Serenity - Better Days
Ich liebe Firefly und Serenity. Das ist kein großes Geheimnis. Ich finde die Serie gut, den Film, den Soundtrack, das Rollenspiel, ja eigentlich alles. Dennoch schrieb ich, irgendwo zeitlich nahe am Kinofilm, zum ersten Comic im Setting, dass ich sehr enttäuscht war. Whedon war zwar persönlich bei „Those Left Behind“ federführend beteiligt, aber insgesamt schien der Band dennoch ohne Herz produziert zu sein.
Aber nun gut, Joss Whedon ist dennoch nach wie vor ein begabter Schreiber und da er durchaus ja schon mehrfach bewiesen hat, dass er durchaus auch Comics „kann“, gab ich ihm gerne eine weitere Chance.
„Better Days“ erschien wieder in Form dreier Hefte und liegt nun, etwas später, als gesammeltes TPB vor. Extras gibt es keine, aber die gab es ja auch schon bei „Those Left Behind“ erst in der später erschienen Hardcover-Deluxe-Ausgabe, die mir auch nicht vorliegt.
Die Geschichte spielt zwischen dem Ende der Serie und besagtem erstem Comic, vor den harten Ereignissen des Kinofilms. Und wo „Those Left Behind“ sich noch wie eine Pflicht anfühlte, die Serie und den Film so zu verbinden, dass der Zuschauer nicht auf offenen Fragen wie dem Schicksal der von Anfang an den Machern nur aufgezwungenen Hands of Blue sitzen bleibt, so ist „Better Days“ nun eine Kür, eine Geschichte, die einfach noch erzählenswert ist.
Die Prämisse ist dabei ganz ungewöhnlich: Ein Job der Crew scheint gut auszugehen und ehe sie sich versehen, sitzen sie auf einem ganz beachtlichen Berg von Geld. Das wirft sie nicht nur etwas aus der Bahn, sondern auch die Frage auf, was sie mit ihrem neuen Reichtum anfangen wollen. Somit sind wir auch beim ersten Highlight der Geschichte: In Teils geradezu absurden, teils auch sehr rührenden „Einspielern“ schildert Whedon die Träume der Crew, die Wünsche, die sie sich mit dem Geld erfüllen wollen. Und ob es nun Jaynes Großmachtdenken ist oder Rivers scheinbare LSD-Phantasie, das Ergebnis ist sehr unterhaltsam.
Auch ist man mit Geld natürlich direkt ein angesehener Teil der Gesellschaft und es ist sehr spannend zu sehen, wie sich der Haufen von Underdogs, der die Crew der Serenity bildet, plötzlich in dieser neuen Situation orientiert bekommt.
Aber natürlich ist nicht alles Gold was glänzt. Es winkt Ärger am Horizont, es kommt zu harten Kämpfen und nach bewegten 80 Seiten ist das Geld auch wieder weg; kein Spoiler, denn der Kinofilm zeigt unsere Helden ja bereits wieder in einer ganz anderen Ausgangsposition.
Dazwischen aber gibt es sehr viel Witz und die gewohnt präzise gesetzten Dialoge, die einen großen Teil von Whedons Beliebtheit ausmachen, sowie den einen oder anderen Hinweis auf weitere offene Fragen, ganz besonders natürlich rund um den nach wie vor viel zu wenig ausgebauten Charakter Book.
Schön, dass ohne konkreten Termin derzeit ein dritter Comic im „Serenity“-Setting angekündigt ist, der entsprechend „A Shepherd's Tale“ heißt und damit vielleicht endlich das Geheimnis von Derrial Book lüften kann.
Der vorliegende Comic macht von vorne bis hinten Spaß, ist toll geschrieben und funktioniert grob als eine etwas ausgedehnte Episode der Serie ohne großartig bemühte Bezüge. Die Qualität vom Artwork ist gut, wenn auch nicht überragend, der Druck dabei von üblicher Qualität. Wer allerdings die Serie nicht kennt, wird zu dem Comic nur wenig Zugang finden, erklärt wird in „Better Days“ nämlich eigentlich nichts.
Wer aber die Serie kennt und mag, der sollte zugreifen, zumal der Dollar-Kurs es derzeit sogar ermöglicht, das Buch für unter fünf Euro zu erstehen – und die ist es allemal wert!
Joss Whedon, Brett Matthews und Will Conrad
80 Seiten Softcover, Dark Horse Comics{jcomments on}
ISBN: 978-1-59582-162-1