recht problemlos ab und die Probleme mit denen er zu kämpfen hat, seien sie nun physischer oder psychischer Natur, kommen nicht zu flach herüber.
Der Zeichenstil ist gewohnter Tim Sale, allerdings muss ich sagen, dass ich mit Superman so meine Probleme hatte. Den Sale stellt ihn nicht wie heute üblich als durchtrainierten Helden dar, sonder lehnt ihn eher an die früheren Entwürfe von Siegel und Schuster aus den 30er und 40er Jahren an.
Hier ist er eher kräftig und mit dem wohl breitesten Stiernacken und dem tonnenförmigsten Brustkorb seit langen ausgestattet. Er wirkt damit nicht unförmig, dass keine falschen Gedanken aufkommen, aber für modernen Sehgewohnheiten doch eher gewöhnungsbedürftig.

Alles in allem hat mir Superman for all Seasons richtig gut gefallen und ist sicherlich nicht nur für die Fans des fliegenden Kryptoniers interessant, sondern auch für die, die an Geschichten Interesse haben, bei denen nicht nur ein Monster oder Superschurke nach dem nächsten in Grund und Boden gekloppt werden.
Im Prinzip ist der vorliegende Band ein recht gutes Äquivalent zu Batmans Year One.


Jeph Loeb / Tim Sale{jcomments on}
Softcover 206 Seiten, DC Comics
ISBN: 1-56389-529-3