Sandman Mystery Theatre - The Tarantula
"As a youngster, I would sometimes wake at night crying out form my mother. My father found himself at a loss at how to soothe me. His standart response soon became that soon The Sandman would lull all my troubles away."
Wenn man die Worte Sandman und Comics erwähnt, wird den meisten sicherlich erst einmal Neil Gaimans geniale Graphic Novel-Reihe einfallen.
Aber um die geht es heute nicht. Vielmehr geht es um den originalen Sandman, den Neil Gaiman zwar vom Namen her in den 80er wiederbelebte, aber sich von der ursprünglichen Gestalt doch entfernte.
Bei dem vorliegenden Comic hingegen besannen sich Matt Wagner und Guy Davis wieder auf die ursprünglichen Wurzel und stellten ihn so dar, wie er 1941 zum ersten Mal in Erscheinung getreten war.
Denn der Sandman hat seine Wurzeln im Golden Age, allerdings schaffte er es nicht, sich über den zweiten Weltkrieg hinaus zu halten und versank bis zu Gaimans Neubearbeitung in der Versenkung.
Dabei merkt man doch, wieviel potential eigentlich in dem Charakter steckt, wenn man sich das vorliegende Comic einmal genauer betrachtet.
Die Story ist recht schnell erzählt:
Wesley Dodds geht als Sandman einigen Entführungen junger Frauen nach. Dabei merkt er schnell, dass er gegen einen gefährlichen Gegner kämpft, als einige der Frauen schrecklich verstümmelt wieder aufgefunden werden.
Das Wichtigste ist vielleicht, dass man es hier mit einer ernsten Geschichte zu tun hat, keine übermächtigen Schurken oder strahlenden Helden, wie man sie vielleicht gewohnt ist.
Der Sandman ist vielmehr ein Detektiv als ein Superheld, vollkommen ohne irgendwelche besonderen Kräfte ausgestattet muss er alleine mit Tricks und natürlich seinem Wissen in Chemie seinen Gegnern zu Leibe rücken. Dabei muss er allerdings auch selber aufpassen dass er seinem K.O.-Gas nicht zum Opfer fällt und eine Gasmaske tragen. Alleine schon seine Erscheinung mag deshalb so gar nicht in das Bild eines Helden passen.
Wo selbst Batman noch ein Kostüm trägt, um seinen Feinden Furcht einzuflössen, ist der Sandman vollkommen normal gekleidet, Anzug, Trenchcoat und ein Hut. Lediglich die Gasmaske stört das Gesamtbild eines eigentlich normalen Bürgers. So erinnert er schon mehr an die Noir Stories der dunklen Serie der späten 50er und 60er Jahre.
Aber gerade dieses Fehlen jeglicher übernatürlichen Komponenten machen den Sandman auch wieder zu einer interessanten Figur der amerikanischen Pulp-Tradition.
Die einzelnen Figuren, sei es nun Wesley Dodds alias der Sandman oder auch Nebencharaktere wie Dian Belmont (die im Laufe der Geschichten zu so etwas wie seinem Sidekick wird, ohne dabei jedoch wirklich in seine Fußstapfen zu treten oder den Part der in Gefahr geratenen Frau auszufüllen - vielmehr entwickelt sie sich parallel zum Sandman eigenständig weiter) haben dabei mehr Tiefe abbekommen als noch aus ihren alten Tagen von vor dem Zweiten Weltkrieg übrig war - auch die Geschichten erhielten einen deutlich düsteren Ton.
Zu diesem Gesamteindruck tragen auch die Zeichnungen von Guy Davis bei, er schafft es sehr gut den Stil der 30er /40er-Jahre einzufangen, ohne dabei antiquiert oder komisch zu wirken.
Auch die Farbgebung tu ihr Übriges dazu, alles wirkt recht blaß und ein wenig abgeschwächt, keine der Farben ist wirklich kräftig zu nennen.
Die gesamte Konzeption trifft den Nerv jener Zeit und den der Comics wirklich gut.
Zur Einführung gibt es noch ein ausführliches Vorwort von Dave Marsh, der auch noch einmal eine kurzen Überblick über die Vergangenheit des Sandman gibt, so dass man als Neueinsteiger recht schnell informiert ist.
Für Freunde von etwas bodenständigeren Comichelden und Liebhabern von Pulp-Noir-Stories ist das Sandman Mystery Theatre sicherlich ein lohnender Kaufgrund, wer allerdings etwas ähnliches wie Neil Gaimans Sandman erwartet, wird aber enttäuscht werden.
Ansonsten kann ich aber nur mein Kaufempfehlung aussprechen, sicherlich ist es kein Meilenstein in der Comicgeschichte oder ein unentdeckter Schatz, aber unter all den Comics dort draußen doch definitiv einen Blick wert.
Matt Wagner/Guy Davis{jcomments on}
Softcover 111 Seiten, Vertigo Comics
ISBN: 1-56389-195-6